Aktualisiert am 09/07/2020 von Gina

Natürlich darf eine Wüstentour in die Sahara auf unserer Marokko-Reise nicht fehlen. Da uns die Wüste schon immer fasziniert, war dies von vornherein klar. Als Ziel haben wir uns den Erg Chegaga, die größte zusammenhängende Sandwüste in Marokko ausgesucht. Anders als der Erg Chebbi, der in der Nähe Marrakeschs leichter zu erreichen ist, ist der Erg Chegaga weniger von Touristen überlaufen.

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Foum Zguid – Startpunkt für unsere Wüstentour in Marokko

Der Ort Foum Zguid am Rande der Sahara wurde uns in Tafraoute von einer anderen Reisenden als “hässliches Kaff mit jeder Menge Soldaten” beschrieben. Am Ortsrand passieren wir tatsächlich eine große Kaserne, aber Soldaten sehen wir auf den Straßen keinen einzigen. Auch ansonsten erleben wir das Städtchen als einen sehr entspannten und angenehmen Ort in Marokko. So viel zur Meinung anderer Reisender…

Unser Hotel Auberge L’Oasis* erweist sich als Glückstreffer. Eine ehemalige Medressa (Koranschule), traditionell aus gestampftem Lehm gebaut wurde zu einem hübschen Gasthaus umfunktioniert. Im lauschigen Innenhof stehen Tische und Stühle unter schattenspendenden blühenden Pflanzen. Der Empfang durch Mustapha ist herzlich. Wir werden mit Informationen versorgt, was es alles zu sehen gibt und machen einen Termin, um mit seinem Cousin Achmed über unsere Wüstentour in die Sahara zu sprechen.

Innenhof mit blühenden Sträuchern

Lauschiger Innenhof der Auberge L’Oasis

Spaziergang durch Foum Zguid

Bevor wir unsere Wüstentour planen, machen wir uns auf, Foum Zguid zu erkunden. Direkt nebenan liegt der halb verfallene Ksar, das alte Lehmdorf. Wir durchwandern die einsamen Gassen. Die Häuser waren ursprünglich zwei- oder dreistöckig, fallen aber mit der Zeit immer mehr zusammen. Wir haben den Ksar ganz für uns alleine, nur eine Katze streift außer uns durch die Gassen. Einzelne Räumlichkeiten scheinen noch genutzt zu werden, ob als Wohn- oder Lagerraum ist uns nicht klar.

verfallenes Lehmdorf in Marokko

Blauer Himmel über dem alten Lehmdorf

Als wir durch eines der Tore aus dem Wehrdorf wieder hinaustreten, stehen wir vor einer kleinen Moschee in den Überresten eines Friedhofs. Dahinter beginnen die Palmengärten der Oase. Gesäumt von Lehmmauern durchziehen Wege die sattgrüne Gartenlandschaft. Freundlich grüßen uns die wenigen Menschen, die uns auf unserem Spaziergang begegnen.

Palmen säumen einen breiten Weg

Der Oasengarten von Foum Zguid

Eine junge Frau mit drei Kindern grüßt und bleibt vor uns stehen, als wir picknickend auf einem Mäuerchen Rast machen. Die Kinder nehmen das angebotene Brot an, die Frau lehnt dankend ab. Wir fragen, ob wir Fotos machen dürfen. Sie erlaubt uns, die Kinder zu fotografieren, sie selber möchte nicht. Eine Scheu, die wir bei vielen Menschen im Volk der Berber in Marokko erleben.

Unser Abend in Foum Zguid

Abends gehen wir ins Dorf. Viele kleine Lädchen säumen die Hauptstraße, vor der Moschee sammeln sich Männer in blauen Tuniken, der typischen Kleidung der Berber in der Sahara. Im Restaurant gibt es keine Speisekarte, der Besitzer zählt uns auf, was im Angebot ist. Wir entscheiden uns für Fleischspieße mit Pommes frites.

