Aktualisiert am 16/02/2022 von Gina

Perú gilt kulinarisch als das Frankreich Südamerikas: es gibt Sterne-Restaurants, Fusion-Küche und vieles mehr. Um es vorweg zu nehmen: auf diesem Niveau haben wir uns nicht bewegt.

Dafür haben wir die bodenständige peruanische Küche kennen- und schätzen gelernt. Wir haben viel in einfachen, preiswerten Lokalen oder auf Märkten gegessen. Je nach Möglichkeit haben wir auch selber gekocht und uns dazu auf den Märkten mit frischen Lebensmitteln eingedeckt. Hier kann man nicht nur Gemüse und viele exotische Früchte erwerben, auch alle anderen Lebensmittel sind erhältlich.

Brot Verkäuferin auf dem Markt

Brot-Verkäuferin auf dem Markt

Wir haben gerne von der Möglichkeit Gebrauch gemacht, Nahrungsmittel wie Reis, Haferflocken oder Quinoa lose in der für uns passenden Menge zu kaufen. Und uns dann eine schöne Quinoa-Gemüse-Pfanne zubereitet.

Quinoa-Pfanne mit Ají und Ananas

In der Hostelküche gezaubert: Quinoa-Pfanne mit Ají und Ananas

Fleisch und Fisch typisch Perú

Ein typisch peruanisches Gericht ist Meerschweinchen. In Supermärkten liegen sie in der Fleischtheke wie bei uns Hühner und eine ähnliche Rolle spielen sie auch in der Ernährung. Sie sind unkompliziert zu halten und pflegeleicht.

Meerschweinchen liegen in der Fleischtheke.

Meerschweinchen-Angebot in der Fleischtheke

Natürlich habe ich Meerschweinchen probiert. Es ist ein etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick auf dem Teller, mit Kopf und Füßchen wird es serviert. Vom Geschmack her ist vergleichbar mit Hähnchen, allerdings ist das Essen eine mühsame Angelegenheit, viele kleine Knochen und wenig Fleisch.

Teller mit Meerschweinchenbraten.

Nichts für schwache Nerven: Meerschweinchenbraten

Weitere für uns neue Fleischgerichte sind Lama, welches wir schon in Argentinien kennen gelernt haben und Alpaka. Lama schmeckt wie Rindfleisch und wie bei diesem kommt es sehr auf die Qualität des Fleischstücks an. Wir haben es sowohl billig und zäh, als auch etwas teurer und butterzart serviert bekommen.

Alpaka (das ist der zottelige Verwandte des Lamas) hat einen deutlich kräftigeren Geschmack, so zwischen Rind und Wild. Mir hat es gut geschmeckt.

Ein weiteres typisch peruanisches Gericht ist Ají de gallina. Das ist klein geschnetzeltes Hähnchenfleisch in einer scharfen Soße (Ají ist eine scharfe Paprikaart).

Am Titicacasee wird natürlich auch Fisch gegessen. Besonders beliebt ist die Titicacasee-Forelle, eine Art Regenbogenforelle mit leicht rötlichem Fleisch. Wir haben sie fangfrisch serviert bekommen, als wir auf den schwimmenden Inseln der Uros zu Besuch waren.

Teller mit Fisch und Reis.

Frisch aus dem Titicacasee

Das peruanische Fischgericht schlechthin ist Ceviche, mit Zwiebeln und limonensaurer Marinade eingelegter roher Fisch. Da ich nicht so ein Zwiebelfan bin, habe ich nur einmal kurz probiert. Die Peruaner sind große Liebhaber von Ceviche, der sowohl in Restaurants als auch auf den Märkten angeboten wird und man sieht sie öfters mit einem Plastiktöpfchen „Ceviche to go“ in der Hand herumlaufen.

Essen, wo die Locals essen

In einfachen Lokalen wird oft ein Menü zum kleinen Preis angeboten. Wir schauen, wo viele Einheimische sitzen, da ist das Essen meistens gut. Zum Menü gehört immer eine Suppe, ob Cremesuppe aus Mais, Kürbis oder anderen Gemüsen oder eine kräftige Rinder- oder Hühnerbrühe mit reichlich Gemüse und Kartoffeln, Reis oder Nudeln drin. Einmal schwammen auch noch die ausgekochten Hühnerfüße in der Suppe. Wir haben sie diskret zur Seite geschoben. Die Suppen sind immer köstlich!

