Aktualisiert am 03/06/2024 von Gina
Barbara ruft zu einer Blogparade auf: Wie unsere Reisen in der Kindheit uns geprägt haben. Da beteiligen wir uns natürlich gerne.
Ich habe in meinen Fotoalben und in meinen Kindheits-Erinnerungen gekramt und präsentiere dir nun meine ersten Urlaubserlebnisse. In den Sechziger- und Siebzigerjahren habe ich mit unseren Eltern meine ersten Reisen unternommen.
Marcus nimmt euch in folgendem Bericht mit auf einen Ausflug in seine Jugend:
Camping und Gummiboot am Gardasee

Insta-taugliches Posing am Comer See
Mein allererster Urlaub führte mich im zarten Alter von fünf Jahren über die Alpen nach Norditalien. Mit dabei: ein Klepper-Faltkajak, mit dem meine Eltern mit mir den Comer See erforschten. Weiter ging es in diesem Urlaub bis zum Gardasee, wo wir auf dem Campingplatz Zocco bei Manerba unser Familienzelt aufschlugen.
Ob Paddeln auf dem See, Federball spielen (so hieß das damals noch, nichts mit Anglizismen….) auf dem Campingplatz oder entspannen am Kiesstrand – wir genossen herrliche Tage in der Sonne.
Unser Feriendomizil am Gardasee

Immer top-gestylt ging es zur Stadtbesichtigung
Auch ein Ausflug nach Venedig stand auf dem Programm, wo ich mich auf dem Markusplatz mit Hingabe dem Tauben füttern widmete. Verona und Mailand wurden ebenfalls in diesem Urlaub besucht. Wie du auf den Bildern sehen kannst, haben wir uns für die Besuche in den Städten immer fein gemacht.
Campingurlaub in Italien war in den Sechziger-Jahren sicherlich eine sehr verbreitete Art, Urlaub zu machen. So ging es auch bei uns weiter.
Ab dem nächsten Jahr war auch mein jüngerer Bruder mit von der Partie. Im Vorjahr war er noch zu Oma in die Sommerfrische geschickt worden, weil er als zu klein für die Reise erachtet wurde. Auch ein nicht ungewöhnliches Vorgehen in den Sechzigern.
Mit hoch bepacktem Auto ging es Richtung Süden. Ich erinnere mich noch, dass der schwarze Mercedes so voll gepackt war, dass wir Kinder auf dem aufgestapelten Gepäck auf der Rückbank thronten. Heute undenkbar, aber damals gab es ja noch keine Kindersitze.
Schließlich musste das ganze Camping-Zeug sowie das Zubehör fürs Boot mit. Ich weiß auch nicht, ob sich meine Eltern Gedanken über das Gewicht der Ladung machten.

Die Familienkutsche. Wir mussten vorne aussteigen, sonst wäre hinten das Gepäck rausgefallen…

Die Gummigurke
Das Paddelboot war „gewachsen“: nun kam eine Segeljolle mit. Ebenfalls ein Faltboot, das sich den Beinamen „Gummigurke“ erwarb. Ein Hinweis nicht nur auf die Außenhaut, sondern auch auf die nautischen Eigenschaften.
Jahr für Jahr zog es uns nach Manerba auf den gleichen Campingplatz. Wir trafen dort immer wieder die Spielkameraden vom letzten Jahr wieder und hatten eine glückliche Zeit. Mal segelten wir mit unseren Eltern über den Gardasee, mal blieben wir zum Spielen auf dem Platz zurück, während sie Wind und Wellen trotzten.

Ein Teil der Spielkameraden vom Campingplatz

Später habe ich mich aber weiter ins Wasser getraut…
Wir Kinder bekamen unser eigenes „Kinderzelt“ – wie auf dem Titelbild des Beitrags zu sehen. Es war immer ein spannendes Spektakel für uns, wenn Papa unter der noch schlappen Zelthaut mit den Zeltstangen kämpfte, um unser Domizil aufzubauen.
In einem dieser Urlaube lernte ich im Gardasee schwimmen. Im warmen und klaren Wasser des Sees entwickelten wir uns zu Wasserratten.
Segeln in Italien und Dänemark
Gegen Ende der Sechziger wurde die „Gummigurke“ gegen eine richtige Segeljolle getauscht. Sie war aus Holz und bekam den Namen „Pinocchio“, den fortan alle Boote meiner Eltern tragen würden.