Das Ortszentrum mit der Moschee

Das Ortszentrum mit der Moschee

Als wir fertig sind, kommt ein Bettler vorbeigeschlufft. Er bleibt an unserem Tisch stehen und fixiert die Platte mit restlichen Pommes, die übrig geblieben sind. Wir signalisieren ihm, dass er sie sich nehmen kann. Einen Moment scheint er zu überlegen. Dann schlurft er zur anderen Ecke des Tisches, wo der Brotkorb steht, nimmt sich ein Stück Brot, legt es zu den Pommes und begibt sich mit dem Teller zum freien Nachbartisch. Dort lässt er sich nieder und beginnt zu essen. Wie in Marokko üblich benutzt er das Brot als Besteck, mit dem er die Pommes aufnimmt.

Ein jugendlicher Kellner kommt angelaufen und beginnt eine komisch-verzweifelte Diskussion mit dem Bettler. Mangels berberischer Sprachkenntnisse verstehen wir zwar nichts davon, uns ist aber klar, dass er den Mann vertreiben möchte. Der Wortwechsel geht hin und her, schließlich steht der Bettler auf und richtet sich zu seiner beachtlichen Größe auf. Der Kellner weicht zurück und klagt statt dessen halb lachend, halb empört sein Leid dem Nachbarn. Als der Bettler in aller Ruhe fertig gespeist hat, bringt er den leeren Teller zurück an unseren Tisch und bedankt sich mit der maghrebinischen Geste des Hand auf die Brust Legens. Wir sind beeindruckt, welche Würde der Mann sich in seinem ärmlichen Leben in Marokko bewahrt.

Sahara-Wüstentour zum Erg Chegaga

Am nächsten Morgen starten wir zu dem Highlight unseres Marokko-Trips: die Wüstentour in die Sahara. Achmed holt uns mit einem riesigen Geländewagen am Hotel ab. Bald verlassen wir die Asphaltstraße und schaukeln über eine holprige Piste in die Wüste Richtung Erg Chegaga.

Blaugekleideter Berber vor schwarzem Geländewagen vor dem Start zur Wüstentour Marokko

Los geht’s zu unserer Wüstentour: Guide Achmed in traditioneller Tracht

Entgegen der meisten Vorstellungen besteht die Sahara nicht nur aus malerischen Sanddünen. Zum überwiegenden Teil ist sie eine Geröllwüste, die sogenannte Hammada. Durch diese fahren wir jetzt. Skurrile Felsformationen von Ausläufern des Atlas-Gebirges begrenzen die Landschaft. Struppige Bäumchen stehen vereinzelt in der Fläche.

Geröllwüste mit einzelnen Bäumen

Karge Wüstenlandschaft

Kontrollposten in der Sahara

Wir passieren einen militärischen Kontrollposten in der Wüste. Der besteht aus einer Betonbude und einer Schranke. Drei Soldaten, nur einer davon in Uniform, die anderen im Fußballtrikot sind die Bemannung. Wir bekommen freundlich die Hand geschüttelt, bevor wir unsere Pässe abgeben. Der uniformierte Soldat verschwindet damit in der Bude, denn jeder, der hier passiert wird registriert. Derweil versucht der Kollege im Sport-Outfit mittels eines Walkie-Talkies Empfang zu bekommen. Gar nicht so einfach mitten in der Sahara. Er weiß genau, wo er ihn bekommt: indem er auf einen vermutlich eigens dafür aufgeschichteten Steinhaufen steigt und den Arm mit dem Walkie-Talkie hoch in die Luft reckt. So unterhalten wird uns die Zeit nicht lang, bis wir unsere Pässe zurück erhalten. Noch ein kleines Pläuschchen zwischen Achmed und dem Soldaten, dann öffnet sich die Schranke für die Weiterfahrt auf unserer Wüstentour in die Sahara.

Felszeichnungen und Begegnung mit einem Sahara-Bewohner

Unsere Fahrt durch die Wüste Marokkos führt uns zu einem Hügel, der mit schwarzen Steinen bedeckt ist. Wir steigen hinauf und Achmed zeigt uns Petroglyphen, die in die Steine geritzt sind. Es sind Tiere dargestellt, die an Hirsche und Nashörner erinnern. Auch Jagdszenen sind zu erkennen. Die Nomaden der Sahara kannten die bemalten Steine schon lange, konnten aber natürlich nicht einordnen, wie alt sie wirklich sind.

Felszeichnungen von Nashörnern auf unserer Wüstentour

Felszeichnungen von Nashörnern

Kurz nachdem wir wieder gestartet sind, bremst Achmed plötzlich. Mit scharfem Auge hat er eine Dornschwanz-Agame erspäht, ein typischer Bewohner der Sahara in Marokko. Sehr exotisch wirkt das Tier mit seinem leuchtend orangen Körper. Wir erfahren später, dass dies die Tagesfarbe ist, wenn die Sonne schon hoch steht. So reguliert die Agame ihre Körpertemperatur, da die Sonneneinstrahlung die hellere Farbe weniger aufheizt. Am frühen Morgen ist das Tier noch schwarz, um nach der kühlen Nacht den Körper in der Sonne  gut wärmen zu können. Was für wunderbare Dinge sich die Natur doch einfallen lässt!

orangefarbene Echse auf schwarzen Steinen

Ein Schmuckstück in der Wüste ist die leuchtend orange Agame

Über den Lac Iriki

Nach einer Weile erreichen wir den Lac Iriki. Unsere Wüstentour führt mitten hindurch, denn der See ist mittlerweile völlig ausgetrocknet. Alles Wasser, was früher hier herein floss wird heute von Staudämmen im Atlas-Gebirge aufgehalten. Das macht das Leben der Nomaden der Sahara natürlich nicht gerade einfacher.

Am Horizont tauchen die Umrisse eines Burg-ähnlichen Gebäudes auf. Beim Näherkommen entpuppt es sich als Rasthaus im Kasbah-Stil. Dort halten wir an für unsere Mittagspause auf der Wüstentour. Um uns erstreckt sich die Weite der Wüste und wir genießen den Ausblick in die Sahara. Im Schatten der kühlenden Lehmmauern nehmen wir unser Lunch zu uns.

Raststätte auf dem Lac Iriki

Raststätte auf unserer Wüstentour auf dem Lac Iriki

Eine ganze Reihe dieser Raststätten-Kasbahs passieren wir auf unserem weiteren Weg über den Lac Iriki. Anscheinend hat jeder Wüstentour-Veranstalter dort eine Station errichtet.

Sukkulenten wachsen im Sand

Wüstenvegetation in Marokko

Allmählich wird der Untergrund sandiger, auch die Vegetation verändert sich. Sukkulentenartige Sträucher mit fleischigen Blättern dominieren hier. Das Auto wühlt sich über die sandige Strecke, bis wir irgendwann abbiegen und Richtung Dünen des Erg Chegaga fahren. Unsere Wüstentour endet für heute an dem kleinen Nomadencamp zwischen hoch aufragenden Sanddünen.

Große Sanddünen im Erg chegaga in der Sahara

Angekommen im Erg Chegaga – der Höhepunkt unserer Wüstentour in der Sahara

Im Wüsten-Camp zwischen den Dünen des Erg Chegaga

So bleibt uns genug Zeit, das Sahara-Camp und die Umgebung zu erkunden. In der Mitte des Lagers steht ein größeres Zelt, das üppig mit Teppichen, Diwans, Tischen und Stühlen möbliert ist. Hier werden wir unsere Mahlzeiten einnehmen.

Vier kleinere Zelte bilden den Schlaftrakt. Da wir beide die einzigen Gäste sind, ist nur eines davon belegt. Vier Betten mit bequemen Matratzen stehen darin.

Marcus tritt aus dem Zelt

Das schlichte Schlafzelt

Doppelbett im Schlafzelt

Das Innere ist sehr gemütlich

Ein Klohäuschen und eine Hütte, die als Küche dient vervollständigen das Sahara-Camp im Erg Chegaga.

Ali, der Inhaber des Wüsten-Camps begrüßt uns freundlich. Ein beeindruckend großer schwarzer Turban ziert sein Haupt. Wir dürfen wählen, ob wir den Begrüßungs-Tee im Restaurant-Zelt oder zusammen mit den Berbern hinter der Küche einnehmen möchten. Natürlich entscheiden wir uns für letzteres und lümmeln kurz darauf gemütlich auf Teppichen unter dem Palmblatt-Dach hinter der Küche. Ein interessantes Gespräch über das Leben in der Sahara entspinnt sich. Und wir sehen zum ersten Mal einen Skarabäus, der eilig durch den Wüstensand rennt.

