Aktualisiert am 04/08/2022 von Gina

Nach der Weltreise: Kaufrausch ade!

In dieser Reihe „50-plus-Weltreise-Erfahrungen: unser Leben danach“ berichten wir in unregelmäßigen Abständen über die Auswirkungen unserer Weltreise. Welche Erfahrungen haben uns beeinflusst? Ein Auslandsjahr oder der längere Aufenthalt in unterschiedlichen Ländern oder Kulturen prägt junge Menschen stark und lässt sie reifen. Was aber passiert, wenn man als Erwachsener mit Mitte Fünfzig das Arbeitsleben für ein Jahr hinter sich lässt und von Ort zu Ort tingelt? Wie fühlt es sich an, dem Hamsterrad zu entkommen und wie, hinterher wieder rein zu müssen?

Im ersten Teil unserer Weltreise-Erfahrungen-Reihe geht es um unser verändertes Kaufverhalten.

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Unser Kaufverhalten vor der Weltreise – Konsumrausch light

Waren wir schon vor der Weltreise keine ausgemachten Einkaufs-Junkies, so zeigte unser Hausrat doch, dass wir gute Konsumenten waren. Wir hatten eine große Wohnung, zwei  Autos, gut gefüllte Kleiderschränke, Möbel, Unterhaltungselektronik und vieles mehr, was wir zu brauchen meinten. Schon während der Planung unserer Weltreise fingen wir an, unsere Einkäufe zu  hinterfragen und als Resultat dessen uns von überflüssigem Ballast zu trennen. Dabei halfen beispielsweise die Wegwerf-Challenge „Jeden Tag etwas loswerden“  oder das Lesen von Minimalismus-Blogs, wo wir aus den Erfahrungen anderer lernten. Dadurch wurde uns erstmal bewusst, was sich zu Hause alles ansammeln kann. Dinge, von denen wir meinten, sie irgendwann doch noch einmal brauchen zu können. Letztendlich dienten sie aber nur als Staubfänger oder Ballast.

Erfahrungen auf der Weltreise

Dann ging es auf große Tour. Die Herausforderung, ein Jahr lang nur aus dem Rucksack leben.  Immerhin hatten wir mehr oder weniger gut ausgestattete Übernachtungsmöglichkeiten, ob in Hostels,  in AirBnB-Zimmern oder –Wohnungen oder im Campervan. So brauchten wir weder Zelt, Isomatte noch Schlafsack mitschleppen. 

gepackter Rucksack

Alles ordentlich verstaut

Unsere Erfahrungen mit dem Leben aus dem Rucksack: es hat Vor- und Nachteile. Ein Vorteil war, dass uns morgens die Entscheidung, was wir anziehen leicht gemacht wurde. Gab ja eh nur eine begrenzte Auswahl. Das sparte Zeit. Wir schleppten nicht viel mit uns rum. Meistens waren es Lieblingssachen, die wir gerne nutzten. Leider führte das dazu, dass wir öfter waschen mussten und die Kleidung durch häufigere Nutzung schneller verschliss als zu Hause. Manchmal hatten wir das Gefühl, in unserer Outdoor-Kleidung nicht stadtfein zu sein.

Marcus und Gina vor einer bunt bemalten Wand

Fein genug für Buenos Aires?

Wir kamen mit unserer Auswahl an Ausrüstung bestens aus, wobei am Ende einige Sachen nicht mit nach Hause kamen. Entweder hatten wir sie verschenkt, weil sie überflüssig waren, kaputte Sachen entsorgt und teilweise ersetzt. Auf der Reise konnten wir sehen mit wie viel oder besser wie wenig Sachen andere Menschen auskommen und dabei zufrieden sind. Natürlich ist das von Kulturkreis zu Kulturkreis sehr unterschiedlich und der Unterschied zwischen Stadt und Land ist spürbar. Wir machten die Erfahrung, dass unser Kaufbedürfnis abnimmt, wenn wir nicht ständig Werbung ausgesetzt sind. Die Erfahrungen der Weltreise zeigten uns: Gerade in Gegenden, in denen die Leute nicht so reich waren, wirkten diese doch zufriedener als wir hier in Deutschland. Ob auf dem Titicacasee die Bewohner der schwimmenden Inseln oder in Kambodscha die Gastgeber auf unserem Homestay, die Fröhlichkeit der Menschen war überall sichtbar.

