Abschied vom alten Leben

Das Jahr 2023 beginnt für uns gar nicht so gut. Unsere Silvesterparty fällt wegen Corona unserer Tochter aus. Eine Woche später liegen wir beide selbst flach. Irgendwie kommt eine Krankheit ja nie gelegen. Diesmal kommt sie wegen vieler Vorbereitungen für unser neues Leben besonders ungünstig. Wir wollen Ende März in unseren selbst ausgebauten Kastenwagen Balu ziehen und damit ein ganzes Jahr in Europa herumreisen.

Für die Vorbereitungen heißt das konkret: ich werde meinen Job kündigen. Unsere Wohnung wollen wir kündigen oder untervermieten. Außerdem müssen wir die Möbel und unser Auto verkaufen. Wir benötigen eine Auslandskrankenversicherung und vieles mehr. Einige Dinge sind zu diesem Zeitpunkt zum Glück bereits erledigt.

Besonders schwer tun wir uns bei einer Entscheidung: Sollen wir unsere Wohnung behalten und untervermieten? Wollen wir nach der Reise zurück ins alte Leben? Oder gehen wir aufs Ganze und geben die Wohnung auf und leben dann nur noch in Balu.

Ich möchte gerne die Sicherheit, Gina tendiert zur Freiheit ohne feste Wohnung. Als wir unserem Vermieter von unserem Vorhaben berichten, entscheidet dieser für uns. Nein, er möchte nicht, dass wir untervermieten. Also kündigen wir die Wohnung. Diese Entscheidung ist für uns unheimlich befreiend.

Die Bude wird leer

Was macht man mit dem Inhalt einer 75 m² Wohnung, wenn man in einen 8 m² großen Van ziehen will? Der außerdem schon möbliert ist. Natürlich die Möbel verkaufen.

Ebay Kleinanzeigen wird in den nächsten Monaten unser bester Freund. Schnell merken wir, wie mühsam es ist, gebrauchte Möbel zu verkaufen. Auch Wohnungsutensilien lassen sich nur schwer verkaufen. Selbst beim Verschenken sind die Leute kritisch.

Ein Problem ist, dass wir ein paar riesige Möbel haben. Diese haben früher prima ins große Wohnzimmer in unserem Eigenheim gepasst. Jetzt passen sie gerade so in unsere Wohnung. Zwei Interessenten springen vom Kauf ab, weil die Möbel nicht in ihre Wohnung passen oder ihr Treppenhaus zu klein ist.

Andere Dinge wie Deko, Werkzeug oder Küchenutensilien wollen die Käufer per Paket geschickt bekommen. Dazu müssen wir jedes Teil verpacken und zur Post bringen. Mühsam.

Gina und Marcus sitzen im leeren Wohnzimmer

Langsam wird die Bude leer

Nach und nach leert sich die Wohnung. Als auch die roten Leder-Sofas verschwinden, wird mir doch schmerzlich bewusst, dass ich an diesen Möbelstücken mehr hänge als ich dachte. Aber weg ist weg. Außerdem wollen wir im März eine Lagerbox anmieten, um nicht verkaufte Sachen während unserer Reise einzulagern.

Risiko oder Sicherheit

Unsere Gefühle schwanken immer wieder zwischen Hochstimmung und diffuser Angst. Was wäre, wenn… einer von uns sich den Fuß bricht, ein schlimmer Krankheitsfall in der Familie auftritt, das Geld alle ist, wir uns als Paar nicht mehr verstehen. Oder wir auf diese Art des Reisens einfach keine Lust mehr haben.

Ich habe da gerne Plan B oder C in der Tasche. Gina möchte sich erst darum kümmern, wenn ein solcher Fall auftritt. Also hoffentlich nie.

Etwas Arbeit macht auch noch Balu, dessen Fertigstellung wir entgegenfiebern. Zwar haben wir mit unserem Camper schon mehrere Urlaube hinter uns, es sind aber noch Kleinigkeiten zu machen. Diese summieren sich. Ein paar Verkleidungen anbringen, kleinere Reparaturen am Fahrzeug und Deko anbringen für die Gemütlichkeit.

Unsere Autowerkstatt teilt uns zu allem Überfluss mit, dass die Kupplung am Wagen nicht mehr in Ordnung ist. Und das bei einer Laufleistung von nicht mal 90.000 Kilometern. Eine Reparatur ist kostspielig. Wir beschließen, diese Reparatur in einer Werkstatt in Albanien durchführen zu lassen. So weit sollte Balu doch noch durchhalten.

