Aktualisiert am 10/04/2024 von Gina
Zu meinem 50. Geburtstag wollten wir – statt einer Feier mit launigen Gedichten über mein vorgerücktes Alter über mich ergehen zu lassen – in die Ferne flüchten. Ende Oktober kommen da eher tropische Destinationen in Betracht.
Unsere erste Fernreise führte uns daher nach Mexiko. Da wir aber ein bisschen verschreckt von den vielen Warnungen (Drogenkrieg! Raub! Überfall! Diebstahl!….) waren, trauten wir uns noch nicht so richtig, auf eigene Faust loszuziehen. So buchten wir eine Rundreise in einer Kleingruppe und fürs Abenteuer noch einige Tage davor und danach individuell. Um es kurz zu machen: die individuell gestalteten Teile der Reise waren die besten!
Veracruz
Wir begannen (ausgerechnet!) in Veracruz, der Stadt, wo Cortéz zum ersten Mal mexikanischen Boden betreten haben soll. Wir liefen durch die Stadt, ohne überfallen zu werden, aßen mexikanisches Essen, ohne von Montezumas Rache getroffen zu werden und fuhren mit klapprigen Nahverkehrsbussen, ohne zu verunglücken.
Xalapa
Der Fernbus war im Gegensatz zu den Nahverkehrsbussen kein bisschen klapprig, sondern im Gegenteil so luxuriös, dass man sich in Europa eine Scheibe davon abschneiden könnte. Mit ihm ging es vom tropischen Veracruz in höher gelegene Xalapa (auch Jalapa geschrieben). Hier lockte uns das Anthropologische Museum, nach dem in Mexico City das zweitgrößte des Landes. Im Gegensatz zu Mexico City gab es hier keinen Touristentrubel, sondern wir hatten das riesige Museum fast für uns alleine.
Überall wurde schon für Allerheiligen, den “Día de los Muertos” dekoriert. Abends gab es in den Gassen der Universitätsstadt entspanntes Kneipenleben mit heißen Rhythmen. Ein Höhepunkt war, als wir zum Abschied von Xalapa noch einen Blick auf den meist hinter einem Wolkenvorhang versteckten Vulkan Orizaba erhaschen konnten.
Mexico City
Ein weiterer Bus der Luxusklasse brachte uns für erstaunlich kleines Geld nach Mexico City, wo wir unsere Reisegruppe trafen.
Wir kamen am 01. November an und hatten ein Hotel am zentralen Platz Zócalo, wo die ultimative Día-de-los-Muertos-Feier stattfand. Riesige aus bunten Blütenblättern gestreute Bilder schmückten das Pflaster, auf verschiedenen Bühnen gab es Darbietungen und eine fröhliche Menschenmenge schob über den Platz. Kein Gedrängel, keine Aggressionen – erstaunlich! Wir genossen entspannt das bunte, fröhliche Leben am Abend auf dem Platz.
Die ersten Tage besichtigten wir die Attraktionen in und um Mexico City, wie das Anthropologische Museum, die alte Stadt Teotihuacan mit Sonnen- und Mondpyramide, die barocke Kathedrale, die langsam im sumpfigen Untergrund zu versinken drohte.
Auch hier überall Totenkopf- und Skelettdekos, oft in fröhlichen Farben mit bunten Blütenblättern geschmückt.
Bunte Allerheiligen-Deko überall in der Stadt
Puebla
Von Mexiko City ging es im Kleinbus über die Berge der Sierra Madre Richtung Süden. Der Vulkan Popocatépetl versteckte sich hinter dichten Wolken und entzog sich so unseren suchenden Blicken. Schade. Aber immerhin hatten wir ja in Xalapa den Orizaba sehen können.
In der hübschen Stadt Puebla hatten wir ein paar Stunden Aufenthalt. Besonders gut gefielen uns die mit den typischen braunen Schmuckkacheln verzierten Häuser. Rund um den Zócalo herrschte entspanntes Treiben und wir probierten eine Spezialität der Region: gefüllte Spitzpaprika mit einer köstlichen weißen Walnuss-Soße. Lecker!
Oaxaca
Weiter führte die Reise in den Bundesstaat Chiapas, wo wir relativ spät abends ankamen. Das Hotel lag etwas außerhalb des Zentrums, der Speiseraum hatte den Charme einer Bahnhofshalle. Unsere Ängste vor Latino-Kriminalität waren inzwischen soweit abgeklungen, dass wir uns zusammen mit einem anderen Paar der Reisegruppe zu Fuß auf den Weg zum Zócalo machten. In einem Lokal probierten wir mutig eine weitere lokale Spezialität: gegrillte Heuschrecken. Sie waren in Salz und Zitrone eingelegt und schmeckten dementsprechend hauptsächlich salzig und sauer.
