Aktualisiert am 27/10/2020 von Gina

Zu meinem 50. Geburtstag wollten wir – statt einer Feier mit launigen Gedichten über mein vorgerücktes Alter über mich ergehen zu lassen – in die Ferne flüchten. Ende Oktober kommen da eher tropische Destinationen in Betracht.

Unsere erste Fernreise führte uns daher nach Mexiko. Da wir aber ein bisschen verschreckt von den vielen Warnungen (Drogenkrieg! Raub! Überfall! Diebstahl!….) waren, trauten wir uns noch nicht so richtig, auf eigene Faust loszuziehen. So buchten wir eine Rundreise in einer Kleingruppe und fürs Abenteuer noch einige Tage davor und danach individuell. Um es kurz zu machen: die individuell gestalteten Teile der Reise waren die besten!

Veracruz

Wir begannen (ausgerechnet!) in Veracruz, der Stadt, wo Cortéz zum ersten Mal mexikanischen Boden betreten haben soll. Wir liefen durch die Stadt, ohne überfallen zu werden, aßen mexikanisches Essen, ohne von Montezumas Rache getroffen zu werden und fuhren mit klapprigen Nahverkehrsbussen, ohne zu verunglücken.

Platz mit Gebäude mit Arkaden in Veracruz.

Der Zocalo in Veracruz

Schnauzen-Bus.

Klapprige Busse sind hier unterwegs

Xalapa

Der Fernbus war im Gegensatz zu den Nahverkehrsbussen kein bisschen klapprig, sondern im Gegenteil so luxuriös, dass man sich in Europa eine Scheibe davon abschneiden könnte. Mit ihm ging es vom tropischen Veracruz in höher gelegene Xalapa (auch Jalapa geschrieben). Hier lockte uns das Anthropologische Museum, nach dem in Mexico City das zweitgrößte des Landes. Im Gegensatz zu Mexico City gab es hier keinen Touristentrubel, sondern wir hatten das riesige Museum fast für uns alleine.

Riesiger Steinkopf.

Eine typische Skulptur aus der Kultur der Olmeken

Überall wurde schon für Allerheiligen, den “Día de los Muertos” dekoriert. Abends gab es in den Gassen der Universitätsstadt entspanntes Kneipenleben mit heißen Rhythmen. Ein Höhepunkt war, als wir zum Abschied von Xalapa noch einen Blick auf den meist hinter einem Wolkenvorhang versteckten Vulkan Orizaba erhaschen konnten.

Hinter der Stadt ragt der Vulkan in den Himmel.

Frühmorgens ein klarer Blick auf den Vulkan Orizaba

Mexico City

Ein weiterer Bus der Luxusklasse brachte uns für erstaunlich kleines Geld nach Mexico City, wo wir unsere Reisegruppe trafen.

Wir kamen am 01. November an und hatten ein Hotel am zentralen Platz Zócalo, wo die ultimative Día-de-los-Muertos-Feier stattfand. Riesige aus bunten Blütenblättern gestreute Bilder schmückten das Pflaster, auf verschiedenen Bühnen gab es Darbietungen und eine fröhliche Menschenmenge schob über den Platz. Kein Gedrängel, keine Aggressionen – erstaunlich! Wir genossen entspannt das bunte, fröhliche Leben am Abend auf dem Platz.

Blick über die Pyramiden von Teotihuacan.

Von der Mondpyramide lässt sich Teotihuacan gut überblicken

Skluptur der gefiederten Schlange.

Quatzalcoatl war eine zentrale Figur der Azteken

Die ersten Tage besichtigten wir die Attraktionen in und um Mexico City, wie das Anthropologische Museum, die alte Stadt Teotihuacan mit Sonnen- und Mondpyramide, die barocke Kathedrale, die langsam im sumpfigen Untergrund zu versinken drohte.

Auch hier überall Totenkopf- und Skelettdekos, oft in fröhlichen Farben mit bunten Blütenblättern geschmückt.