Der Verwalter unserer Mietwohnung sucht schon nach Nachmietern und bietet Termine an. Wenn wir Glück haben, kauft uns der Nachmieter unsere Küche ab und vielleicht noch das eine oder andere Möbelstück. Und ja, wir haben Glück. Eine Sorge weniger.

Dann setze ich unseren PKW zum Verkauf ins Netz. Zum einen möchten wir natürlich unser Auto so lange wie möglich behalten und nutzen. Zum anderen wollen wir nicht den Termin unseres Reisestarts gefährden, weil der Wagen noch keinen Käufer gefunden hat. Nach knapp zwei Wochen klappt es dann doch und alles geht reibungslos über die Bühne.

Der letzte Arbeitstag

Der letzte Arbeitstag naht. Nach über 20 Jahren in der Firma fällt es mir nicht leicht, diese zu verlassen. Zwar fiebere ich unserem Reisestart entgegen, aber dafür gebe ich meinen gut bezahlten Job auf. Und auch das Umfeld von überwiegend netten Kolleg*innen werde ich vermissen.

Gerade bezüglich Arbeit fällt mir der Entschluss zur Reise nicht leicht. Bin ich doch durch mein Umfeld geprägt. Haus, Familie, Wohlstand. Hast du was, dann bist du was. All das kann ich mir nur durch Arbeit leisten. Dieses Mantra soll mir auch auf der Reise noch länger im Kopf herumschwirren.

Als ich vor einem halben Jahr meinem Chef unsere Reisepläne vorgelegt habe, schaute er mich an. Dann sagte er: „Wenn ich ein paar Jahre älter wäre, würde ich das genauso machen“. Und auch in der Personalabteilung wird mir von einer reiselustigen Mitarbeiterin zu meinem Entschluss gratuliert.

Also bin ich es wieder mal selbst, der daran zweifelt, ob unser Entschluss richtig ist. Werde ich genug Geld haben? Bekomme ich während der Reise Langeweile? Werde ich meinen Arbeitsplatz vermissen?

Vorauseilend kann ich hier zur Auflösung beitragen. Wir sind sparsam und kommen mit dem Geld aus. Ich habe keine Langeweile. Ich vermissen meinen alten Arbeitsplatz nicht. Und es fühlt sich verdammt gut an, nicht mehr morgens aufzustehen zu müssen, um ins Büro zu fahren.

Und außerdem: die Aufregung und die Vorfreude steigen. Bald soll es losgehen. Leider gibt es immer noch vorher jede Menge zu tun.

Reisestart mit Hindernissen

Der letzte Tag in unserer Wohnung ist angebrochen. Den ganzen Morgen packen wir noch Dinge und laden sie in Balu. Dann putzen wir die Wohnung. Zum Glück brauchen wir die Wohnung beim Auszug nicht streichen. Bloß Bohrlöcher verschließen. Das haben wir in der letzten Woche schon gemacht. Ist eben alles wie bei einem ganz normalen Umzug. Also auch hektisch.

Zum Putzen packen wir unsere Kleidung in die dem Nachmieter verkauften Kommode. Die wollen wir nachher noch rausholen.

Mittags ist Wohnungsübergabe. Statt des Verwalters kommt seine Vertreterin. Das zieht die Übergabe etwas in die Länge. Wir sind genervt. Irgendwann sind wir aber fertig. Rasch verabschieden wir uns von den neuen Mietern, unseren Nachbarn und der Verwalterin. Wir müssen noch einige Gegenstände aus der Wohnung in die Lagerbox bringen.

Irgendwie wird die Zeit knapp. Heute wollen wir zwei bis drei Stunden gen Süden fahren und uns dort einen Platz für die Nacht suchen. Nach einem Umweg über einen Baumarkt erreichen wir dann ein letztes Mal die 15 Kilometer entfernte Lagerbox.

Beim Ausräumen von Balu fallen uns unsere leeren Oberschränke im Van auf. Gina, wo ist unsere Kleidung? Unsere wie bitte? Wir schauen uns gegenseitig an und wissen sofort, was geschehen ist. Bei der ganzen Aufregung heute morgen haben wir die komplette Kleidung in der Kommode vergessen.

