Aktualisiert am 03/06/2024 von Gina

Das Draa-Tal in der Nähe von Agdz ist unser nächstes Ziel nach unserer Sahara-Wüstentour in Marokko.

Auf unserem Weg von Zagora hinauf entlang dem meist trockenen Flussbett der Draa sehen wir viele Kasbahs, alte Lehmdörfer, unzählige Dattelpalmen und authentisches Dorfleben. Schulkinder in den weißen Kitteln der Schuluniformen laufen am Straßenrand entlang. Für viele von ihnen ist der Schulweg einige Kilometer lang.

Die Kasbah in Oulad Othmane

Im Ort Oulad Othmane halten wir, um die Kasbah zu besichtigen. Das Dorf im Draa-Tal ist arabisch, in einer ansonsten berberischen Umgebung. Die Kasbah stammt aus dem 19. Jahrhundert.

Als wir den Hof der Kasbah betreten, fordert ein Mann 20 Dirham Eintritt. Sehr offiziell sieht der Gute nicht aus, eher als hätte er einen alten Tisch vom Sperrmüll geholt und vor die Eingangstür gestellt. Es führt anscheinend kein Weg an ihm vorbei in die Burg und so zahlen wir den Betrag.

Hohe Mauern der Kasbah.

Eingang zur Kasbah Othmane.

Wir betreten die dunklen, hohen Räume der Kasbah. Ein etwa zehnjähriger Junge begleitet uns und zeigt uns die Richtung an, in die wir weitergehen sollen. Als Guide ist er ziemlich mundfaul, was unter Umständen an mangelnden Sprachkompetenzen liegen könnte. Wir streifen über mehrere Stockwerke der Kasbah und schauen von der Dachterrasse weit über das Dorf und das Draa-Tal.

Blick auf die flachen Dächer des Lehmdorfs.

Das Lehmdorf von oben.

Vorne Mauerzinnen der Kasbah, dahinter weite Palmengärten.

Blick vom Dach der Kasbah über die Palmengärten des Draa-Tals.

Die Kasbah scheint zumindest teilweise noch bewohnt zu werden, wie Wäscheleinen im Innenhof bezeugen. Daher gibt es auch Bereiche, die wir nicht betreten sollen, wie uns unser junger Guide mit energischem „Non, non!“ klarmacht.

Natürlich fordert auch er am Ende Entlohnung ein, wir geben ihm 10 Dirham.

Enge Gasse zwischen hohen Lehmmauern.

Enge Gasse zwischen hohen Lehmmauern.

Beim anschließenden Rundgang durch die steilen Gassen des alten Lehmdorfs sammeln sich ein paar lebhafte Jungen im Grundschulalter um uns. Nach den üblichen Forderungen „Stylo! Bonbons! Dirham!“ erweisen sie sich immerhin als kommunikativer als unser mundfauler Guide. Sie sprechen genug Brocken Französisch, um sich zumindest bruchstückhaft über Fußball, Schule und Wünschen nach einem Fahrrad und einem neuen Ball auszutauschen.

Agdz im Draa-Tal

Unsere Unterkunft liegt im Ortsteil Asslim. Am Rand des alten Ksars und umgeben von den Palmengärten der Flussoase im Draa-Tal ist es beschaulich und ruhig.

Schmaler Weg mit Lehmmauer an der Seite.

Hohe Lehmmauern begrenzen die Palmengärten.

Wir spazieren den Ort hinauf. Ein kleiner Junge auf einem Fahrrad gesellt sich zu uns. Außer „Bonjour“ kann er wohl noch kein Französisch. Plötzlich winkt er aufgeregt, macht mit der Hand die international bekannte Scheibenwischer-Geste vor dem Gesicht. Wir verstehen nicht richtig, was er uns damit sagen will. Dann düst er mit Höchstgeschwindigkeit davon, kurz bevor eine alte Berberin mit bitterbösem Gesicht um die Ecke biegt. Wir grüßen sie freundlich, erhalten aber keine Antwort. Nachdem wir unseren Weg fortsetzen fliegen wenig später faustgroße Steine über uns. Erschrocken drehen wir uns um und sehen die Alte mit erstaunlicher Kraft ausholen und die Brocken nach uns werfen. Zum Glück ist Treffsicherheit geringer als die Energie. Wir vermuten, dass die Frau verrückt ist und der kleine Junge uns warnen wollte.