Der nächste Tag bescherte uns nach dem Marktbesuch das Event “Kochen bei einer Zapotekenfamilie”. Mit einfachsten Utensilien wie ein Mahlstein zum Zerkleinern der Soßenzutaten, Holzkohlefeuer und Ton- oder Blechtöpfen bereiteten wir gemeinsam einen schmackhaften Eintopf zu. Es macht nachdenklich, zu sehen, in welch ärmlichen Umständen diese Leute leben.
Nachmittags füllte sich die Dorfstraße mit Schulkindern, die nach Hause gingen oder in dreirädrigen Mototaxis nach Hause gefahren wurden.
Monte Albán und Mitlá
Auf der Weiterreise machten wir Halt an den Zapoteken- und Mixteken-Stätten Monte Albán und Mitlá.
Hier ging es sehr ruhig zu. Wir waren die einzigen Besucher und konnten das Gelände in Ruhe erkunden. Zumindest so lange, bis unser Guide wieder zum Aufbruch blies.
Zum Übernachten ging es runter an einen Ort an der Pazifikseite, der uns allerdings nicht weiter in Erinnerung geblieben ist. Hier war es wieder tropisch warm. Wir besuchten einen inidgenen Markt, bevor es weiter ging zum Sumidero Canyon.
Sumidero Canyon
Der Sumidero Canyon ist eine Schlucht, aus der gewaltige Felswände links und rechts in die Höhe ragen. Es war schön, wieder in der Natur zu sein. Allerdings wurde das Naturerlebnis etwas beeinträchtigt, da wir mit einem röhrenden Speedboat hindurch jagten. An den Ufern lagen vereinzelt Krokodile, an anderen Stellen wuselten ganze Schwärme von Geiern rum, weiter oben im Canyon boten die hochragenden, nahezu senkrechten Seitenwände ein großartiges Panorama.
San Cristóbal de las Casas
Unsere nächste Station in San Cristóbal de las Casas sorgte für ordentlich Abkühlung, denn hier in 2100 m Höhe wird es empfindlich kalt. In unserem Hotelzimmer gab es sogar einen kleinen Kamin, der mit Holz befeuert wurde. Leider hat er nicht viel zur Erwärmung des Raums beigetragen.
San Cristóbal ist ein indigenes Zentrum. Rundum gibt es viele traditionelle Dörfer, wie San Juan Chamula, welches wir besuchten. Die Frauen tragen traditionelle Tracht mit langen schwarzen Röcken und bunt bestickten Schultertüchern, in der kleinen Dorfkirche herrschte eine fröhlich-mystische Stimmung. Auf dem Friedhof sah man noch die farbenprächtigen Blumen und Obst- und Gemüsegaben von der Día-de-los-muertos-Party.
In den Straßen von San Cristóbal sieht man viele bunte Pick-Ups, die mit Bildern und Namen geschmückt sind. Hier kommt die Frömmigkeit der Menschen zum Ausdruck, denn meist sind es religiöse Aussagen, wie “Dank sei Gott” oder “Liebe zu Gott”.
Agua Azúl und Misol Ha
Nach zwei Tagen in den kalten Höhen um San Cristóbal waren wir froh, als es wieder in tropische Gefilde ging. Auf dem Weg nach Palenque machten wir Halt an den türkisblauen Sinterterrassen von Agua Azúl. In mehreren Stufen fällt der Fluss in weißschäumender Gischt von Becken zu Becken. In den Becken stand das Wasser so ruhig, dass wir darin baden konnten.
Ein weiterer Wasserfall auf dem Weg war Misol Ha, der aus 20 Meter Höhe in ein dunkles Wasserbecken stürzte. Mitten im Dschungel gelegen, herrschte ein beinah mystische Stimmung. Hinter dem Wasserfall konnten wir einen schlüpfrigen Pfad entlang gehen.
Palenque
In Palenque besichtigen wir die Pyramiden mitten im Dschungel. Die dichte grüne Vegetation schien von allen Seiten die verwitterten Bauten anzugreifen, eine mystische Atmosphäre lag in der Luft. Große Teile der Anlage sind immer noch unter dem Dschungel verborgen.