Pinocchio I. am Gardasee

Im Hintergrund steht der kleine NSU
Der Mercedes war einem kleinen NSU gewichen. Ja, damit sind wir zu viert mit dem ganzen Campinggerödel über die Alpen gejöckt. Und das Segelboot auf dem Anhänger hintendran! Heute kaum noch vorstellbar. Immerhin konnten wir jetzt große Teile des Gepäcks im Boot auf dem Anhänger verstauen, so dass wir Kinder richtig auf der Rückbank sitzen konnten.
Irgendwann beschloss meine Mutter, dass es auf dem Campingplatz nicht mehr standesgemäß und nicht komfortabel genug sei. So wurde der erste und einzige Hotelurlaub gebucht, den wir je mit meinen Eltern unternommen haben. In Bardolino am Gardasee kamen wir in einem Hotel unter, das eine Terrasse am See hatte. Von dort konnte man mit dem Segelboot starten, denn das Segeln war mittlerweile fest als Freizeitbeschäftigung etabliert.

Ausflug auf den Monte Baldo
Trotz der Segel-Leidenschaft meiner Eltern stand auch der ein oder andere Ausflug auf dem Programm. So fuhren wir mit der Seilbahn – wandern war als Freizeitbeschäftigung für meine Eltern indiskutabel – auf den nahe gelegenen Monte Baldo.
Ich weiß nicht, ob der Hotelurlaub letztlich zu teuer oder zu unflexibel für meine Eltern war. Jedenfalls wurde im Jahr darauf Urlaub im Ferienhaus getestet. Damit wir mal was anderes sehen und Pinocchio ein neues Revier zu erkunden hatte, ging es nach Dänemark.
Der weiße Sandstrand der Ostsee war wunderschön. Leider war das Meer viel kälter als der Gardasee (Überraschung!). Oft blies ein kalter Wind und das Wetter war viel unbeständiger als in Italien.

Kein Bikini-Segeln auf der Ostsee
Wir Kinder hockten manchmal bibbernd und vor Kälte heulend am Strand. Das war definitiv kein Urlaub in unserer Komfortzone. Und dann gab es noch diese glibberigen Quallen!
So blieb unser Dänemark-Urlaub der einzige Ausflug in den Norden. Ab in den Süden hieß es fortan wieder.
Pinocchio II und die jugoslawische Adria
Mein Vater rechnete meiner Mutter vor, wie viel Geld uns zukünftige Urlaube in der Hauptsaison kosten würden. Und dass eine Segeljacht, auf der die Familie wohnen könnte doch dadurch bald amortisiert sei. Sozusagen ein schwimmender Wohnwagen. Meine Mutter war nie sehr mutig und fand die Vorstellung, mit so einer Nussschale auf dem Meer zu schippern eher furchterregend. Aber sie ließ sich überreden.
So starteten wir 1970 mit einer knapp sieben Meter langen Segeljacht im Schlepp wieder mal über die Alpen. Leider war Pinocchio II erst knapp vor den Ferien geliefert worden und so wurde im italienischen Grado zum ersten Mal der Mast gesetzt.

Pinocchio II. in Aktion

Die Pausen vom Segeln wurden auch genossen
Wir schipperten die kurze Strecke nach Istrien im damaligen Jugoslawien hinüber. Da das erste Mal mit dem Schiff doch sehr aufregend war, kamen wir in drei Wochen Urlaub nur einmal entlang der Westküste Istriens bis nach Pula und wieder zurück. Eine Strecke, die wir in den folgenden Jahren in wenigen Tagen bewältigten.
Nun hatten meine Eltern die ideale Urlaubsform gefunden. Jedes Jahr ging es hinunter an die Adria. Die jugoslawische Küsten mit tausenden von vorgelagerten Inseln und vielen idyllischen Buchten bot ein abwechslungsreiches Segelrevier. Die Urlaube wurden auf vier und später auf fünf Wochen verlängert.
Starteten wir anfangs noch von Grado in Italien wurden später die Starthäfen weiter südlich verlegt. Novigrad, Zadar und sogar Ancona wurden mit dem Gespann angefahren, um von dort aus immer weiter südlich vorzudringen.
Pinocchio war oft das kleinste Schiff im Hafen. Da sich im südlichen Klima das Leben fast komplett draußen abspielte, wurde es uns trotzdem nicht zu eng. Abends gingen wir fast immer essen, denn die Preise in Jugoslawien waren für unsere Verhältnisse sehr günstig.

Einkauf auf dem Markt
Für den täglichen Bedarf kauften wir auf Märkten oder in lokalen Geschäften ein. Da gab es öfter mal sprachliche Barrieren, die aber immer irgendwie überwunden werden konnten. Zur Not mit einfallsreicher Schauspielerei. Die Szene, als meine Mutter beim Metzger abwechselnd ein Rind und ein Kalb darbot, ging in die Familienannalen ein.
Wir erkundeten in Ruhe touristische Höhepunkte, die heute leider völlig überlaufen sind. So zum Beispiel die Krka Fälle, Split, Dubrovnik und die Bucht von Kotor.