Dekos auf der Straße mit Blütenbildern und Skeletten.Bunte Allerheiligen-Deko überall in der Stadt

Puebla

Von Mexiko City ging es im Kleinbus über die Berge der Sierra Madre Richtung Süden. Der Vulkan Popocatépetl versteckte sich hinter dichten Wolken und entzog sich so unseren suchenden Blicken. Schade. Aber immerhin hatten wir ja in Xalapa den Orizaba sehen können.

In der hübschen Stadt Puebla hatten wir ein paar Stunden Aufenthalt. Besonders gut gefielen uns die mit den typischen braunen Schmuckkacheln verzierten Häuser. Rund um den Zócalo herrschte entspanntes Treiben und wir probierten eine Spezialität der Region: gefüllte Spitzpaprika mit einer köstlichen weißen Walnuss-Soße. Lecker!

Haus mit braunen Kacheln und eisernen Balkongittern.

Typische Architektur in Puebla

Oaxaca

Weiter führte die Reise in den Bundesstaat Chiapas, wo wir relativ spät abends ankamen. Das Hotel lag etwas außerhalb des Zentrums, der Speiseraum hatte den Charme einer Bahnhofshalle. Unsere Ängste vor Latino-Kriminalität waren inzwischen soweit abgeklungen, dass wir uns zusammen mit einem anderen Paar der Reisegruppe zu Fuß auf den Weg zum Zócalo machten. In einem Lokal probierten wir mutig eine weitere lokale Spezialität: gegrillte Heuschrecken. Sie waren in Salz und Zitrone eingelegt und schmeckten dementsprechend hauptsächlich salzig und sauer.

Der nächste Tag bescherte uns nach dem Marktbesuch das Event “Kochen bei einer Zapotekenfamilie”. Mit einfachsten Utensilien wie ein Mahlstein zum Zerkleinern der Soßenzutaten, Holzkohlefeuer und Ton- oder Blechtöpfen bereiteten wir gemeinsam einen schmackhaften Eintopf zu. Es macht nachdenklich, zu sehen, in welch ärmlichen Umständen diese Leute leben.

Eine Schale mit getrockneten Heuschrecken.

Auf dem Markt werden Heuschrecken angeboten

Zwei Frauen kochen im Hof eines Hauses.

Kochen unter einfachsten Bedingungen.

Nachmittags füllte sich die Dorfstraße mit Schulkindern, die nach Hause gingen oder in dreirädrigen Mototaxis nach Hause gefahren wurden.

Monte Albán und Mitlá

Auf der Weiterreise machten wir Halt an den Zapoteken- und Mixteken-Stätten Monte Albán und Mitlá.

Hier ging es sehr ruhig zu. Wir waren die einzigen Besucher und konnten das Gelände in Ruhe erkunden. Zumindest so lange, bis unser Guide wieder zum Aufbruch blies.

Pyramide in Steppenlandschaft.

Monte Alban

Tempel mit verziertem Fries.

Mitlá

Zum Übernachten ging es runter an einen Ort an der Pazifikseite, der uns allerdings nicht weiter in Erinnerung geblieben ist. Hier war es wieder tropisch warm. Wir besuchten einen inidgenen Markt, bevor es weiter ging zum Sumidero Canyon.

Sumidero Canyon

Der Sumidero Canyon ist eine Schlucht, aus der gewaltige Felswände links und rechts in die Höhe ragen. Es war schön, wieder in der Natur zu sein. Allerdings wurde das Naturerlebnis etwas beeinträchtigt, da wir mit einem röhrenden Speedboat hindurch jagten. An den Ufern lagen vereinzelt Krokodile, an anderen Stellen wuselten ganze Schwärme von Geiern rum, weiter oben im Canyon boten die hochragenden, nahezu senkrechten Seitenwände ein großartiges Panorama.

Fluss mit senkrechten Felswänden an den Ufern.