Volle Lagerbox

Da passt aber noch was rein in die Lagerbox

Also müssen wir nochmal zur Wohnung zurückfahren. Leider sind die Nachmieter nicht mehr dort. Sie sind mit ihrem Kind beim Arzt. Bis zum frühen Abend müssen wir warten, können dann aber erleichtert und mit unserer Kleidung erneut starten.

Besuche bei lieben Freunden und Verwandten

Wir wollen insgesamt ein Jahr auf Reisen sein. Daher möchten wir vorher nochmal möglichst viele Freund*innen und Verwandte treffen. Eine lange Reise ist ja immer Abschied und Neuanfang zugleich.

Gleich zu Beginn unserer Abfahrt verbringen wir einen schönen Nachmittag und den Abend in Mannheim bei meinem Neffen und seiner Frau.

Als nächstes steht der Besuch unserer Tochter in Zürich an. Dort wollen wir einige Tage bleiben. Doch vorher haben wir noch einen Abstecher nach Colmar geplant. Zwar wohnt da niemand, den wir kennen, allerdings ist Colmar wirklich bezaubernd und wir fahren dort das erste Mal hin. Hier findest du unseren Bericht über Colmar.

Colmars Altstadt

Colmars bezaubernde Altstadt

Unsere Tochter in Zürich und deren Mann sehen wir nicht sehr oft. Immerhin sind es aus der Heimat 600 Kilometer, und so nutzen wir jede sich bietende Gelegenheit für einen Besuch. Gemeinsam durchstreifen wir Zürich, machen eine Bootsfahrt auf dem Zürichsee und genießen das Miteinander.

Besonders freuen wir uns über einen weiteren Besuch: Unsere schwedisch-italienischen Vanlife-Freunde sind auf dem Weg von Italien nach Schweden gerade in der Schweiz. So ergibt sich ein unverhofftes und herzliches Wiedersehen.

Auf der Weiterfahrt in den Süden meldet sich eine Freundin aus Salzburg. Sie sei heute abend ganz in unserer Nähe, ob wir uns treffen können. Na klar. Wir treffen uns mit Elena von Verliebt-in-Italien auf einem Parkplatz und verbringen einen wundervollen Abend zu dritt in Balu. Übrigens das erste Dinner, bei dem wir einen Gast in unserem Van bekochen.

Mit einem weiteren befreundeten Paar aus Österreich haben wir schon vor unserer Reise ein Treffen in deren neuem Haus geplant. Dort bleiben wir über Nacht. Wir haben uns viel zu erzählen mit Babsi und Harry von Reisepsycho.

Gina und Marcus zu Besuch bei Babsi

Zu Besuch bei Babsi

Wir muten uns zu viel zu

Seit unserer Abreise in Deutschland haben wir viele Besuche hinter uns. Das derzeitige Wetter hier ist regnerisch und kalt. Wir wollen doch Sonne und Wärme.

Daher machen wir recht lange Etappen, um rasch in den Süden zu kommen. Nach Österreich und der Schweiz geht es durch Slowenien, Kroatien, Bosnien und Montenegro, bevor wir in Albanien ankommen.

Nach einigen Tagen der Fahrt merken wir deutlich, dass die letzte Zeit mit Umzug und Co. nicht spurlos an uns vorübergegangen ist. Wir sind beide gereizt und ziemlich erschöpft.

Wir freuen uns darauf, irgendwo im Warmen stehen zu können und einfach nichts zu tun. Leider soll der Part mit der Wärme noch auf sich warten lassen.

Der Kälte entfliehen

Unser erstes Ziel ist Albanien. Ein Facebook-Freund hat uns hier einen Campingplatz mit angeschlossener Autowerkstatt empfohlen. Wir sollen doch Balus Kupplung wechseln lassen.

Der Campingplatz ist nicht voll, als wir ankommen. Es laufen Hühner und Enten frei auf dem Platz herum. Relativ schnell können wir auch Balu checken lassen. Die Diagnose des Werkstattmeisters lässt uns verdattert dreinschauen: Wozu soll ich dir die Kupplung wechseln, die ist doch noch gut. Dafür bietet er einen bald fälligen Ölwechsel für kleines Geld an.

Die nächsten Tage verbringen wir auf dem rustikalen Platz und entspannen uns langsam. Nur die Sonne und die Wärme fehlen noch. Jeder, den wir mit dem Thema Wetter konfrontieren, beklagt sich über den kalten und nassen Frühling.