Grüne Flächen und Bäume.

Freundliches Grün in den Palmengärten.

Eselskarren steht quer auf dem Weg.

Geparkter Esel.

Unseren Rückweg suchen wir uns durch die Terrassengärten der Palmeraie im Draa-Tal. Ab und zu begegnen uns Menschen mit Eselskarren, die von der Arbeit in den Gärten kommen. Alle grüßen uns freundlich und keiner wirft mit Steinen.

Wanderung durch die Palmengärten des Draa-Tals

In unserem Reiseführer ist eine Wanderung durch die Palmeraie des Draa-Tals beschrieben. Von Asslim oder auch Agdz aus geht es entlang der Oasenwege bis nach Tamnougalte.

Reich gedeckter Frühstückstisch.

Gut gestärkt für die Wanderung.

Nach einem köstlichen Frühstück starten wir vom Riad aus direkt in die Palmengärten. Allerdings entpuppt sich die Aussage, dass alle Wege irgendwann zur Draa führen als etwas zu optimistisch. Einige Male verlaufen wir uns und müssen an einem undurchdringlichen Gebüsch oder einer abweisenden Lehmmauer wieder umkehren.

Schließlich erreichen wir das breite, trockene Flusstal der Draa. Eine Brücke führt hinüber, doch wir schenken uns den kleinen Umweg über sie und laufen direkt durch das Flussbett.

Marcus durchquert das trockene Flussbett der Draa.

Zu Fuß durchs trockene Flussbett der Draa.

Auf der anderen Seite der Draa gelangen wir wieder in die Palmengärten. Ab und zu sehen wir Eselskarren. Menschen arbeiten in den grünen Feldern. Neben den Dattelpalmen, für die das Draa-Tal berühmt ist, wachsen hier auch Obstbäume und -sträucher. Auf den Flächen werden Getreide, Gemüse und Kartoffeln angebaut. Bewässert wird alles durch ein ausgekügeltes System von Kanälen.

Wir wandern entlang hoher Lehmmauern, balancieren über schmale Stege über die Bewässerungskanäle und entlang steiler Böschungen.

Marcus steht auf schmalem Lehmsteg.

Schmale Lehmpfade entlang der Kanäle.

Frauen auf einem Eselkarren im Draa-Tal.

Frauen auf einem Eselkarren.

So erreichen wir die Straße an einem kleinen Dorf, wo wir sofort wieder von bettelnden Schulkindern umringt werden. Unser „Pas des stylos, pas des bonbons, pas des dirhams“ nehmen sie offensichtlich nicht richtig ernst und folgen uns eine ganze Weile.

Ein Berber auf einem Fahrrad gesellt sich auf dem letzten Stück der Straße vor Tamnougalte zu uns. Er spricht ein paar Brocken Deutsch und behauptet, als Guide für eine deutsche Reisefirma tätig zu sein. In Tamnougalte weist er uns den Weg Richtung Kasbah. Dort lässt er uns durch ein Tor schlüpfen und zeigt uns sozusagen als Appetithappen ein paar schmale Gässchen der Mellah. Höchstpersönlich bringt er uns zum einzigen Restaurant, das direkt in der Kasbah liegt und will uns nach einer Stunde abholen. Als wir nach dem Preis für die angebotene Führung fragen, nennt er 100 Dirham. Zu teuer, befinden wir. Er will später mit uns über den Preis reden.

Zunächst genießen wir ein sehr leckeres Couscous-Gericht auf der Terrasse. Das Lokal ist gut besucht, auch von vielen marokkanischen Touristen.