Berber mit schwarzem Turban

Ali – unser freundlicher Gastgeber in der Sahara

Spaziergang über die Dünen des Erg Chegaga

Nach der entspannten Teestunde steigen wir auf die Dünen. Das ist gar nicht so einfach, denn sie sind ziemlich steil. Außerdem sinken die Füße tief in den Sand, was den Aufstieg doppelt anstrengend macht. Schließlich erreichen wir den Kamm der Düne und stellen fest, dass es sich auch hier nicht so einfach entlang spazieren lässt. Ständig rutscht der feine Sand des Erg Chegaga unter unseren Füßen weg und lässt uns mit dem Gleichgewicht kämpfen. Über den Kamm steigen wir hinauf zu der höchsten Erhebung der Düne. Hier lassen wir uns nieder und blicken über die auf- und absteigenden Sandhügel des Erg Chegaga. Sie schimmern in einem warmen Goldbraun im Licht des späten Nachmittags.

Fußspuren über die Düne

Wüstenspaziergang in der Sahara

Gina sitzt auf der Düne auf unserer Wüstentour

Entspannung im warmen Wüstensand

Ein lebhafter Wind ist aufkommen und lässt die feinen Sandkörner fliegen. Darum sind wir doppelt dankbar für unsere Cheches, die typischen langen Schals der Wüstenbewohner, die vielfach um den Kopf gewickelt werden. So schützen sie vor Sonne, Sand und Wind gleichermaßen.

Sand weht über den Dünenkamm

Kleiner Sandsturm im Erg Chegaga

Sonnenuntergang über dem Erg Chegaga im Sandsturm

Tisch mit Tajine und Kerze

Candle Light Dinner im Wüstencamp

Nachdem wir das Abendessen – eine aromatische Tajine – im Restaurantzelt genossen haben, machen wir uns noch einmal an der Aufstieg auf die Sanddünen des Erg Chegaga. Wir wollen dort oben den Sonnenuntergang über der Sahara beobachten. Der Wind ist mittlerweile immer stärker geworden und hat sich zu einem kleinen Sandsturm entwickelt. Wir vermummen uns in unsere Cheches als Schutz gegen die fliegenden Sandkörnchen. Trotzdem werden wir am Abend überall – in Ohren, Nase und zwischen den Zähnen –  Sand haben.

Gina mit Tuch über Kopf und Gesicht

Gut eingepackt auf der Wüstentour in Marokko

Überall auf den Dünenkämmen erscheinen nun Menschen. Wir sind zwar die einzigen Gäste in unserem Sahara-Camp, doch von oben können wir erkennen, dass auch in den benachbarten Dünentälern kleine Wüsten-Camps errichtet wurden. Immerhin ist es nicht wie im Erg Chebbi, wo teilweise ganze Busladungen von schwatzenden Touristen abgeladen werden.

Durch den Sturm erleben wir nicht, dass die untergehende Sonne die Sahara zum Glühen bringt. Alle Farben sind gedämpft, die Landschaft vom Sandschleier weichgezeichnet. Es ist eine ganz besondere Atmosphäre, die dadurch geschaffen wird. Wir sitzen fasziniert im weichen Wüstensand und verfolgen das Schauspiel, wie die Sonne über dem Erg Chegaga versinkt.

Sonnenuntergang in der Sahara in Marokko

Sonnenuntergang in der Sahara

Nachts bleibt uns leider ein großartiger Sternenhimmel, wie wir ihn in der Wüste im Wadi Rum erlebt haben verwehrt. Der Grund dafür ist der riesige bleiche Vollmond, der die Sahara hell erleuchtet. Das ist allerdings auch ein Erlebnis.

Vollmond auf der Wüstentour in Marokko

Statt Sternenhimmel ein riesiger Mond

Der zweite Tag unserer Wüstentour in Marokko

Nach einer traumhaft ruhigen Nacht und einem leckeren marokkanischen Frühstück erklimmen wir noch einmal die Dünen des Erg Chegaga. Unsere Fußspuren von gestern sind vom Wind komplett ausgelöscht. Der Sand präsentiert sich so glatt, als hätte ihn nie jemand betreten. Wir stoßen auf merkwürdige Spuren, die kreuz und quer über die Dünen laufen. Neugierig verfolgen wir sie, bis wir irgendwann auf den Urheber stoßen: ein großer Skarabäus-Käfer rennt eilig durch den Wüstensand.