Nach einigen entspannten Tagen entschließen wir uns, die Grenze nach Griechenland zu passieren. Uns fällt immer wieder auf, wie freundlich und aufgeschlossen die Menschen hier im Südosten sind. Daher fühlen wir uns auch in Albanien und Griechenland auf Anhieb wohl.

Nur zieht es uns recht schnell weiter südlich, da es hier im Nordwesten Griechenlands viel regnet, ein stetiger Wind geht und sich die Temperaturen jenseits  unserer Wohlfühltemperatur befinden.

Gina und Marcus frierend

Es ist immer noch kalt

Jeden Tag schauen wir auf die Wettervorhersage und passen unsere Fahrtroute an. Auf der Insel Euböa soll das Wetter gut sein. Wir hatten von dieser Insel nur wenig gehört, aber warum nicht? Auf nach Euböa.

Diese Insel hat uns wirklich sehr gut gefallen. Sie ist noch nicht zu touristisch, die Landschaft ist wildromantisch und es gibt wunderschöne Strände. Und abenteuerliche Straßen.

Es ist Mitte Mai. Eigentlich sollte es hier schon heiß sein. Wir sind aber langsam zufrieden mit der sich jetzt einstellenden Wärme.

Schlechte Nachrichten

Irgendwann Ende April stehen wir entspannt in Griechenland in einem Supermarkt, als Ginas Handy klingelt. Eine deutsche uns unbekannte Telefonnummer wird angezeigt. Ginas Frauenarztpraxis ruft an. Das Ergebnis der kurz vor der Abreise durchgeführten  Krebsvorsorgeuntersuchung sei unklar. Eine spezielle Untersuchung solle in den nächsten drei Monaten durchgeführt werden.

Das passt leider nicht in unseren Reiseplan. So gar nicht. Erst Ende August wollen wir für zwei Wochen zurück nach Deutschland, um unserer Tochter den Van für ihren Urlaub zu überlassen. Gina beschließt, nicht so lange zu warten.

Sie versucht, die Untersuchung in Rumänien oder Bulgarien durchführen zu lassen. Bei einer deutschsprachigen Ärztin in Rumänien bekommt sie einen Termin. Ausgerechnet an einem Tag mit annähernd 40°C erreichen wir die Praxis in Bukarest. Leider ergibt sich auch bei dieser Untersuchung kein klarer Befund.

Gina und Marcus vor Balu gucken traurig

Die Nachricht der Arztpraxis bestürzt uns

Die Sorge bleibt und drückt unsere Stimmung. Da die Untersuchung keine Entwarnung gab, ist ein operativer Eingriff nötig. Keine große Sache, aber wir möchten den nicht in Rumänien machen lassen. Sondern in Deutschland, wenn wir sowieso da sind.

So begibt sich Gina beim Zwischenaufenthalt in Aachen in eine ambulante OP-Praxis, wo der kleine Eingriff durchgeführt wird. Zwei Wochen später gibt es Entwarnung: die verdächtigen Zellen konnten entfernt werden. Wir brauchen uns keine Sorgen um eine mögliche Krebserkrankung mehr machen.

Die Zeit zwischen dem Anruf und dem entscheidenden Befund ist allerdings geprägt von Unsicherheit und Angst. Danach können wir endlich die Reise unbeschwert fortsetzen.

Der wilde Osten Europas

Wir verbringen tatsächlich neun Wochen in Griechenland, das ist mehr als geplant. Griechenland ist uns ans Herz gewachsen: Neben phantastischen Landschaften und leckerem Essen sind es vor allem die Menschen, die ein Land ausmachen. Gastfreundlich, offen und hilfsbereit, so haben wir die Griechen kennengelernt.

Ein Abstecher nach Athen muss natürlich auch sein. Wir treffen uns dort mit Freunden und machen gemeinsam die Stadt unsicher. Wir verlinken dir hier gerne Tipps und Tricks für das Reisen mit dem Wohnmobil in Griechenland, aber auch welche Abenteuer wir in Griechenland erlebt haben.

Weiter nehmen wir uns drei Wochen Zeit für Bulgarien und vier Wochen für Rumänien.

Bulgarien hat wunderschöne Landschaften. Ganz besonders gut gefallen hat uns die Hauptstadt Sofia, die wir einige Tage durchstreift haben.

Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia

Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia

Von Rumänien waren wir überrascht: So freundliche und herzliche Menschen haben wir kennengelernt. Auch hier  haben wir wunderschöne Landschaft genossen. Zweimal haben wir auf Traumstraßen die Karpaten überquert. Dabei haben wir einmal sogar freilebende Bären sehen können. Ans Herz gewachsen ist uns Siebenbürgen. In unserem Artikel über Siebenbürgen erfährst du, warum.

Die Slowakei durchqueren wir in wenigen Tagen. Eigentlich hatten wir vor, diese an einem Tag zu durchfahren. Zum Glück befindet sich eine Freundin in Banska Bystrica und schlägt uns vor, sich mit ihr in dieser schönen Stadt zu treffen. Klar nehmen wir diese Gelegenheit mit. Damit kommt ein weiteres Land auf unsere Bucket-List.

Polnische Gastfreundschaft

In Polen besuchen wir ein polnisches Paar, das wir in Griechenland kennengelernt haben. Sie laden uns spontan zu sich in ihr Elternhaus ein. Auch hier erfahren wir, was Gastfreundschaft heißt.

Wir werden von Beatas Mama super lecker bekocht. Piroggen und Knedli zaubert sie auf den Tisch. Wir können gar nicht alles vertilgen, also packt sie uns den Rest ein.

Nur widerwillig verlassen wir den Ort nach zwei Tagen. Schließlich haben wir noch einige Kilometer nach Deutschland zu fahren. Nicht ohne uns Breslau anzuschauen, das auf unserer weiteren Route liegt. Polen steht ebenfalls auf unserer Wunschliste der zu bereisenden Länder.

Es ist schon seltsam: Ende März fahren wir von Deutschland weg, wir haben einen Termin Mitte August wieder in Deutschland. Und Mitte Juli empfinden wir das schon als Stress. Was macht so eine lange Reise mit uns?

Housesitting in Lübeck

In Lübeck angekommen, räumen wir Balu erstmal komplett aus und machen ihn von innen und außen sauber. Schließlich soll er bei unserer Tochter und dem Schwiegersohn einen guten Eindruck machen. Dann richten wir uns in der Lübecker Wohnung häuslich ein. Wir verbringen noch einen ganzen Tag mit Jorina und Florian zusammen, dann heißt es Abschied nehmen.

Aber nur für zwei Wochen. Die beiden fahren in ihrem Urlaub mit Balu nach Norwegen. Lübeck kennen wir von verlängerten Wochenenden bei den Beiden. Zwei ganze Wochen in Lübeck ist daher schon was Feines. Zumal die Wohnung mitten auf der quirligen Altstadtinsel liegt. Zum Glück spielt auch das Wetter mit. Zwar nicht jeden Tag, aber wir haben ja auch noch einiges zu erledigen.

Aber zum Videos sichten kommen wir gar nicht. Es gibt in Lübeck so viel zu sehen. Ob das Holsten-Tor, das Willy-Brandt Haus oder ein Ausflug nach Travemünde zum Viermastsegler Passat. Alles schauen wir uns an und laufen uns Plattfüße. Kein Wunder, dass die Stadt nur so vor Touristen überquillt.

Das Holstentor von Lübeck

Das Holstentor in Lübeck

Balu macht Ärger

Leider gibt es zwischenzeitlich schlechte Nachrichten von Balu: Wir hatten schon einige Zeit ein Problem mit dem Adblue-System des Citroen Jumper. Bisher konnten wir den Fehler mit unserem Diagnosegerät zurücksetzen und weiterfahren.

Jetzt, gerade wo unsere Tochter mit dem Van in Norwegen ist, muss ein Pannendienst ausrücken und Balu wieder fahrbereit machen.  Zum Glück können sie ihre Fahrt rasch fortsetzen. Einige Tage später sind alle wieder wohlbehalten in Lübeck. Den Beiden hat es gefallen, auch wenn das technische Problem mit Balu die Urlaubsfreude etwas getrübt hat.

Wir sind nach zwei Wochen in der Wohnung froh, unsere Sachen wieder in Balu zu packen und loszufahren. Mittlerweile ist Balu ja mehr als nur ein Wohnmobil. Es ist unser Zuhause, in dem wir uns sehr wohl fühlen und das wir lieben.

Der Van steht mit geöffneter Motorhaube vor der Werkstatt.