Unsere Erfahrungen nach der Weltreise

Zurück in Deutschland waren wir erschlagen von der Vielfalt unseres Besitzes. In dem Jahr hatten wir schnell vergessen, wie viel Sachen wir in der Heimat besaßen. Ob Kleidung, Sammlungen von Prospekten, Büchern oder CD`s… Hatten wir irgendwas vermisst?  Nein, nichts von dem. So begannen wir als erstes eine große Entrümpel-Aktion. Wir sortierten säckeweise Kleidung aus. Trennten uns von der CD-Sammlung, die wir zuvor digitalisiert hatten. Entsorgten Bücher, die wir nie mehr lesen würden. Verschenkten Küchenutensilien, die wir doppelt und dreifach besaßen. Es war sehr befreiend, so viel Ballast loszuwerden. Schon während der Weltreise war in uns der Wunsch gewachsen, uns von weiterem überflüssigen Besitz zu trennen: auf ein zweites Auto zu verzichten oder in eine kleinere Wohnung zu ziehen. Dabei spielten uns nach unserer Rückkehr einige glückliche Umstände in die Hände: Mein Auto hatte ich schon vor der Weltreise verkauft. Gina hatte noch keinen Job und brauchte daher keinen Wagen. Also blieb es erstmal – und bis heute – bei unserem alten, treuen Kleinwagen.

roter Nissan Micra

Unser Micra hat schon einige Jährchen auf dem Buckel

Unsere Vermieterin kündigte ein halbes Jahr nach unserer Rückkehr eine Mieterhöhung an, die uns zur Suche nach einer neuen Bleibe anspornte. Dadurch wurden auch unsere Entrümpel-Aktionen forciert.

Umweltfreundliches Einkaufen

Nach den Erfahrungen in Asien, wo Flüsse, Strände und Landschaft mit Plastik-Abfällen übersät waren, wollten wir nach der Rückkehr von der Weltreise auf Plastik weitgehend verzichten.

Plastik am Flussufer

Kein schöner Anblick: Plastikmüll in Myanmar

Das ist aber leichter gesagt als getan. Schon vor der Weltreise haben wir zum Einkaufen Stoffbeutel statt Plastiktüten benutzt. Aber im hiesigen Supermarkt sind sogar Äpfel, Bananen, Möhren etc. in Plastik verpackt. Auf dem Wochenmarkt einkaufen ist schwierig, wenn man berufstätig ist. In Asien oder in Lateinamerika gibt es auf dem Markt nicht nicht nur Obst und Gemüse, sondern auch Reis, Nudeln, Hülsenfrüchte oder gar Waschmittel lose zu kaufen. Dies ist hier nur in wenigen speziellen Läden möglich.

Marktstand mit Säcken voller Nudeln

Unverpackt einkaufen in La Paz

Wir versuchen, Getränke, Milch oder Joghurt statt in Kunststoffgefäßen in Glasflaschen zu kaufen. Auch wenn die Einkäufe dadurch schwerer werden. Zeitungen oder Zeitschriften kaufen wir kaum noch, um Papiermüll zu reduzieren. Die meisten Zeitschriften bestehen zum großen Teil aus Werbung. Informieren können wir uns auf anderen Wegen.

Auf dem Weg vom Kaufrausch zum Minimalismus

Bei jedem Kauf fragen wir uns: „Brauchen wir das wirklich?“ oder „Werden wir dauerhaft Spaß daran haben?“.  Viele in der Vergangenheit erworbene Schnäppchen, sei es Kleidung, Elektronik oder Bücher liegen nämlich seit langem nur in der Ecke herum.

Spielzeugautos aus Blech

Schöner, nutzloser Kram auf dem Flohmarkt in San Telmo, Buenos Aires

Das Ganze ist ein stetiger Prozess. Wir haben immer noch nur ein Auto Wir sind von 124 qm auf 76 qm umgezogen.  Ich – Marcus – nutze die Gelegenheit, mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit zu gelangen. Obst und Gemüse holen wir in einem Hofladen, wo wir verpackungsfrei einkaufen können. Auch zum Bäcker nehmen wir Tüten oder Beutel mit, um nicht jedesmal eine neue Papiertüte zu verbrauchen. Kleidung versuchen wir fair zu kaufen. Damenklamotten kann man auch Second Hand kaufen, für Männer ist das nicht so einfach. Und faire Modelabels und die dazugehörigen Läden muss man erstmal finden. Insgesamt hat sich unser Bestand an Kleidung im Vergleich zu vor der Weltreise sehr stark verringert. Wie auf der Reise, versuchen wir mit dem Prinzip der Capsule Wardrobe auszukommen. Alles in allem hat sich unser Konsumverhalten nach der Weltreise so geändert, dass wir sehr bewusst einkaufen und möglichst nachhaltig. Weniger spontane Einkäufe. Lieber Dinge, die nützlich und langlebig sind. Und die wir wirklich mögen.

Warum es sich lohnt, weniger zu kaufen

  • Wir sparen Zeit, weil wir nicht mehr ständig auf der Suche nach neuen Sachen sind.
  • Wir sparen Geld, weil wir nicht mehr so viel kaufen.
  • Wir schonen die Umwelt, da die Herstellung, der Transport und die spätere Entsorgung die Umwelt belasten.
  • Wir kaufen fair, da auch wir für unsere Arbeit fair bezahlt werden wollen.

Funktioniert nicht immer. Ist anstrengend. Lohnt sich aber.

Infos zu Minimalismus und fairem Konsum

Informationen aus dem Internet:

  • Viele Infos zu einem nachhaltigen und weniger konsumorientierten Lebensstil findest du auf der Seite Utopia.
  • Fair gehandelte Waren, bei denen die Erzeuger vor Ort ihren Anteil am Gewinn erhalten, bekommen zum Beispiel das Fairtrade-Siegel.

Bücher zum Thema: