Aktualisiert am 16/05/2020 von Gina

Welches waren unsere Reisehighlights im vergangenen Jahr? Diese Frage ploppt mit schöner Regelmäßigkeit am Jahresende auf. Und da wir nicht die einzigen sind, die sich damit beschäftigen gibt es gleich zwei Blogparaden, die sich diesem Thema widmen.

Jessica fragt auf Yummytravel nach den Reisehighlights unter thematischen Gesichtspunkten. Bei Andreas sind auf Reisewut alle Highlights des Reisejahres gefragt. Mit unserem Jahresrückblick beteiligen wir uns an beiden Blogparaden.

2019 haben wir nur Länder in Europa bereist. Da gab es natürlich viel Kultur zu besichtigen. Deswegen widmen wir uns in unserem Rückblick den verschiedenen architektonischen Highlights, die wir kennengelernt haben.

1. Highlight: Manuelinik in Portugal

Im Frühjahr reisten wir für 10 Tage nach Portugal. Wir verbrachten ein paar Tage in Lissabon, ehe wir ins idyllische Obidos fuhren. Dort hatten wir im Rahmen der Reiseblogger-WG ein schönes, großes Haus zur Verfügung. Tagsüber erkundeten wir die wunderschöne Umgebung, abends machten wir uns in SEO schlau.

Schon in Lissabon stießen wir auf den nur in Portugal existierenden Archtitekturstil der Manuelinik. Benannt ist er nach dem portugiesischen König Manuel I., zu dessen Zeit der prunkvolle Stil entstand.

Blick durch verzierte Säulen in den Innenhof des Klosters.

Das Kloster in Belem ist ein Paradestück der Manuelinik.

Portugal befand sich in seiner wirtschaftlichen und kulturellen Blüte. Das wurde natürlich auch durch entsprechende Bauten ausgedrückt. Die Manuelinik ist charakterisiert als eine Form der Spätgotik mit Anklängen an die Frührenaissance. Typisch sind Ornamente, die an die Seefahrt erinnern, wie gedrehte Taue, Seemannsknoten, Muscheln und nautische Instrumente. Portugal war ja eine große Seefahrernation zu dieser Zeit.

In Lissabon selber wurden fast alle Gebäude der manuelinischen Zeit durch das große Erdbeben 1755 zerstört. Doch schon im Vorort Belem blieb einer der beeindruckendsten Bauten erhalten: Das Kloster von Belem. Der Kreuzgang mit seinen zierlichen Bögen und vielfachen Schmuck an Figuren und Dekorationen ist atemberaubend schön. Der Sandstein strahlt in einem warmen Gelb.

Die Innenräume wie Refektorium und die Klosterkirche selbst sind ein prachtvoller Anblick. In diesem Kloster liegen viele Könige und Königinnen Portugals begraben. Auch der große Seefahrer Vasco da Gama fand hier seine letzte Ruhestätte.

Quadratischer Turm aus hellem Stein.

Der Torre de Belem.

Am Ufer des Tejo steht ein weiteres Bauwerk mit manuelinischen Merkmalen, der Torre de Belem. Er wurde als Leuchtturm und zur Verteidigung des Hafens von Lissabon errichtet. Sein Zwillingsturm am gegenüberliegenden Ufer des Flusses überstand das Erdbeben von 1755 nicht.

Weitere prächtige Bauwerke im manuelinischen Stil sind die Klöster Batalha, Tomar und Alcobaca. Wir besuchten sie auf verschiedenen Tagesausflügen. Im Königlichen Kreuzgang in Batalha finden sich die frühesten Merkmal der Manuelinik. Im Kloster der Christusritter in Tomar finden sich Baustile von Romanik, Gotik, Barock und natürlich auch Manuelinik. Berühmt ist hier das manuelinische Fenster mit überbordender Dekoration.

Fenster mit reichem STeinmetzschmuck als Rahmen.

Das manuelinische Fenster in Tomar.

2. Highlight: Osmanische Architektur in Albanien

Albanien ist ein Land, das viele noch nicht als Reiseland auf dem Schirm haben. Das hat uns besonders gereizt, das Balkanland zu erkunden, bevor es vom Massentourismus entdeckt wird. So begaben wir uns im Frühsommer auf eine dreiwöchige Rundreise durch Albanien.

Phönizier, Griechen, Römer, Osmanen, Venezianer – alle waren dort und haben ihre Spuren hinterlassen. Die Osmanen herrschten für 400 Jahre in Albanien. So sind einige Stadtbilder noch heute von der osmanischen Architektur geprägt. Besonders ausgeprägt findet man dies in der Altstadt von Gjirokastra vor. Steile Gassen mit historischem Kopfsteinpflaster prägen das Bild.

Zekati-Haus in Gjirokastra.

Das Zekati-Haus.

Eindrucksvoll sind die hohen osmanischen Wehrturmhäuser, die sich reiche Familien bauten. Unten waren die Nutzräume, wie Vorratsräume und Zisterne. Je weiter man nach oben stieg, desto prachtvoller war die Ausstattung. Interessant ist auch die Tatsache, dass es eine Winter- und eine Sommeretage gab. Im Winter wohnte man im dritten Stock mit dicken, gemauerten Wänden, kleinen Fenstern und einem Kamin zum Heizen. Im Sommer zog man in den luftigen obersten Stock um, wo sich auch eine schattige Dachterrasse befand.