Werkstattbesuch mit Balu

Später in Deutschland fängt Balu abermals an zu zicken. Da wir bei einem befreundeten Paar in Düsseldorf sind, bringen wir Balu zu einer nahegelegenen Werkstatt in Ratingen. Zum Glück kann die den Fehler schnell beheben. Kostet allerdings ein Sümmchen.

Zuhause in Balu

Dass wir für ein ganzes Jahr in Balu leben werden, ist uns klar. Was es wirklich bedeutet, so lange eng zusammen im Fahrzeug zu wohnen, wissen wir noch nicht.

Unser Van ist sechs Meter lang und zwei Meter breit. Also irgendwie doch eng. Wir sind beide nicht klein gewachsen, trotzdem gibt es für uns keine Einschränkungen. Unsere Betten haben beide knapp zwei Meter Länge und im Van haben wir die Stehhöhe von knapp zwei Metern.

Vor der Reise haben wir in Betracht gezogen, auch mal eine Pension zu beziehen, falls es uns doch mal zu eng wird. Oder wenn wir genug voneinander haben und eine Auszeit brauchen. Nach knapp einem dreiviertel Jahr ist davon aber nicht die Rede. Im Gegenteil. Nach den zwei Wochen in Lübeck waren wir froh, wieder in Balu einzuziehen. Dadurch, dass wir den Van selbst ausgebaut haben, ist er uns sehr ans Herz gewachsen.

Ein schöneres Zuhause könnten wir uns momentan nicht vorstellen.

Gina sitzt hinten auf dem Bett in Balu

Wir fühlen uns wohl in Balu

Ein herber Rückschlag

Anfang September starten wir in den zweiten Teil unserer Reise. Die Route führt über Frankreich Richtung Süden. In Belgien genießen wir noch eine riesige Portion Pommes.

Die Zeit in Deutschland war schön, aber auch anstrengend. Ginas OP, Ärger mit dem Wagen und viele Besuche bei Freunden und Verwandten waren anstrengend und hinterlassen ihre Spuren.

Gina geht es nicht gut. Ihre anfängliche Freude, wieder auf Reisen zu sein, weicht einer Lustlosigkeit und Traurigkeit. Sie leidet seit langem an einer chronischen Depression, die sie normalerweise gut im Griff hat. So gut, dass sie im Laufe der Reise ihre Medikamente absetzte. Doch nach den ganzen Belastungen der letzten Zeit zeigt sich, dass ihre Psyche doch nicht stabil genug ist, dem zu trotzen. Die Depression schlägt wieder zu.

Gina sitzt traurig vor Balu

Depression

Als Außenstehender kann ich ihr Gefühl nicht nachempfinden. Aber ich weiß, dass es ihr schlecht geht. Das geht eine ganze Weile so.

Wir gönnen uns viel Ruhe und nehmen das Reisetempo raus. Auch mit der Produktion unserer Reisevideos auf Youtube pausieren wir.

Gina setzt ihre Medikamente wieder an. Achtet darauf, Dinge zu tun, die ihr gut tun. Yoga, Spaziergänge in der Sonne, lesen. Nach einiger Zeit geht es ihr langsam besser.

Wir lernen daraus, dass eine Reise kein Allheilmittel ist. Ob körperliche oder seelische Beschwerden, wir nehmen alles mit auf unsere Tour. Allerdings helfen uns Sonne und Wärme oftmals, Verstimmungen im Keim zu ersticken. Und Sonne kriegen wir auf Reisen häufiger als zu Hause.

Entspannung im Süden

Frankreich erleben wir das erste Mal mit dem eigenen Wohnmobil. Eigentlich planen wir nur eine Woche, um durch Frankreich zu fahren. Sozusagen als Transitland nach Spanien.

Aber es kommt anders. Kurz gesagt, wir werden zu Frankreich-Fans. Unsere Route abseits der Autobahnen führt uns durch unzählige kleine Dörfer und Städte, deren Architektur uns in regelrechte Entzückung versetzt.

Ob alte Wehrkirchen, romantische Marktplätze oder herrschaftliche Schlösser. Hier hat alles Charme und wir bleiben gerne an den vielen Stellplätzen, die eigens für Wohnmobile eingerichtet wurden. Und auch die Menschen hier sind freundlich und offen. Wir fühlen uns sehr wohl.

