Aktualisiert am 02/06/2024 von Gina

Asiatische Toiletten geben dem Asien-Neuling unter Umständen Rätsel auf. So war uns die Funktion der Popodusche, die man auf jedem WC findet, zunächst völlig schleierhaft. Zumindest Hocktoiletten kennen wir noch aus Frankreich-Urlauben.

Unsere erste Begegnung mit einem asiatischen Bad war in Bangkok. Es waren ein WC, ein Waschbecken und eine Dusche, die über den Fußboden ablief vorhanden, dazu der Schlauch mit der Popodusche neben der Toilette. Da das Bad ziemlich klein war, war jedoch alles relativ in der Nähe zu allem, so dass uns der Zusammenhang nicht auffiel. Ich nutzte den Sprühkopf der Popodusche, um nach dem Duschen die Haare auf dem Boden Richtung Abfluss zu befördern. Kann man machen. Ist aber nicht das einzige, was man damit machen kann.

Typisches asiatisches Bad mit Popodusche neben der Toilette

Typisches asiatisches Bad mit Popodusche neben der Toilette

Es hat einiger Recherchen bedurft, um herauszufinden, wie es geht. Die Einheimischen danach zu fragen, schien uns nicht nur wegen der Sprachbarriere ziemlich aussichtslos. Asiaten gelten als sehr schamhaft und hätten solche Fragen vermutlich recht ungehörig gefunden.

Damit du bei deinem ersten Asien-Urlaub die lokalen Lokalitäten wie ein Pro benutzen kannst, haben wir dieses ultimative Toiletten-Tuturial erstellt.

WC mit Popodusche

Ob in Thailand, Myanmar, Kambodscha oder Laos und in vielen weiteren asiatischen Ländern wirst du in Städten und modernen Gebäuden eine westliche Sitztoilette und eine Popodusche finden.

Je gehobener die Lage, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit auch Klopapier zur Verfügung zu haben. Befindet sich neben der Toilette ein Müllbehälter, solltest du das Papier keinesfalls über die Toilette entsorgen, sondern in den Eimer werfen. In sehr vielen Ländern dieser Erde ist die Kanalisation nicht darauf ausgelegt, Papier wegzuspülen.

Sehr schickes Bad mit Popodusche

Sehr schickes Bad mit Popodusche

Da dieses Tutorial gewisse Vorkenntnisse voraussetzt, gehe ich davon aus, dass du mit dem Umgang mit der Sitztoilette vertraut bist und ich verzichte auf die Beschreibung dessen, was der notwendigen Reinigung deiner intimen Bereiche vorangeht.

Sehr oft wirst du feststellen, dass das bereitgestellte Toilettenpapier nicht die Dicke und Reißfestigkeit aufweist, die du dir für den Einsatz wünschst. Und wenn keins vorhanden ist, bitte nur dann selbstmitgebrachte Ressourcen verwenden, wenn du sie nicht über die Toilette entsorgst. Siehe oben.

So geht die Reinigung auf asiatisch: Du greifst zum bereit hängenden Schlauch der Popodusche und spritzt dorthin, wo du der Säuberung bedarfst. Anfängern empfehlen wir darauf zu achten, dass sich keine Kleidungsteile in Schussrichtung befinden.

Sprühkopf der Popodusche

Sprühkopf der Popodusche

Es ist immer eine gute Idee, die Stärke des Strahls zu prüfen, bevor du ihn auf empfindliche Teile richtest. Bei manchen Popoduschen habe ich nach dem Aufdruck „Kärcher“ gesucht, so kam das Wasser da raus geschossen. Wenn du den Druck nicht durch unterschiedlich festes Bedienen des Sprühhebels regulieren kannst, kannst du am Eckventil an der Wand drehen, um den Durchfluss zu vermindern.

Damen achten darauf, immer von vorne nach hinten zu spülen, damit keine Darmbakterien zur Harnröhre gelangen und eventuell eine Infektion auslösen. Da die Herren aufgrund ihrer anatomischen Besonderheiten dieses Problem nicht haben, ist ihnen die Sprührichtung freigestellt.

Pipi spülst du allein mit dem Strahl der Popodusche fort, beim großen Geschäft nimmst du zur Reinigung deine Hand zu Hilfe. Hat da jemand „Iiiiiih!“ geschrien? Wenn du dich unter der Dusche reinigst, kommt doch auch deine Hand dort zum Einsatz, oder?

einfaches Bad. Der Abfluss des Waschbeckens läuft über den Boden ab.