Flache Häuser mit langen Fensterreihen.

Berat – die Stadt der 1000 Fenster.

Ein weiteres Beispiel für osmanische Architektur ist die Stadt Berat. Wegen des typischen Baustils wird sie auch die Stadt der 10000 Fenster genannt. Die weißen Häuser kleben förmlich am Berghang, der auf der Höhe von der Burg gekrönt wird. Genau wie Gjirokastra zählt auch Berat zum UNESCO-Weltkulturerbe.

3. Highlight: Barocke Architektur in Sizilien

Unser Sizilien-Urlaub im Herbst verlief anders als geplant. Unglücklicherweise stürzte ich am zweiten Urlaubstag und brach mir den Fuß. Unter dem Motto: “Krank im Urlaub – wie du das Beste draus machst” verlief das geplante Besichtigungsprogramm sehr eingeschränkt.

Auch Sizilien wurde von einem schweren Erdbeben erschüttert. 1693 wurde ein großer Teil der Orte dem Erdboden gleich gemacht. Dieses tragische Ereignis hatte aber zur Folge, dass die Städte im Südwesten von Sizilien in einem einheitlichen barocken Stil wieder aufgebaut wurden.

Gelbe Fassade der Barock-Kirche.

Die prachtvolle barocke Kathedrale in Noto.

Wir konnten uns von diesem harmonischen Bild bei Stadtrundfahrten in Siracusa, Noto, Ragusa und Modica überzeugen. Die prächtigen Barock-Kirchen von innen zu besichtigen kam leider für mich nicht in Frage. Schon die imposanten Freitreppen vor den Bauten waren ein Hindernis, dass ich an meinen Krücken nicht bewältigen konnte.

Aber immerhin haben wir die Städtebilder als Gesamteindruck genießen können. Und irgendwann geht es noch mal nach Sizilien, dann hoffentlich mit heilen Haxen!

4. Highlight: Historismus in Budapest

Unsere letzte Reise in 2019 führte uns zum Jahreswechsel nach Budapest.

Auch wenn wir feststellen mussten, dass eine Städtereise im eisigen Winter und zur Hauptsaison nicht unsere Lieblingsreise-Art werden wird, haben uns die schönen Bauten in der ungarischen Hauptstadt fasziniert.

Da Budapest bei mehreren Gelegenheiten (Eroberung durch die Osmanen, Rückeroberung, Flutkatastrophen) gründlich zerstört wurde, gibt es wenig wirklich alte Bauwerke zu sehen. Dafür haben aber fantasievolle Architekten Bauwerken mit vielen historischen Bezügen erstellt.

Beleuchtetes Parlamentsgebäude am Donauufer.

Das Parlament bei Nacht.

Allen voran natürlich das ungarische Parlament, das eindrucksvoll am Ufer der Donau liegt. Auch nachts, wenn es stimmungsvoll beleuchtet ist, bietet es einen prachtvollen Anblick.

Die Mathiaskirche, die Ende des 19. Jahrhunderts “regotisiert” wurde, hat uns besonders von innen sehr gut gefallen. Sie ist in fröhlichen Farben komplett ausgemalt und hinterlässt dadurch einen sehr heiteren Eindruck.

Bunt bemalte Bögen.

Fröhliches Interieur in der Mathiaskirche.

Weniger überzeugend fanden wir die davor liegende Fischerbastei. Ihre neoromanischen Türmchen und Zinnen erinnerten uns zu sehr an ein Disney-Schloss.

5. Weitere Reisehighlights in 2019

Natürlich haben wir uns in 2019 nicht nur von einem Juwel der Archtitektur zum nächsten gehangelt.

Auch ausgiebige Ausflüge in die Natur haben wir sehr genossen. Zwei lange Wochenenden haben wir für einen Kurzurlaub an der Mosel genutzt und mehrere Etappen des Moselsteigs unter die Füße genommen.

Burg Metternich über Beilstein an der Mosel.

Burg Metternich über Beilstein an der Mosel

In Albanien haben wir nicht nur die osmanische Archtitekur bewundert, sondern antike Ausgrabungsstätten wie Butrint, Phoenike und Apollonia entdeckt. Die majestätische Berglandschaft Albaniens haben wir bei Wanderungen am Osumi Canyon und bei Permet genossen sowie bei einer Fahrt über dem Komani See. Der Hauptstadt Tirana haben wir auch einen Besuch abgestattet.

Zur Auflockerung der Zeit zwischen den längeren Urlauben sind wir gerne für ein Wochenende in der Nähe unterwegs gewesen. Kurztrips führten uns nach Hamburg, Wetzlar, Ostbelgien und Wolfenbüttel.

Alles in allem war 2019 ein abwechslungsreiches Reisejahr für uns und wir blicken gerne auf die vielen schönen Erlebnisse zurück.