Nach drei Wochen erreichen wir Spanien. Das Wetter ist gut, wir gehen im See und im Meer schwimmen und lassen die Seele baumeln.

Luftbild auf Schwimmerin in smaragdgrünem Wasser.

Entspannung pur!

Neben Besichtigungen von Städten und Klöstern warten auf uns drei Wüsten, die wir besuchen wollen: die Bardenas Reales im Norden, die Tabernas und die Gorafe-Wüste im Süden.

Wüsten sind ja genau unser Ding. Wir lieben die kargen Steppen, die immer wieder von Oasen durchzogen sind. Egal ob Sandwüsten, Steinwüsten oder Salzwüsten: Die unendliche Weite macht uns glücklich.

Ohne weitere Termine in der Planung geht es uns auch immer besser. Wir freuen uns des Lebens. In Andalusien besuchen wir noch eine liebe Freundin, bevor es mit der Fähre nach Marokko geht.

Auf nach Marokko

Wir wollen noch weiter in den Süden. Was machen wir da, wenn wir schon in Andalusien sind? Richtig, wir nehmen die Fähre und setzen nach Marokko über.

Balu hat schon einige Erfahrung mit Fährfahrten, so dass die zwei Stunden von Algeciras nach Tanger Med ganz locker gemeistert werden. Wir sind in Afrika.

Nach drei Stunden am Zoll können wir endlich losfahren. Wir tauschen Geld um und kaufen eine SIM Karte für unseren Router. Die erste Nacht verbringen wir am Hafen, denn es ist spät geworden. Tatsächlich lassen wir am nächsten Tag die Wolken, die uns die letzten Tage in Spanien begleitet haben, hinter uns.

Der Wüste entgegen

Als ob wir nicht schon in Spanien mindestens drei Wüsten oder Halbwüsten gesehen haben, dürstet es uns nach noch mehr Wüsten. Diesmal aber die eine, die echte. Die Sahara.

Wir machen uns auf den Weg, fahren kleine Etappen. Wir lernen andere Reisende kennen und gewöhnen uns langsam an das marokkanische Leben. Ob Autofahren oder Einkaufen, alles ist anders.

Auch die Campingplätze sind nicht mit europäischen Standards vergleichbar. Alles ist einfacher gehalten. Dafür erfahren wir überall Gastfreundschaft.

Wir nähern uns dem Erg Chebbi. Ein Erg ist eine Sandwüste in der Sahara. Es gibt mehrere Wüstenabschnitte mit unterschiedlichen Namen. Das Erg Chebbi ist der touristisch meistbesuchte Abschnitt. Hier finden sich die höchsten Sanddünen. Genau hier zieht es uns hin.

Gefangen im Sand

Wir suchen uns einen Campingplatz aus, der ziemlich weit in die Dünen reicht. Ein Guide des Platzes holt uns mit seinem Allrad-Geländewagen ab. Wir sollen ihm hinterherfahren.

Hoffentlich geht das gut, immerhin sind ein paar Sandpassagen dabei. Aber wir möchten das unbedingt ausprobieren. Zweiter Gang bei 2.ooo Touren und Vollgas, so soll es gehen. Tja, bis wir immer langsamer werden und im Sand steckenbleiben.

Balu wird abgeschleppt

Balu wird abgeschleppt

Rasch bekommen wir Hilfe, zwei weitere Geländewagen halten an. Als alles Graben und Luftablassen aus den Reifen nicht hilft, schleppt uns einer der Helfer mit seinem Landrover heraus.

Wir suchen uns einen einfacher zu erreichenden Platz zwischen zwei Dünen und verbringen drei fantastisch einsame Tage und Nächte in der Wüste.

Leider zieht ein kalter und starker Wind auf. Tschüss Wüste. Wir verkrümeln uns Richtung Küste. Dort sollen Temperaturen tagsüber bis 21°C herrschen. Da wollen wir hin.

Unsere drei liebsten eigenen Blogartikel des Jahres 2023

Als im Rahmen des Jahresrückblog23 diese Aufgabe kam, mussten wir erst einmal überlegen, welche Blogbeiträge wir denn überhaupt in 2023 geschrieben hatten. Aus insgesamt 18 Beiträgen, die wir in 2023 geschrieben haben, mussten wir unsere drei liebsten Artikel aussuchen. Nach etwas Nachdenken wurde es schnell klar. Das sind unsere Top 3 aus 2023:

Nummer 1 ist unser Beitrag über Gesund leben im Wohnmobil. Für die Erstellung dieses Beitrags wurden wir durch die Blogparade von Birgit Buchmeyer animiert. Immer wieder merken wir, wie wichtig dieses Thema ist. Wir zeigen dir in unserem Artikel, wie wir uns auf Reisen gesund halten.