Skarabäus-Käfer

Skarabäus-Käfer

Ein letzter Blick über die sanft geschwungenen Dünenkämme des Erg Chegaga. Wir saugen die Weite und die Einsamkeit in uns auf, bevor unsere Wüstentour weiter geht. Die erhoffte Stille wird leider durch das entfernte Brummen der Sandbuggies, mit denen Touristen amüsiert werden, etwas gestört.

Gina auf Dünenkamm

Abschied vom Erg Chegaga

Achmed wartet schon am Auto, um unsere Wüstentour fortzusetzen. Ali verabschiedet uns warmherzig, dann rumpeln wir wieder über die Wüsten-Piste und verlassen den traumhaften Erg Chegaga.

Einblicke in das Leben der Nomaden der Sahara

Heute bekommen wir ein wenig vom Leben der Nomaden der Sahara gezeigt. Den ersten Nomaden treffen wir, als er zu Fuß die Piste entlang wandert. Achmed hält an, offensichtlich kennen sich die beiden. Ein fröhliches Palaver auf berberisch entspinnt sich. Der alte Mann steigt ein und begrüßt uns strahlend und mit einem Händeschütteln. Fröhlich unterhalten sich beiden und haben viel zu lachen. An einem Brunnen steigt unser Passagier aus, bedankt sich und schüttelt uns zum Abschied wieder die Hand. Eine sehr herzliche Begegnung, auch wenn wir uns mit Worten nicht verständigen konnten.

Wenig später fahren wir vor einer Nomaden-Schule in der Wüste vor. Offiziell herrscht in Marokko allgemeine Schulpflicht. Allerdings bietet die Regierung keine Hilfestellung für die in der Sahara lebenden Nomaden, um ihren Kindern Schulbildung zu ermöglichen. Es gibt Hilfsorganisationen, die in der Wüste kleine Schulen errichten, wo die umliegenden Nomaden-Familien ihre Sprößlinge hinschicken können. Wir betreten das Schulzelt, wo gerade Lesen geübt wird. Etwa 14 Kinder, Mädchen und Jungen sitzen auf den Schulbänken. Der Lehrer erlaubt uns Fotos zu machen. Doch die meisten der Kinder verbergen erschreckt ihre Gesichter hinter den Armen, als ich meine Kamera zücke. So verzichten wir auf Bilder. Achmed erläutert, dass die Kinder der Nomaden vormittags zur Schule kommen, nachmittags müssen sie bei ihren Familien mithelfen.

Großes Zelt

Die Nomaden-Schule

Achmed erzählt uns, dass seine Familie aus der Wüste nach Zagora gezogen ist, damit sein kleiner Bruder zur Schule gehen konnte. Unser Guide selber war zu diesem Zeitpunkt schon achtzehn und hat nie lesen und schreiben gelernt, ein Schicksal, das viele Berber seiner Generation in Marokko teilen.

Zu Besuch bei einer Nomaden-Familie in der Sahara

Nach der Nomaden-Schule ist unser nächster Halt auf unserer Wüstentour die Behausung einer Nomaden-Familie in der Sahara. Aus kleinen Felsbrocken und Steinen aufgeschichtete Mauern bilden Wände und Abtrennungen. Schutz gegen das Wetter bieten darüber gelegte Teppiche oder Palmblatt-Dächer. Die Hütten sind so niedrig, dass sie nur gebückt betreten werden können.

Einfache Hütten

Die Nomaden der Sahara führen ein sehr einfaches Leben

Eine schmale Frau mit einer mädchenhaften Figur tritt aus der Hütte. Als sie näher kommt erkennen wir das verwitterte Gesicht einer alten Frau. Vermutlich ist sie zwar nicht so jung, wie sie aus der Ferne wirkte, aber auch nicht so alt, wie die Runzeln sie wirken lassen. Sie zieht einen Zipfel ihres lose umgelegten Kopftuchs vor den Mund, reicht uns aber unbefangen die Hand. Eine kleine, schmale Hand, die hart und rissig ist wie ein Scheit Holz. Es lässt uns erahnen, wie schwer die Arbeit hier draußen in der Sahara Marokkos sein muss. Ein Foto von sich machen zu lassen lehnt die Berberin ab.

