Killing Fields in Kambodscha gibt es unter anderem in Choeung Ek bei Phnom Penh. Sie sind ein stilles und gleichzeitig sehr beredtes Mahnmal. Hier gedenkt man der Gräueltaten, die die Roten Khmer zwischen 1975 und 1979 am kambodschanischen Volk verübt haben.
Nicht nur prachtvolle Gebäude, beeindruckende Kunstwerke, Skurrilitäten und kulturelle Highlights gehören zu den Dingen, die man auf einer Reise besichtigt. Manchmal gibt es auch sehr düstere Zeugnisse der Geschichte eines Landes zu sehen. Kambodscha hat mit der Schreckensherrschaft der Roten Khmer in gar nicht so weit zurückliegender Vergangenheit eines der dunkelsten Kapitel der Neuzeit aufzuweisen.

Gedenkstupa auf den Killing Fields
Inhalt
Die Roten Khmer in Kambodscha
Bei einer Reise durch Kambodscha stößt du überall auf die blutige Geschichte, die die Roten Khmer zu verantworten hatten. Unter ihrem berüchtigten Führer Pol Pot herrschten sie von 1975 bis 1979 als totalitäre Machthaber.
Ihr Ideal war ein Agrarkommunismus. Die Bevölkerung sollte sich nur durch Landwirtschaft ernähren. So evakuierten sie alle Stadtbewohner aus Phnom Penh und anderen größeren Städten aufs Land, wo sie unter unmenschlichen Bedingungen Zwangsarbeit leisten mussten.
Dabei starben viele Menschen, andere wurden hingerichtet, weil sie Intellektuelle (dazu gehörte man schon, wenn man eine Brille trug), Bürgerliche oder Kritiker waren. Auch Minderheiten verfolgten die Roten Khmer. Die Killing Fields bei Phnom Penh sind die bekanntesten, doch überall in Kambodscha wurden diese Todeslager errichtet.
Die Opferzahlen schätzt man heute auf 1,7 bis 2,2 Millionen Menschen. Immer noch werden Massengräber entdeckt. Fast ein Drittel der eigenen Bevölkerung wurde von den Roten Khmer ermordet.
Anfang 1979 setzten vietnamesische Truppen die Pol-Pot-Regierung ab und eine neue Regierung ein. Die Roten Khmer gingen in den Untergrund. Ein Bürgerkrieg nahm seinen Lauf in Kambodscha, in dem die Roten Khmer noch jahrelang von westlichen Staaten unterstützt wurden.
Besichtigung der Killing Fields
Ein Tuktuk bringt uns in einer Stunde Fahrt von Phnom Penh zu den Killing Fields. Mit dem Eintritt erhalten wir einen deutschsprachigen Audioguide. Dieser liefert sowohl Informationen als auch erschütternde Augenzeugenberichte zu den damaligen Geschehnissen.
Wir sind zu viert, aber nach den ersten Stationen geht jeder für sich allein. Heute wirkt das Gelände unwirklich friedlich. Grüne Rasenflächen, blühende Bougainvilleen, stille Teiche. Die Gebäude sind abgerissen. Nur Infotafeln erinnern an das dunkle Gefängnis, in dem Menschen auf ihren Tod warteten, an das Haus der Wachen, an die Chemikalienkammer.
Große Gruben zeigen die bis heute geöffneten Massengräber an. Immer noch spülen Regenfälle Knochen und Kleidungsstücke an die Oberfläche.
Die Opfer wurden auf Lastwagen aus dem berüchtigten Tuol Sleng Gefängnis nachts hierhin transportiert. Dort hatte man ihnen unter Folter Geständnisse abgepresst. Ob sie ihren Peinigern glaubten, als diese ihnen erzählten, sie würden entlassen und an einen Ort gebracht, wo sie ein neues Leben anfangen sollten?

Infotafel
Hier angekommen erschlugen ihre Peiniger sie bestialisch mit Knüppeln, Hacken oder Äxten – man wollte keine Munition auf sie verschwenden. Um ihre Schreie zu übertönen, schallte laute Musik aus in Bäumen aufgehängten Lautsprechern.
Erschütternde Zeugnisse
Das erschütterndste Mahnmal ist ein über und über mit bunten Gedenkbändchen geschmückter Baum. Hier schleuderten die Folterknechte vor den Augen ihrer Mütter Babies und Kleinkinder gegen den Stamm. In der Grube daneben fand man die Leichen der jungen Frauen und ihrer Kinder.
Ich kann die Tränen nicht mehr zurückhalten, als ich an diesem Ort des Grauens ankomme. Unfassbar, zu was Menschen fähig sind! Und wie traurig die Gewissheit ist, dass so etwas überall auf der Welt jederzeit wieder passieren kann. Ein paar krankhaft narzisstische Führungspersonen und eine Masse, die blindlings oder eingeschüchtert folgt, mehr braucht es nicht. Gedenkstätten, ob Killing Fields oder Konzentrationslager sind wichtig, um das Unrecht nicht vergessen zu lassen. Ob sie eine läuternde oder vorbeugende Wirkung haben, wage ich zu bezweifeln.