Nummer 2 beschreibt unsere Reise nach Matera in Italien. Du kennst Matera nicht? Die Stadt liegt im Süden Italiens und ist bekannt durch die Sassi. Das ist ein Komplex aus Höhlenwohnungen, der bis 1952 bewohnt wurden. Wir nehmen dich mit auf einen wirklich eindrucksvollen Besuch dieser Wohnungen.

Großer Felsen mit Kirchenportal.

Der Monterrone-Felsen von Matera

Die Nummer 3 unser liebsten Blogbeiträge ist die Aufstellung der Kosten für den Umbau unseres Kastenwagens zum Wohnmobil. Die letzten zwei Jahre waren geprägt durch den Umbau. Nach Fertigstellung waren wir erstaunt, wie viel so ein Umbau kostet. Einen solchen Beitrag hätten wir uns zu Beginn unseres Umbaus auch gewünscht.

Unser Jahr in Zahlen

Ein Reisejahr ist natürlich etwas Besonderes. Das drückt sich in unseren Zahlen für 2023 aus.

Seit unserem Reisestart sind wir 19.000 Kilometer gefahren.

Dabei haben wir 17 Länder bereist oder durchfahren:

  • Frankreich
  • Österreich
  • Schweiz
  • Belgien
  • Slowenien
  • Kroatien
  • Bosnien
  • Montenegro
  • Albanien
  • Griechenland
  • Bulgarien
  • Rumänien
  • Ungarn
  • Slowakei
  • Polen
  • Spanien
  • Marokko

Leider hatten wir während dieser Zeit vier Werkstattbesuche, nämlich in:

Albanien (Ölwechsel, Check der Kupplung)

Deutschland (Austausch Einspritzventil Adblue)

Frankreich (Check Ölverlust)

Marokko (Check Kühlwasserverlust)

Vor unserer Reise wurde von unserer deutschen Werkstatt eine verschlissene Kupplung diagnostiziert. In Albanien wollten wir die Kupplung erneuern lassen. Der dort ansässige Werkstattmeister riet uns davon ab. Die Kupplung sei noch ok. Seit fast 20.000 Kilometern ist sie das auch.

Sieben mal haben wir unterschiedliche Ärzte besucht:

Ohrenarzt (2 x Gina, 1 x Marcus)

Impfarzt (1 x Gina, 1 x Marcus)

Frauenarzt (2 x Gina), incl. 1 x OP

Gina ist einmal unglücklicherweise in einen Seeigel getreten

Eine kaputte Gleitsichtbrille musste in Rumänien ersetzt werden

Einmal haben wir Balu im Wüstensand festgefahren

Zahlen Blog – Youtube – Instagram

Im Dezember 2022 kamen 15.500 Besucher auf unseren Blog

Im November 2023 waren es 24.700 Blogbesucher

Im März 2023, also im Monat vor unserer Reise hatten wir auf Youtube 1.030 Abonnenten

Im Dezember 2023 haben wir 2.340 Abonnenten

Im Jahr 2022 hatten wir 55.213 Aufrufe auf Youtube

Im Jahr 2023 sind es bisher  263.107 Aufrufe

Auf Instagram hatten wir im Januar 2023 1.600 Follower

Im Dezember 2023 haben wir 1.956 Follower

Profilbild von Marcus

Hi, ich bin Marcus,

leidenschaftlicher Weltenbummler und Ingenieur. Mit meiner Frau Gina erkunde ich in unserem Van Balu individuell und ohne festen Plan Europa und angrenzende Länder.

Als Technikexperte beantworte ich gerne Fragen rund um Fahrzeuge. Abseits von Campingplätzen tauchen wir in die Natur ein, lieben Wanderungen und entdecken gerne Städte.

Meine ruhige Erscheinung täuscht, denn in meinem Kopf spinnen ständig Gedanken. Ich liebe es, in andere Kulturen einzutauchen und lokale Köstlichkeiten zu probieren.

Mehr über mich erfährst du auf unserer Über-uns-Seite