Wir bekommen die Hütte gezeigt, in der sich die schlichte Küche befindet. Auch an der Außenseite befindet sich ein Ofen. Sie huscht in die Hütte und kommt mit ein paar einfachen Schmuckstücken wieder heraus, die sie uns verkaufen möchte. Wir lehnen dankend ab, geben ihr aber ein paar Dirham, die sie sichtlich erfreut annimmt.

Die Nomaden-Familie verdient sich ihren Lebensunterhalt in der Sahara mit der Zucht von Kamelen. Kurz darauf nähern sich weitere Familienmitglieder, die eine Herde Kamele mit sich bringen. Es ist ein wildromantischer Anblick, wie die Tiere über die steinige Wüste in einer breiten Reihe auf uns zugeschwankt kommen.

Eine Reihe Kamele kommt auf uns zu

Die Kamelherde

Ein kurzer Zwischenhalt in dem Dorf, in dem Achmed großgeworden ist beschert uns einige Melonen aus dem Oasengarten. Sie wachsen in Hülle und Fülle in den bewässerten Feldern. Auch hier werden wir wieder herzlich mit Händeschütteln und Tee begrüßt.

Zwei Berber tragen Wassermelonen auf ihren Schultern

Wassermelonen-Ernte

Auf unserem Rückweg aus der Sahara nach Foum Zguid bestaunen wir noch mal die großartige und vielfältige Landschaft der Wüste. Von kargen Geröllfeldern, tief eingeschnittenen Wadis, gewaltigen Felsengebirgen der Atlas-Ausläufer bis zu üppigen Palmen wird uns auf unserer Wüstentour in Marokko alles geboten.

Palmen, im Hintergrund Berge

Sand, Palmen, Berge – die Sahara ist sehr vielseitig

Infos zur Wüstentour in Marokko

  • Klima: In den Sommermonaten wird es in der Sahara unerträglich heiß. Dann werden in der Regel auch keine Touren angeboten. Im Winter ist es tagsüber mild, kann aber nachts sehr kalt werden. Am günstigsten sind die Herbst- und Frühlingsmonate für eine Wüstentour in Marokko. Wir waren Anfang Mai unterwegs, es war tagsüber angenehm warm und nachts nicht zu kalt.
  • Erg Chebbi hat den Vorteil, dass es relativ nah zu Marrakesch liegt, von vielen Anbietern wird dort die Wüstentour unternommen. Auch im Ausgangsort Merzouga kannst du direkt deine Tour buchen und sogar zu Fuß in die Dünen marschieren. Das ist gleichzeitig auch der Nachteil, denn es geht dort ziemlich touristisch zu, wie Nicole auf ihrem Blog über ihre Wüstentour berichtet. Wenn du nur wenig Zeit in Marokko hast, ist die Wüstentour in den Erg Chebbi eine Option.
  • Erg Chegaga liegt deutlich abgelegener, du musst dafür etwas mehr Zeit einplanen. Ausgangspunkte für Wüstentouren in den Erg Chegaga sind Foum Zguid, M’hamid und Zagora. Meist kannst du Touren direkt über deine Unterkunft buchen.
  • Unterkunft: Wer es wie wir günstig, einfach und gemütlich mag, ist in Foum Zguid in der Auberge L’Oasis* gut aufgehoben. Eine etwas komfortablere Unterkunft beschreiben Dagmar und Bruno auf ihrem Blog Lucky Ways.
  • Ausrüstung: Wenn du eine Wüstentour unternimmst, ist auf jeden Fall ausreichend Sonnenschutz wichtig. Wir waren sehr froh, vorher unsere Cheches erstanden zu haben, die als Kopf- und Gesichtsschutz gegen Sonne, Sand und Wind gute Dienste leisten. Dein Guide wird dir zeigen, wie du das lange Tuch richtig zu einem Turban wickelst. Sonnencreme und eine gute Sonnenbrille sind ebenfalls wichtig. Für abends nimm dir ein paar warme Sachen mit. Um auf den Sanddünen der Sahara herumzulaufen brauchst du keine Schuhe, aber in der Hammada ist halbwegs festes Schuhwerk wie leichte Sneakers günstig. Klär vorher mit deinem Guide, ob er genügend Wasser mitnimmt oder ob du selber dafür sorgen solltest.

Alle Informationen zur Vorbereitung deiner selbst geplanten Marokko-Reise:

Marokko: Reisetipps und Reisevorbereitung für die individuelle Rundreise