Sumidero Canyon

 

San Cristóbal de las Casas

Unsere nächste Station in San Cristóbal de las Casas sorgte für ordentlich Abkühlung, denn hier in 2100 m Höhe wird es empfindlich kalt. In unserem Hotelzimmer gab es sogar einen kleinen Kamin, der mit Holz befeuert wurde. Leider hat er nicht viel zur Erwärmung des Raums beigetragen.

San Cristóbal ist ein indigenes Zentrum. Rundum gibt es viele traditionelle Dörfer, wie San Juan Chamula, welches wir besuchten. Die Frauen tragen traditionelle Tracht mit langen schwarzen Röcken und bunt bestickten Schultertüchern, in der kleinen Dorfkirche herrschte eine fröhlich-mystische Stimmung. Auf dem Friedhof sah man noch die farbenprächtigen Blumen und Obst- und Gemüsegaben von der Día-de-los-muertos-Party.

Frauen mit bunten Schultertüchern gehen in die Kirche.

Kirchgang in San Juan Chamulas

Grabkreuz umgeben von bunten Blumen.

Die Reste der Party

In den Straßen von San Cristóbal sieht man viele bunte Pick-Ups, die mit Bildern und Namen geschmückt sind. Hier kommt die Frömmigkeit der Menschen zum Ausdruck, denn meist sind es religiöse Aussagen, wie “Dank sei Gott” oder “Liebe zu Gott”.

Pickup mit buntem Aufbau und frommem Spruch.

In den Straßen von San Cristóbal de las Casas

Straße im Abendlicht.

Abendstimmung

Agua Azúl und Misol Ha

Nach zwei Tagen in den kalten Höhen um San Cristóbal waren wir froh, als es wieder in tropische Gefilde ging. Auf dem Weg nach Palenque machten wir Halt an den türkisblauen Sinterterrassen von Agua Azúl. In mehreren Stufen fällt der Fluss in weißschäumender Gischt von Becken zu Becken. In den Becken stand das Wasser so ruhig, dass wir darin baden konnten.

Breiter Wasserfall über mehrere Stufen.

Agua Azúl

Ein weiterer Wasserfall auf dem Weg war Misol Ha, der aus 20 Meter Höhe in ein dunkles Wasserbecken stürzte. Mitten im Dschungel gelegen, herrschte ein beinah mystische Stimmung. Hinter dem Wasserfall konnten wir einen schlüpfrigen Pfad entlang gehen.

Hoher Wasserfall im Dschungel.

Misol Ha

Palenque

In Palenque besichtigen wir die Pyramiden mitten im Dschungel. Die dichte grüne Vegetation schien von allen Seiten die verwitterten Bauten anzugreifen, eine mystische Atmosphäre lag in der Luft. Große Teile der Anlage sind immer noch unter dem Dschungel verborgen.

Verschiedene Pyramiden konnten wir schweißtreibend erklimmen und von dort den Ausblick über die benachbarten Bauten und den Dschungel genießen. Leider war auch hier wieder die Zeit zu kurz, um unserem Erkundungsdrang gerecht zu werden.

Hohe Pyramide, vom Dschungel umgeben.

Palenque

Uxmal

Weiter ging es über Campeche Richtung atlantische Küste. Nun befanden wir uns im Bundesstaat Yucatán.

Eine der eindrucksvollsten Pyramiden war für uns Uxmal. Die riesige ovale Pyramide des Zauberers mit unzähligen steinernen Chaaks mit ihren Rüsselnasen als Verzierung ist sehr beeindruckend. Nachdem wir die sehr steilen Stufen der Pyramide erklommen hatten, konnten wir von oben das Taubenhaus sehen. Aus dem Dschungel ragen steinerne Giebel des noch unerforschten Gebäudes. Dicke Leguane sonnten sich zu unserem Entzücken auf den sonnengewärmten Steinen.

Ovale helle Pyramide.

Die Pyramide des Zauberers in Uxmal

Steingiebel ragen aus dem Dschungel.

Blick auf das Taubenhaus

Leguan sonnt sich auf Felsen.