Einfaches Bad. Der Abfluss des Waschbeckens läuft über den Boden ab.

Asiaten nehmen dazu traditionell die linke Hand, die man daher auch niemandem reicht und die man nicht zum Essen benutzt. Da wir uns nach dem Toilettengang gründlich die Hände waschen werden, ist es ziemlich egal, welche Hand benutzt wird.

So. Fertig. Fertig? Aber jetzt bist du doch klatschnass untenrum! Entweder benutzt du zum Abtrocknen die dünnen Klopapierfetzen oder du machst es wie die Einheimischen: du lässt das Wasser ein wenig abtropfen und sonst nichts. Bei den Temperaturen im südostasiatischen Raum stört das bisschen Feuchtigkeit, das übrigbleibt nicht wirklich.

Die asiatische Hocktoilette

Je weiter du in ländlichere Gebiete vordringst, desto rustikaler werden die sanitären Anlagen. Kein Grund zur Panik! Dank unseres Tutorials bist du gewappnet.

schiefes klohäuschen aus Bambus

Da hofft man, dass das Klohäuschen noch lange genug stehen bleibt….

Es gibt Hocktoiletten in allen Standards: von Keramik und gefliesten Wänden bis zum Bretterverschlag im Hinterhof. Zum Reinigen findest du entweder eine Popodusche mit Schlauch vor oder ein Wasserbecken mit Schöpfkelle.

Manche Ratgeber empfehlen, du solltest dich vor Benutzung der Hocktoilette deiner gesamten Kleidung der unteren Körperhälfte entledigen. Und dann? In den wenigsten Fällen gibt es einen Kleiderhaken in der Kabine. Auf den in der Regel nassen Boden möchtest du deine Klamotten sicher nicht ablegen. Bleibt dir noch die Möglichkeit, daraus einen Turban zu basteln und auf dem Kopf zu balancieren.

Ganz im Ernst: vermutlich schaffst du es bei einer Wanderung auch, dich hinter einem Busch zu erleichtern, ohne einen halben Striptease hinzulegen. Die Technik ist auf der Hocktoilette die gleiche: Hosen ungefähr auf Kniehöhe herunterlassen, lange Hosenbeine aufkrempeln oder hochziehen. In der Regel parkst du rückwärts auf das Hockklo ein. Sollte es mal quer im Raum angebracht sein steigst du so drauf, dass dein Hintern über dem Abflussloch schwebt.

Bambushäuschen mit Hockklo

Noch mal eine rustikale Variante

Du gehst so tief wie möglich in die Hocke. Je tiefer, desto weniger spritzt es. Wenn du Probleme mit dem Gleichgewicht hast, leg deine Arme um deine Knie und halte dich so fest.

Ist eine Popodusche vorhanden, erfolgt die Reinigung wie oben beschrieben.

Bei der Variante Wasserbehälter mit Schöpfkelle solltest du nicht versuchen, die Schöpfkelle über dir auszuleeren. Es sei denn, du möchtest gleich deine Klamotten mit waschen. Du schöpfst Wasser mit der Hand aus der gefüllten Kelle und beförderst es du weißt schon wohin.

Hocktoilette mit Wasserbecken und Schöpfkelle

Hocktoilette mit Wasserbecken und Schöpfkelle

Wenn du Schwierigkeiten hast, aus der Hocke wieder aufzustehen, stütz dich mit deinen Händen auf den Oberschenkeln ab. Es ist auch sinnvoll, den Rucksack bei einer Person deines Vertrauens zu lassen, wenn das möglich ist. So musst du nicht auch noch dieses Gewicht mithochstemmen.

Wenn die Hocktoilette über ein Spülung verfügt, empfiehlt es sich, vor Betätigung derselben großzügigen Abstand zum Becken einzunehmen. Am besten fluchtbereit die Türe öffnen und erst dann abziehen.

Ist keine Spülung vorhanden, nutzt du die Schöpfkelle, um großzügig Wasser nachzuspülen, auch über die Trittstellen, wo du Straßenschmutz hinterlassen hast. Du hast hoffentlich kein Papier in der Hocktoilette entsorgt, denn es ist fast aussichtslos, das mit der Kelle wegzuspülen.