Teller mit Hühnersuppe.

Reichhaltige Hühnersuppe

Als Hauptspeise gibt es in der Regel Rind, Hähnchen oder Nudeln zur Auswahl. Oft ist auch noch ein kleiner Nachtisch, z. B. ein paar Scheiben Bananen mit bunten, süßem Fruchtjoghurt darüber oder ein Tee, hier Mate genannt im Preis inbegriffen.

Hühnchen mit Kartoffeln, Reis und Gemüse.

Hühnchen mit Kartoffeln, Reis und Gemüse

Auf den Märkten wird traditionelle Hausmannskost angeboten. Dazu gehört Recoto relleno, gefüllte scharfe Paprika, köstlich! Als Beilage gibt es Kartoffel- oder Nudelauflauf oder marinierte, eingelegte Gemüse (verduras en escabeche).

Inka-Cola und Coca-Tee: Getränke in Perú

Getränke muss man sich bei den Menüs extra bestellen. Meist gibt es nur zuckrige Softdrinks in der praktischen 1,5-Liter-Flasche. Besonders beliebt ist Inka-Cola, schmeckt wie aufgelöste Lutscher und sieht aus, als könnte sie im Dunkeln leuchten.

Quietschgelbe Inca-Kola.

Schmeckt so, wie es aussieht

Zum Frühstück oder auch zum oder nach dem Essen gibt es Kräutertees, die hier Mate genannt werden. Sie haben nichts mit dem argentinischen Matetee gemeinsam. Kamille, Anis und Coca stehen meist zur Auswahl. Während die ersteren in Deutschland eher Assoziationen ans Krankenbett wecken, werden sie hier ganz alltäglich getrunken. Auch Coca-Blätter stehen als Teebeutel oder getrocknete Blätter überall zur Verfügung.

Tasse mit Tee aus Coca-Blättern.

Coca-Tee

Sie sollen der Höhenkrankheit vorbeugen. Ob sie wirklich helfen, weiß ich nicht. Wir haben fleißig Coca-Tee getrunken, als wir im Hochland waren und es ging uns gut. Schwarzer Tee heißt te und ist fast immer mit Zimt aromatisiert.           

Im Früchteparadies

Absolutes Highlight für mich waren die frischen Säfte aus exotischen Früchten. Viele davon kannte ich weder dem Namen noch dem Anblick nach.

aufgestapelte exotische Früchte.

Früchte am Saftstand

Sind uns Ananas, Mango und Papaya mittlerweile auch in Europa halbwegs geläufig, so waren mir Chirimoya, Lúcuma, Tumbas und Grenadilla bisher fremd. Ich probierte so viel wie möglich, sowohl als Frucht als auch als Saft, alles war aromatisch und super lecker.

Für den Saft werden die Früchte im Mixer entweder mit Wasser, Orangensaft oder Milch gemixt. In Perú versteht man unter Milch oft gesüßte Kondensmilch. Das muss man mögen…

Einen erfrischenden Fruchtsalat, z. B. aus Ananas und Melone haben wir uns regelmäßig als Mittagsimbiss gegönnt. Darüber Naturjoghurt, den es Perú endlich wieder gab, mmmmh!

Marcus schneidet Obst.

Erst schnibbeln, dann genießen

Für uns skurril waren die in Tüten abgepackten Konfitüren, die es in allen Größen zu kaufen gibt. Packungsgrößen sind überhaupt sehr variabel: von 250-Gramm-Packungen Nudeln (sehr praktisch für uns!) bis zum 50-Kilo-Sack Reis.

Konfitüre in Tüten.

Konfitüre in Tüten

Torten und andere Süßigkeiten kommen in bunten Farben daher und sind genauso klebrig-süß wie sie aussehen. Dem breiten Angebot in den pastelerías nach zu schließen, sind sie sehr beliebt. Uns hat meistens schon das Aussehen abgeschreckt.

Auswahl mit bunten Torten.