Verschiedene Pyramiden konnten wir schweißtreibend erklimmen und von dort den Ausblick über die benachbarten Bauten und den Dschungel genießen. Leider war auch hier wieder die Zeit zu kurz, um unserem Erkundungsdrang gerecht zu werden.
Uxmal
Weiter ging es über Campeche Richtung atlantische Küste. Nun befanden wir uns im Bundesstaat Yucatán.
Eine der eindrucksvollsten Pyramiden war für uns Uxmal. Die riesige ovale Pyramide des Zauberers mit unzähligen steinernen Chaaks mit ihren Rüsselnasen als Verzierung ist sehr beeindruckend. Nachdem wir die sehr steilen Stufen der Pyramide erklommen hatten, konnten wir von oben das Taubenhaus sehen. Aus dem Dschungel ragen steinerne Giebel des noch unerforschten Gebäudes. Dicke Leguane sonnten sich zu unserem Entzücken auf den sonnengewärmten Steinen.
Mérida
Von Mérida aus machten wir einen Bootsausflug in die Mangroven der Atlantikküste. Von den Uferfelsen beäugten uns Pelikane, in der Lagune standen Heerscharen von Flamingos und schließlich tauchten wir mit dem Boot in grüne Tunnel aus Mangroven ein.
Chitchén-Itzá
Die bekannteste Pyramide im Maya-Land ist sicherlich Chitchén-Itzá. Da sie von den Badeorten der Karibikküste einigermaßen gut erreichbar ist, werden Busladungen von Touristen hier hin gekarrt. So schoben wir uns mit Hunderten anderer Menschen durch die weitläufige Anlage.
Dennoch war Chichén Itzá sehr interessant. Die Stufenpyramide ist so ausgerichtet, dass zweimal im Jahr – zur Sonnenwende – ein Schatten geworfen wird, der wie eine Schlange aussieht. Das geschah zu Ehren von Quetzalcoatl, der gefiederten Schlange.
Die bekannte Stufenpyramide ist nicht die einzige Sehenswürdigkeit von Chichén Itzá. Es gibt von eine Vielzahl anderer Gebäude, Tempel, Opferstätten und den Ballspielplatz zu sehen. Das Ballspiel hatte eine hohe rituelle Bedeutung bei den Maya. Bis heute ist nicht geklärt, ob am Ende die Gewinner oder die Verlierer des Matches geopfert wurden.
Dass es Menschenopfer gab, ist jedenfalls gewiss. Im Cenote – einem tiefen Wasserloch – fanden sich menschliche Knochen neben anderen Opfergaben.
Tulúm
Auf dem Weg zu unseren Hotels an der Küste wurde ein Halt bei den Pyramiden von Tulúm eingeschoben. Es ist der einzige Maya-Ort, der direkt am Meer liegt. Die nicht ganz rechtwinklig ausgeführten Gebäude erinnern uns irgendwie an Comic-Zeichnungen. Es ist sehr angenehm, sich die laue Meeresbrise um die Nase wehen zu lassen.
Playa del Carmen
In Playa del Carmen wurden die Reiseteilnehmer auf die von ihnen vorher gebuchten Hotels verteilt. Wir hatten selber ein kleines Hotel im Zentrum des Ortes ausgesucht, das wunderhübsch war und in dem wir noch ein paar Tage relaxten, bevor es ins winterkalte Deutschland zurückging.
Wie war nun die Rundreise? Hier findest du unser Fazit zu der von uns gewählten Reiseform “Organisierte Rundreise“.
Die sehr abgelegene Maya-Pyramide von Calakmul hat Daniel besucht und berichtet darüber auf Fernwehblog.
Alles, was du wissen musst, wenn du lieber deine Reise durch Mexiko selbst organisierst, findest du aufs Sandras Blog Journey to Adventure.
Tina hat eine Rundreise mit dem Mietwagen durch Yucatán unternommen. Ihren Bericht findest du hier.
Mexiko war unser erstes Land in Lateinamerika und unsere Sehnsucht war geweckt. Weitere Reiseberichte findest du hier:
- Cuba: Auch eine Rundreise, aber diesmal komplett in Eigenregie organisiert
- Chile der Süden – von Valparaiso bis nach Patagonien
- Argentinien – das erste Land unserer Weltreise
- Bolivien – das Altiplano mit Salar de Uyuni, La Paz und Titicacasee
- Peru – Machu Picchu, Amazonas und Condore im Colca Canyon
- Chile der Norden – Atacamawüste und die Osterinsel
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