Weitere Tipps zur Benutzung asiatischer Toiletten

Du wirst immer eine Möglichkeit zum Händewaschen vorfinden. Ob es nun Waschbecken mit fließend Wasser sind oder eine Wassertonne mit einem Schöpfgefäß. In letzterem Fall schöpfst du Wasser aus der Tonne und lässt es über deine Hände laufen – und zwar auf den Boden, nicht über der Tonne.

Seife wird weniger oft vorhanden sein. Ich empfehle dir daher, immer eine kleine Reisegröße flüssiger Seife und/oder Handdesinfektionsgel in der Tasche zu haben.

Cartoon mit pinkem Flusspferd, das von Toilette fällt

Drastisches Warnschild in Thailand: nicht auf Sitztoiletten klettern!

Die hockende Haltung ist übrigens für den Darm viel gesünder als die bei uns übliche Sitzposition. Es entsteht weniger Druck auf den Darmausgang und der Winkel ist günstiger, um loszulassen.

Auch unter hygienischen Gesichtspunkten ist die Nassreinigung nach dem Toilettengang besser und gründlicher als die Trockenreinigung bei uns im Westen.

Asiatische Toilettenkultur – auch bei uns zu Hause?

Nachdem wir erstmal raus hatten, wie es auf dem asiatischen Klo funktioniert, waren wir restlos begeistert.

Wir überlegten, wie wir die Nassreinigung auch bei uns zu Hause einführen könnten. Man kann in Asien tatsächlich die Popodusch-Garnituren kaufen. Wir waren aber nicht sicher, ob sie auf unsere Anschlüsse passen würden. Außerdem haben wir in unmittelbarer Nähe der Toilette keinen Wasseranschluss, an den wir einen solchen Schlauch monitieren könnten.

Schließlich fanden wir eine pragmatische Lösung: Wir füllen eine ausgediente Spüliflasche mit Wasser und stellen sie neben das Klo. Damit können wir zielgenau duschen. Da es bei den hiesigen klimatischen Verhältnissen sinnvoll ist, sich nach der Reinigung abzutrocknen, hat jeder von uns ein kleines „Popohandtuch“ bereit liegen, das öfters ausgewechselt wird. So genießen wir mit wenig Aufwand den Komfort der asiatischen Nassreinigung. Und die Umwelt freut, dass unser Klopapierkonsum seitdem deutlich reduziert ist.

Spritzflasche mit Wasser und kleines Handtuch auf Klodeckel

Spritzflasche und Popohandtuch – fertig ist die asiatische Toilettenkultur

Die Sanitärkeramikindustrie entdeckt diesen Trend auch gerade. Für vierstellige Beträge kann man sich ein High-Tech-Duschklo installieren lassen.

Wer übrigens Gefallen an der darmfreundlichen Hockstellung findet, kann diese imitieren, indem man einen Hocker vor der Toilette platziert und die Füße während des Geschäfts darauf abstellt.

Luxus pur könnt ihr auf japanischen Toiletten erfahren. Die sind ein Erlebnis für sich, was wir leider noch nicht selber ausprobieren konnten. Unsere Bloggerkollegin Kathleen berichtet ausführlich darüber hier.

Hast du unseren Tipps noch etwas hinzuzufügen? Oder möchtest du eigene Erfahrungen auf asiatischen oder anderen exotischen Toiletten mit uns teilen? Dann freuen wir uns auf deinen Kommentar!

Unsere Reise-Erlebnisse in Südostasien

Mehr über unsere Reise-Erlebnisse jenseits der Toilettenkultur findest du hier:

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Falls du nun auf den Geschmack gekommen bist, gibt es mittlerweile auch eine „Popodusche to go“:

Unsere Reiseführer für Südostasien:

Profilbild von Gina.

Hi, ich bin Gina Zusammen mit meinem Mann Marcus erkunde ich gerne fremde Länder und Kulturen. Wir sind Reise-Spätzünder und haben unsere Reisen um die Welt erst mit Mitte 50 begonnen. Am liebsten sind wir individuell und abseits ausgetretener Pfade unterwegs. Spontane Abenteuer, das Eintauchen in fremde Kulturen und der Genuss exotischer Speisen machen für mich das Reisen aus. Als Apothekerin bin ich die Spezialistin für Reisegesundheit. Träumerin mit Bodenhaftung, immer bereit für neue Erlebnisse. Mehr über mich erfährst du auf unserer Über-uns-Seite