Ringel und Cäsar mussten immer mit
Immer dabei: unsere Hasen Ringel und Cäsar. Da konnte es noch so eng sein, die beiden mussten mit. Für unsere Weltreise 2016 gab es den handlichen Reise-Ringel, der uns bis heute auf unseren Reisen begleitet.
Wie mich die Reisen meiner Kindheit geprägt haben
Mit meinen Eltern haben wir nie Pauschalurlaub gemacht. So bin ich geprägt worden, dass individuell organisierte Reisen möglich und interessant sind. Wir haben alles auf eigene Faust unternommen, nie irgendwelche fertigen Touren gebucht. Bis heute ist das die Form des Reisens, die mir am besten gefällt.
Abgesehen von einer pubertären Trotzphase: als Teenie beneidete ich glühend meine Freundinnen, die Pauschalurlaub in Spanien machten. Tagsüber am Strand grillen (also sich selber), abends in die Disco und sich von feurigen spanischen Jungs verehren lassen. Das erschien mir eine Weile als sehr erstrebenswert.
Immerhin hat das dazu geführt, dass ich angefangen habe Spanisch zu lernen. Eine Fähigkeit, die mir bei späteren Reisen besonders in Lateinamerika sehr zugute kam.
Auf dem Schiff haben wir Kinder von Anfang an Verantwortung übertragen bekommen. Wir waren die Crew, die beim An- und Ablegen helfen musste, beim Segelsetzen und durften auch das Schiff steuern. Später habe ich die Navigation übernommen. Kein Wunder, dass ich bis heute gerne im Urlaub aktiv bin und mir nicht gerne alles abnehmen lasse.

Verantwortungsvolle Aufgabe: den richtigen Kurs bestimmen
Die Liebe zum Wassersport ist seit meiner frühesten Kindheit gewachsen. Wir waren immer am Wasser und außer Schwimmen wurde Wassersport wie Paddeln oder Segeln ausgeübt. In einer jugendlichen Trotzreaktion habe ich mich geweigert, den Segelschein zu machen. Das bereue ich heute.
Mit meinem ersten Mann hatte ich ein Segelboot. Mit Marcus zusammen habe ich das Wildwasserpaddeln erlernt. Wir haben so einige Adrenalin-steigernde Erlebnisse in unseren Wildwasser-Jahren gehabt.

Auch beim Segeln ging es schon mal spritzig zu
Die Anfänge des Paddelns führten uns an die Soca in Slowenien. Der absolute Höhepunkt unserer Paddlerzeit war die 12-tägige Kajak- und Rafting-Tour durch den Grand Canyon. Aber auch Kroatien hat uns wiedergesehen: auf Rab haben wir einen Seekajak-Kurs ausprobiert.
Meine Kindheits-Reisen waren meist nomadisch. So kann ich mir bis heute nicht gut vorstellen, Wochen an ein und demselben Ort zu verbringen. Wenn schon Urlaub an einem Ort, dann muss die Umgebung erkundet werden. Aber am liebsten sind wir auf Roadtrips unterwegs, so zum Beispiel auf unserem Rundreise durch Jordanien oder dem Roadtrip Marokko.
Apropos Wochen: wir waren ja immer mindestens drei Wochen, später bis zu fünf Wochen unterwegs. Auch das hat meine Vorstellung von der Dauer eines Urlaubs sehr geprägt. Ich konnte nie verstehen, dass sich Menschen nach zwei Wochen Urlaub schon nach Hause sehnen.
Wie sind deine Kindheitserinnerungen an eure Urlaube? Was habt ihr typischerweise unternommen und was hat dich geprägt? Schreib es gerne in die Kommentare!
Oh, was für wunderschöne Erlebnisse ihr hattet! Ich beneide dich ein wenig um deine Erfahrung, den Gardasee ohne den Massentourismus von heute kennen gelernt zu haben.
Auch schön zu lesen, wie nachhaltig dich diese Art des Reisens geprägt hat und das das bis heute anhält :) LG und danke fürs Mitmachen!
Ja, es war wirklich schön, noch mal in den alten Fotoalben zu kramen und Erinnerungen wieder wach zu rufen.
Daher danke ich dir für die schöne Idee zu dieser Blogparade!
Liebe Grüße
Gina
Mit genau so einem Zirkuszelt war ich in den 60ger Jahren am Gardasee auf dem Zeltplatz dei Pioppi.
Es war eine wunderschöne Zeit.
Liebe Grüße
Peter
Ach, wie toll!
Ja, das war diese Zeit der Zelte, ganz typisch. Es ist immer wieder schön, wenn solche Erinnerungen wachgerufen werden.
Liebe Grüße
Gina und Marcus
ich war bei den Pfadfindern der DPSG, und wir reisten mit einfachsten Mitteln. Mit dem Zug und öffentlichen Verkehrsmitteln durch die Toscana, oder mit dem Rad durch die Fränkische Schweiz, oder durch Dänemark, etc. Das waren alles eher einfache Reisen mit viel Zufällen und völlig ungeplanten Zwischenstopps. Wir kamen oft nicht sonderlich weit, aber es waren die besten Riesen! man muss nicht um die ganze Welt reisen, um wunderbare Reiseerlebnisse zu haben. Man braucht auch nicht viel Geld, und schon gar keine sündhaft teuren Reisemobile … Wenn ich eure alten Reisebilder sehe, erinnert mich das auch an meine Kindheit (1970 geboren). Damals waren auch Campingplätze noch nicht so durch oraginisiert! Ich kennen eine wunderbaren Platz z.B. bei SanGiminiano … man schlug vor 20 Jahren sein Zelt einfach irgendwo zwischen den Weiden auf, die einen wunderbaren Schatten machten. Heute ist der schönste teil des vPlatz mit Ferienhütten zugebaut!!! Schrecklich! Aber alles muss immer noch komfortabler, geräumiger, „sauberer“, genauer werden! Keine Zufälle mehr, alles so bequem wir möglich, … und damit macht man sich eigentlich auch alles kaputt! … Wenn man sich heute „Camping“-Plätze anschaut, dann stehe da in der sengenden Sonne, weil man alle Bäume für noch mehr Platz gefällt hat, auf Kiesböden ein weißes Wohnmobil neben dem anderen! Bitte: WER BITTE WILL DENNN SO URLAUB MACEN??? Da kann ich ja auch auf einem Supermarktparkplatz Campen!!!! Das ist doch schrecklich!!!! Ich versteh´ einfach nicht, warum wir denken, wir machen es uns besser mit immer mehr Annehmlichkeiten und Luxus, aber es wird eigentlich immer langweiliger, und sinnloser! Ihr fahrt ja auch nicht mehr mit dem Zelt in Urlaub! … Ich mach das noch!!!! Mit Zelten von DeWaard !!! :-)
Liebe/r [Name des Kommentators, falls vorhanden, sonst weglassen oder „Liebe/r Leser/in“],
vielen, vielen Dank für deinen wunderbaren und so treffenden Kommentar zu unserem Artikel! Du sprichst uns da wirklich aus der Seele!
Deine Erinnerungen an die Reisen mit den Pfadfindern – mit Zug, Rad, mit viel Zufall und ungeplanten Zwischenstopps – das klingt nach genau der Art von Abenteuer, die wir so lieben! Du hast vollkommen recht: Man muss nicht um die halbe Welt fliegen oder ein sündhaft teures Gefährt besitzen, um unvergessliche Reiseerlebnisse zu haben. Die einfachsten Mittel und die Spontaneität führen oft zu den besten Geschichten und Begegnungen.
Das Gefühl, das du beschreibst, wenn du die alten Bilder siehst und an deine eigene Kindheit und Jugend denkst (auch wenn du etwas jünger bist als wir, teilen wir doch diese Zeit der Veränderung!), das kennen wir nur zu gut. Und das mit dem Campingplatz bei San Gimignano… das ist genau das, was uns auch oft traurig macht. Dieser Trend zu immer mehr Organisation, Komfort und „Perfektion“ auf Kosten der Ursprünglichkeit und Freiheit. Wir sehnen uns auch oft nach den Zeiten zurück, in denen man einfach einen schönen Platz fand und sein Lager aufschlug, ohne parzellierte Stellplätze und strenge Regeln. Dein Vergleich mit dem Supermarktparkplatz bringt es auf den Punkt – leider ist da oft nicht mehr viel vom ursprünglichen Camping-Gefühl übrig geblieben.
Und ja, du hast recht, wir sind nicht mehr mit dem Zelt unterwegs. Mit über 60 Jahren hat sich unsere Art des Reisens ein wenig verändert, nicht aber unsere Werte und die Art, wie wir reisen wollen. Wir suchen ja gerade oft die Freiheit abseits der organisierten Plätze, genau aus den Gründen, die du nennst. Unser Van ist für uns eher ein Werkzeug, um flexibel und unabhängig unterwegs zu sein, oft frei zu stehen und die Natur und die Orte auf unsere Weise zu erleben. Es geht uns ja auch nicht um den Luxus, sondern um die Erlebnisse, die Freiheit und die Begegnungen, die wir auf unseren Reisen haben.
Toll, dass du immer noch mit Zelt unterwegs bist! Das ist wirklich bewundernswert und zeugt von der wahren Abenteuerlust. Und DeWaard Zelte sind natürlich eine Klasse für sich!
Vielen Dank noch mal für deine Gedanken, die so gut zu dem passen, was uns am Herzen liegt. Es ist schön zu wissen, dass es Menschen gibt, die diese Art des Reisens und die damit verbundenen Werte genauso schätzen wie wir.
Viele liebe Grüße von Gina & Marcus