Die Kasbah Tamnougalte im Draa-Tal

Nach einer Stunde keine Spur von unserem selbsternannten Guide. Das stört uns nicht allzusehr. Ersatz findet sich sofort im Eingangsbereich der Kasbah, wo mehrere Männer auf Touristen warten. Joed spricht uns an und stellt sich als Nachkomme der Familie vor, die auf der Kasbah herrschte. Wir einigen uns auf 50 Dirham für die Führung und erleben interessante und kurzweilige anderthalb Stunden.

Innenhof mit orientalischen Bogengängen.

Einer der schönen Innenhöfe der Kasbah Tamnougalte im Draa-Tal.

Bemalte Holzbalken der Decken in der Kasbah Tamnougalte.

An manchen Stellen erkennt man noch kunstvolle Deckenbemalung.

Mann zieht am Seil des Brunnens.

Joed demonstriert die Bedienung des Brunnens.

Durch verschiedene Innenhöfe der Kasbah geht es, jeder mit einer eigenen Funktion. Hier wurde gefeiert, dort die Vorräte aufbewahrt, in einem anderen die Händler der Karawanen begrüsst, die hier übernachteten. Die Kasbah Tamnougalte stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist damit die erste und älteste Kasbah des Landes.

Wir besichtigen die Küche mit rußgeschwärztem Ofen, die ehemalige Moschee und die Überreste der Koranschule, wo die Schüler in winzigen Kämmerchen untergebracht wurden. Zum Schluss geht es in die Gärten der Palmeraie, wo Joed uns Mandelbäume und Granatäpfelsträucher zeigt.

Grüne, pflaumenähnliche Frucht am Strauch.

Die Frucht des Mandelstrauchs.

Orangefarbene Blüte mit Fruchtansatz am Granatapfelstrauch.

Granatapfelstrauch.

Gerne hätten wir Joeds Einladung zum Tee in seinem Haus akzeptiert, doch uns drängt die Zeit. Schließlich müssen wir noch die ganze Strecke durchs Draa-Tal zurückwandern.

So kommen wir abends zwar mit wehen Füßen, aber um einige großartige Eindrücke reicher wieder in unserem Riad an.

Infos:

  • Anreise: Per Bus erreichst du Agdz sowohl von Ouarzazate (aus Richtung Marrekesch) oder von Zagora aus. Bequemer ist die Anreise natürlich mit dem Mietwagen, mit dem du über die N9 durch spektakuläre Landschaften fährst und für Fotostopps immer wieder anhalten kannst. Die Straße ist asphaltiert und problemlos befahrbar.
  • Unterkunft: In Agdz gibt es diverse Unterkünfte, die du über die üblichen Buchungsportale buchen kannst. Unsere Unterkunftstipps für das Draa-Tal kannst du in unserem Artikel „7 schöne und preiswerte Hotels in Marokko“ nachlesen.
  • Kasbah Tamnougalte: Wenn du nicht wandern willst und über kein Auto verfügst, gelangst du mit Grand Taxis von Agdz nach Tamnougalte. Für die Wanderung empfiehlt sich eine Navigations-App wie Maps.me oder Google Maps aufs Handy zu laden.
  • Alles, was du für deine individuelle Reise nach Marokko wissen musst, haben wir hier zusammengefasst: Marokko: Reisetipps und Reisevorbereitung für die individuelle Rundreise 
Profilbild von Gina.

Hi, ich bin Gina Zusammen mit meinem Mann Marcus erkunde ich gerne fremde Länder und Kulturen. Wir sind Reise-Spätzünder und haben unsere Reisen um die Welt erst mit Mitte 50 begonnen. Am liebsten sind wir individuell und abseits ausgetretener Pfade unterwegs. Spontane Abenteuer, das Eintauchen in fremde Kulturen und der Genuss exotischer Speisen machen für mich das Reisen aus. Als Apothekerin bin ich die Spezialistin für Reisegesundheit. Träumerin mit Bodenhaftung, immer bereit für neue Erlebnisse. Mehr über mich erfährst du auf unserer Über-uns-Seite