Alles so schön bunt hier…

Wenn wir dann doch mal ein Törtchen oder ein Stück Kuchen probiert haben, konnte uns das nicht überzeugen. Blätterteigteilchen kamen meist sehr trocken daher, dafür mit reichlich Zucker versehen. In Sachen süßes Gebäck hat eindeutig Argentinien die Nase vorn.

Weiterschlemmen in Chile

Im Gegensatz zu Perú ist Chile nicht für raffinierte, feine Küche bekannt. Wenn Chilenen gut essen wollen, suchen sie oft ein peruanisches Restaurant auf.

Doch Chile hat mehr zu bieten als Lomo a lo pobre (ein Berg Pommes, gekrönt von einem großen gebratenem Fleischstück und einem Spiegelei) oder Completo (Hotdog mit reichlich Ketchup, Mayo und Guacamole).

marcus mit Bier und Completo.

Einmal Completo muss sein!

In den Küstenstädten gibt es natürlich frischen Fisch und Meeresfrüchte. Die kann man preiswert auf dem Markt oder dem Fischmarkt essen. Für sieben bis acht Euro gibt es ein reichhaltiges Fischgericht. Entweder wählt man ein gegrilltes, gebratenes oder frittiertes Fischfilet, eine croqueta (Frikadelle) oder einen sämigen Meeresfrüchteeintopf.

Großer Fisch, daneben Scheiben vom Fisch.

Auf dem Fischmarkt: Albacora vor der Zubereitung

Wir futterten uns durch croqueta de atún (Thunfisch-Frikadelle), Filets von Albacora (ein großer Fisch mit festem Fleisch, mit dem Schwertfisch verwandt) und Reineta  (feineres, helles Fleisch), Paila marina  (ein Eintopf aus verschiedenen Muscheln, Meeresfrüchten und Käse)

Fisch-Eintopf.

Paila marina

und sämige Suppen von Locos und Lapas, was immer das für Tiere sein mögen.

Bild von Muschel.

So sehen sie im Museum aus: Loco…

und von einer Napfschnecke.

… und Lapa

Auf den Märkten gab es natürlich auch andere Gerichte, Steak vom Rind, gebratenes Hähnchen oder Nudeln mit diversen Soßen.

Typischerweise gibt es immer eine Suppe vorher, wie in Perú. Suppen können sie wirklich gut. Zum oder vor dem Essen gibt es Weißbrot mit pebre, eine scharfe Soße aus Ají (scharfe Paprika), Tomaten, Zwiebeln und Koriander. Sogar Marcus hat sich inzwischen an den charakteristischen Geschmack des Korianders gewöhnt, der in der südamerikanischen Küche überall anzutreffen ist.

reichlich gefüllter Teller.

Filet vom Albacora, rechts oben das Schälchen mit Pebre

Eine weitere Spezialität sind Sopaipillas. Ein Teig aus klein geschnittenen Kürbisstückchen, Mehl und Öl wird zu runden Fladen geformt und in heißem Öl ausgebacken. In der süßen Variante kommt Sirup oder manjar (das chilenische dulce de leche) darüber. Oder man genießt sie herzhaft mit pebre oder Guacamole.

Zwei runde Pfannkuchen mit Sauce.

Sopaipillas in der süßen Variante

Schwierig bis unmöglich war es, in chilenischen Supermärkten richtigen Orangensaft aufzutreiben. Dafür sind Fruchtnektare sehr verbreitet, mit Wasser gestreckt und mit einem sehr künstlich schmeckenden Süßstoff versehen. Auch die tausend Sorten Fruchtjoghurt und andere Süßspeisen sind mit diesem künstlichen Zeug aromatisiert. Man bekommt es als Snack im Bus oder zum Hotelfrühstück vorgesetzt. Für uns nahezu ungenießbar.

Ganz gespannt seid ihr sicher, was auf der Osterinsel typischerweise gegessen wird. Dazu können wir aus eigener Erfahrung nichts beitragen. Denn die Preise dort erreichen astronomische Höhen, ein einfaches Nudelgericht kostet das zwei- bis vierfache eines ganzen Menüs auf dem Festland. Das kommt daher, dass so gut wie alles über 4000 Kilometer importiert werden muss. Daher haben wir so viele Lebensmittel wie möglich aus Chile mitgebracht und uns in der Woche auf der Osterinsel selbst versorgt.

 

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