Mit diesen traurigen Gedanken besuche ich zum Abschluss den Gedenkstupa. Tausende von Schädeln und Knochen sind hier aufbewahrt und geben noch einmal eine Vorstellung von dem Massenmord, der hier und auf vielen anderen Killing Fields des Landes geschehen ist.

Blumenkranz vor dem Gedenkstupa
Am Ausgang treffen wir vier uns nach und nach wieder. Wir haben ziemlich lange gebraucht, um diesen Ort auf uns wirken zu lassen und unseren Gedanken nachzuhängen. Für den eigentlich geplanten Besuch des Tuol Sleng Gefängnisses in Phnom Penh bleibt am Nachmittag daher nicht mehr genügend Zeit. Vielleicht auch gut so, für heute haben wir genug Schreckliches gehört und gesehen.
Infos zum Besuch der Killing Fields
- Die Killing Fields von Choeung Ek liegen etwa 12 Kilometer südwestlich von Phnom Penh.
- Hinkommen: am einfachsten mit dem Tuk-Tuk, etwa 20 US$
- Öffnungszeiten: 7:30 Uhr – 17:30 Uhr
- Eintritt: 3 US$, sehr empfehlenswert: Audioguide mit deutschen Erläuterungen 3 US$
- Bitte auf angemessene Kleidung achten (Knie und Schultern bedeckt)!
Mit diesem Beitrag beteiligen wir uns an der Blogparade von Michelle zum Thema „Schwarzer Tourismus“.
Wie ist deine Meinung dazu? Sollte man Stätten, an denen schreckliche Dinge passiert sind als Tourist besuchen? Ist das Sensationsgier oder angemessene Anteilnahme? Schreib es uns gerne in die Kommentare!
[…] 2 ON THE GO: Killing Fields Kambodscha: Choeung Ek bei Phnom Penh […]
Hallo,
ob es sich um Sensationsgier handelt oder nicht, hängt meiner Meinung nach stark vom Einzelnen sowie von seinen Motiven ab.
Ich besuche Konzentrationslager und das aus sehr persönlichen Gründen:
https://cotelangues.com/de/texterin-uebersetzerin-konzentrationslager/
Liebe Grüße
Andrea
Hallo Andrea,
ich finde auch, dass die Motive zum Besuch solcher Stätten eine ganz entscheidende Rolle spielen.
Vielen Dank für deinen sehr persönlichen Bericht. Er hat mich sehr berührt.
Liebe Grüße Gina
Wir haben auch gerade das Stasigefängnis Hohenschönhausen besucht. Mit einem ehemaligen Häftling. Ich finde solche Besuche wichtig, sie halten die Erinnerung an die Schrecken im Gedächtnis.
Viele Grüße von Sanne
Oh, so eine Besichtigung mit einem Zeitzeugen, der selber betroffen war, ist besonders intensiv und beeindruckend. Das vergisst man sicher nicht so schnell.
Wir haben ähnliches in Albanien erlebt, wo uns der Sohn eines Opfers durchs ehemalige Gefängnis führte. Gänsehaut!
Liebe Grüße Gina und Marcus
Liebe Gina,
ich sehe es bei euch nicht als Sensationsgier. Jeder hat so seine ganz persönliche Herangehensweise, um sich mit der Geschichte eines Landes auseinanderzusetzen. Der Besuch einer Gedenkstätte gehört für mich dazu und ist auch legitim, wenn man nicht Kambodschaner ist.
Bevor wir damals Kambodscha besucht hatten, habe ich Der weite Weg der Hoffnung (https://amzn.to/2O8Wplt) gelesen, bevor es später verfilmt wurde. Selten hat mich ein Buch so ergriffen und berührt, manchmal war es schier unerträglich weiterzulesen. Wir haben unseren Aufenthalt in Kambodscha dann auch verkürzt, weil uns die Armut und die vielen Menschen, die durch Landminen verstümmelt waren, zu sehr an die Substanz gingen.
Liebe Grüße
Alex
Liebe Alex,
vielen Dank für den Buchtipp, das werde ich mir mal besorgen.
Wann wart ihr in Kambodscha? Wir haben auch von Freunden, die einige Jahre vor uns dort waren gehört, wie sehr sie die Armut betroffen gemacht hat.
Wir hatten den Eindruck, dass Kambodscha in der Hinsicht in den letzten Jahren viele Fortschritte gemacht hat. Bettelnde Kinder sind uns z. B. fast nirgendwo begegnet.
Liebe Grüße
Gina und Marcus
Ja, Sensationsgier ist es doch in erster Linie dann, wenn man diese Stätten besucht, um damit angeben zu können. Ich fand es dort sehr beeindruckend, sehr eindrücklich. Erschreckend, was sich Menschen antun können. Und bewundernswert, wie die Kambodschaner ihr Schicksal verarbeitet haben und heute so freundlich und offenherzig sein können. Ich bewundere sie dafür und liebe dieses Land.