So mag es der Leguan

Mérida

Von Mérida aus machten wir einen Bootsausflug in die Mangroven der Atlantikküste. Von den Uferfelsen beäugten uns Pelikane, in der Lagune standen Heerscharen von Flamingos und schließlich tauchten wir mit dem Boot in grüne Tunnel aus Mangroven ein.

Boot auf grünem Meer.

Boot fahren geht immer

Tunnel aus Mangrovenbäumen über dem Wasserlauf.

Geheimnisvolle Stimmung in den Mangroven

Chitchén-Itzá

Die bekannteste Pyramide im Maya-Land ist sicherlich Chitchén-Itzá. Da sie von den Badeorten der Karibikküste einigermaßen gut erreichbar ist, werden Busladungen von Touristen hier hin gekarrt. So schoben wir uns mit Hunderten anderer Menschen durch die weitläufige Anlage.

Dennoch war Chichén Itzá sehr interessant. Die Stufenpyramide ist so ausgerichtet, dass zweimal im Jahr – zur Sonnenwende – ein Schatten geworfen wird, der wie eine Schlange aussieht. Das geschah zu Ehren von Quetzalcoatl, der gefiederten Schlange.

Stufenpyramide von Chichén Itzá.

Chichén Itzá

Die bekannte Stufenpyramide ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit von Chichén Itzá. Es gibt von eine Vielzahl anderer Gebäude, Tempel, Opferstätten und den Ballspielplatz zu sehen. Das Ballspiel hatte eine hohe rituelle Bedeutung bei den Maya. Bis heute ist nicht geklärt, ob am Ende die Gewinner oder die Verlierer des Matches geopfert wurden.

Dass es Menschenopfer gab, ist jedenfalls gewiss. Im Cenote – einem tiefen Wasserloch – fanden sich menschliche Knochen neben anderen Opfergaben.

Gina zeigt auf Altar mit Totenköpfen.

Opferaltar in Chichén Itzá

Tulúm

Auf dem Weg zu unseren Hotels an der Küste wurde ein Halt bei den Pyramiden von Tulúm eingeschoben. Es ist der einzige Maya-Ort, der direkt am Meer liegt. Die nicht ganz rechtwinklig ausgeführten Gebäude erinnern uns irgendwie an Comic-Zeichnungen. Es ist sehr angenehm, sich die laue Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen.

Strand mit Pyramiden dahinter.

Tulúm liegt direkt am Meer

Maya-Tempel im Abendlicht.

Auch hier haben die Gebäude ihren eigenen Charakter

Playa del Carmen

In Playa del Carmen wurden die Reiseteilnehmer auf die von ihnen vorher gebuchten Hotels verteilt. Wir hatten selber ein kleines Hotel im Zentrum des Ortes ausgesucht, das wunderhübsch war und in dem wir noch ein paar Tage relaxten, bevor es ins winterkalte Deutschland zurückging.

Weißer Strand und türkisfarbenes Meer.

Entspannen am Karibikstrand in Mexiko

Wie war nun die Rundreise? Hier findest du unser Fazit zu der von uns gewählten Reiseform “Organisierte Rundreise“.

Die sehr abgelegene Maya-Pyramide von Calakmul hat Daniel besucht und berichtet darüber auf Fernwehblog.

Alles, was du wissen musst, wenn du lieber deine Reise durch Mexiko selbst organisierst, findest du aufs Sandras Blog Journey to Adventure.

Mexiko war unser erstes Land in Lateinamerika und unsere Sehnsucht war geweckt. Weitere Reiseberichte findest du hier:

  • Cuba:  Auch eine Rundreise, aber diesmal komplett in Eigenregie organisiert
  • Chile der Süden – von Valparaiso bis nach Patagonien
  • Argentinien – das erste Land unserer Weltreise
  • Bolivien – das Altiplano mit Salar de Uyuni, La Paz und Titicacasee
  • Peru – Machu Picchu, Amazonas und Condore im Colca Canyon
  • Chile der Norden – Atacamawüste und die Osterinsel

 

Merken