Das hat uns auch sehr beeindruckt, wie freundlich und offen die Kambodschaner trotz dieser schrecklichen Vergangenheit sind! Wir haben das Land auch lieben gelernt.
Liebe Grüße Gina und Marcus
Ich danke euch beiden, dass ihr eure Erfahrungen mit uns teilt. Es ist unfassbar erschütternd und traurig, zu was Menschen imstande sind. Gerade der Baum mit den Gedenkbändchen hat eine erschreckende Geschichte. So etwas darf nicht wieder passieren..
Ich finde es wichtig, dass solche Orte erhalten und besucht werden. So kann man sich der Vergangenheit entgegenstellen und dafür kämpfen, dass so etwas nicht wieder passiert. Ich denke, wenn man selbst dort war, dann sieht man die Realität eher an, als wenn man „nur“ darüber liest.
Ja, da hast du recht, es ist sehr viel eindrücklicher, solche Stätten zu erleben, als wenn man nur darüber liest.
Liebe Grüße Gina und Marcus
Harter Tobak. Besonders die Geschichte mit den Babys, die gegen den Baum geschleudert wurden. Als Mutter steht man da fassungslos daneben. Grausam. Einfach nur grausam.
Grüße
Liane
Ja, das fand ich auch so schlimm! Dass sich Menschen finden, die so etwas tun können, ist mir unbegreiflich.
Liebe Grüße
Gina
Gut, dass es diese Gedenkstätten gibt. Viel zu schnell geraten diese furchtbaren Taten in Vergessenheit.
Liebe Grüße
Gabriela
Das finden wir auch.
Liebe Grüße Gina und Marcus
Das ist wirklich harter Tobak. Ob es in die Richtung Sensationslust geht oder nicht, liegt in meinen Augen immer am einzelnen selbst, wie er damit umgeht.
Bei euch ist es faktenbasiert und nicht weil ihr etwas schüren wollt.
Gruselig sind die Geschichten dennoch.
Liebe Grüße, Katja
Ja, es ist schon sehr grausam. Wir finden es wichtig, sich auch mit so etwas auseinanderzusetzen.
Liebe Grüße Gina und Marcus
Liebe Gina und lieber Marcus!
Also wir finden, dass das null mit Sensationsgier zu tun hat sondern das ist Geschichte und mit der sollte man sich, auch auf Reisen, oder gerade auf Reisen – auch befassen. Danke, dass ihr uns mit dem Beitrag daran teilhaben lasst. So lange man den Orten mit dem notwenidigen Respekt begegnet und nicht komische Selfies macht, finden wir es wichtig, solche Ort zu besuchen und auch darüber zu berichten!
Liebe Grüße
Ines und Thomas
Liebe Ines und Thomas,
danke für eure Einschätzung.
Das mit dem komischen Selfies haben wir mal auf dem Friedhof in Buenos Aires erlebt. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln…
Liebe Grüße Gina und Marcus
Liebe Gina,
ich habe im Dezember 2017 auch diesen Ort besucht und ich habe beim lesen direkt wieder Gänsehaut am ganzen Körper bekommen. Aber ein wirklich toller und informativer Artikel.
Liebe Grüße,
Kerstin
Vielen Dank, liebe Kerstin.
Wir bekommen auch immer wieder das Schaudern, wenn wir an diesen Ort zurückdenken.
Liebe Grüße
Gina
Während ich deinen Beitrag lese habe ich einen Kloss im Hals. Auch mir steigen die Tränen in die Augen. Ich bin immer wieder unfassbar entsetzt, zu was Menschen wirklich in der Lage sind. Ich habe auch von der Blogparade gelesen aber bin immer noch sehr hin- und hergerissen, ob ich wirklich über solche Orte – so auführlich – berichten möchte?! Obwohl ich solche Orte auch besuche auf Reisen.
Viele Grüße
Tanja
Das kann ich gut verstehen. Das ist ja keine leichte Kost, weder das Besichtigen, noch das drüber schreiben.
Ich finde, dass muss jeder mit sich selbst ausmachen, ob man sich dem aussetzen soll.
Viele Grüße
Gina
Ich weiß nicht, solche Orte versuche ich nach Möglichkeit eigentlich zu meiden wenn ich auf Reisen bin. Nicht, weil mich das nicht interessiert, sondern weil ich eigtl.im Urlaub nicht über solche schrecklichen Dinge nachdenken möchte. Da bekomme ich immer schlechte Laune – und die ist in einem Urlaub ja eigentlich fehl am Platze.
Ich denke, dass muss jeder wirklich selbst entscheiden, ob er sich dem aussetzen möchte.
Für uns gehört das in einem gewissen Maße zu der Auseinandersetzung mit einem Land und seiner Geschichte dazu. Wir können aber auch gut verstehen, wenn Menschen sagen, das sei ihnen zu deprimierend.
Liebe Grüße Gina und Marcus
[…] kurzem hat mich ein Blogartikel sehr berührt, bei dem die Autoren über ihren Besuch einer der Killing Fields in Kambodscha berichtet haben. Hier wurden schätzungsweise über 100.00 Menschen von den Roten Khmer getötet […]
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