Aktualisiert am 08/07/2019 von Gina

Unser nächstes Ziel ist Cienfuegos. Da der Viazulbus über Havanna fährt, was drei Stunden zusätzliche Fahrtzeit bedeutet, haben wir für einen geringen Aufpreis bei Cubatur einen Minibus gebucht. Der entpuppt sich jedoch als ein ganz normales Taxi, eine Citroen Xsara Limousine, in dem wir sehr beengt mit vier Passagieren reisen. Eine Herausforderung ist es, die vier großen Gepäckstücke in dem Kofferraum zu verstauen, doch der Fahrer meistert sie nach einigem Hin- und Herpacken zu aller Zufriedenheit. Ans Autofahren ohne Sicherheitsgurte gewöhnen wir uns langsam.

Nach fünf Stunden Fahrt erreichen wir Cienfuegos. Unsere Casa liegt auf halbem Wege zwischen dem Stadtzentrum und Punta Gorda, einem ehemals schicken Stadtviertel direkt am Meer. Wir schlendern nachmittags Richtung Punta Gorda.

Cienfuegos Punta Gorda

Villa in Punta Gorda

Cienfuegos Punta Gorda Ufer

Am Ufer in Punta Gorda

Dort holen wir uns einen Mojito an der Bar im Park, setzen uns ans Ufer und gucken aufs Meer. Zurück ins Zentrum fahren wir mit dem Bicitaxi, eine Art Fahrradrikscha. Während der Fahrt kommt ein tropischer Regenguss herunter, wir sitzen relativ trocken unter dem Dach des Bicitaxis. Gerade als wir im Zentrum ankommen, stoppt der Regen und die Sonne bricht wieder hervor. Die nassglänzende Straße und die vom warmen Abendsonnenlicht beschienenen pastellfarbenen Fassaden zaubern eine ganz eigene Atmosphäre.

Cienfuegos Kathedrale

Kathedrale im Abendlicht

Cienfuegos wird wegen seiner schönen Kolonialarchitektur auch die „Perle des Südens“ genannt. Im 17. Jahrhundert flüchteten viele französische Zuckerbarone vor dem Sklavenaufstand in Haiti hierhin und so sind die Gebäude von französischer Eleganz geprägt, mit Säulen und kleinen Türmchen. Rund um den zentralen Platz sind die meisten Häuser bereits renoviert.

Cienfuegos Kolonialarchitektur

Das Leben als Zuckerbaron muss süß gewesen sein…

Die Stadt liegt innerhalb einer großen Bucht, die sich zum Meer hin verengt und dort von einem Castillo gegen die Piratenüberfälle gesichert. Zu diesem Castillo soll eine Fähre fahren, mehrere, um genau zu sein: für die Touristen gibt es Touri-Rundfahrt mit Musik einmal durch die ganze Bucht vom Jachthafen aus. Für die Einheimischen fährt dreimal täglich eine Fähre vom alten Hafen aus. Wir wollen natürlich das Original-Erlebnis und machen uns auf, den Fähranleger zu suchen. Dort erfahren wir, dass die Fähre kaputt sei. Doch würde stattdessen ein Bus eingesetzt, der zum Hotel Pasacaballo fahre, von wo aus mit einer anderen Fähre zum Castillo übergesetzt werden könne. Wir nutzen die Wartezeit bis zur Abfahrt, um den Friedhof zu besichtigen, der schöne Marmor-Grabmale aus den goldenen Zeiten Cienfuegos beherbergt.

Cienfuegos Friedhof

Friedhof von Cienfuegos

Mit einer Pferde-Droschke fahren wir zurück in den Ort. Pferdekutschen werden hier in Cienfuegos anscheinend auch für den öffentlichen Nahverkehr eingesetzt, wir sehen sie oft mit einer Art Linienbezeichnung auf der Seite. Mit sechs bis acht Passagierplätzen unter einer Plane und einem mageren kleinen Pferd davor gespannt sieht man sie oft im Straßenbild.

Cienfuegos Pferdedroschke

Typische Pferdedroschke

 

Vor dem Fährgelände steht tatsächlich schon der „Bus“ bereit: ein sogenanntes Camello (Kamel), ein Sattelschlepper, der zu einem Transportmittel für Menschen umgebaut wurde. Seinen Spitznamen hat er von den zwei „Höckern“, zu denen sich die Karosserie über der Vorder- und Hinterachse erhebt.

Cienfuegos Camello

Wunderwerk kubanischen Transportwesens

Das Gefährt steht da, mit schönster Rostpatina überzogen. Innen finden sich einfachste Stühle aus Metallgestell und Plastiksitz, notdürftig an den Boden geschweißt. Da die Blechkiste die ganze Zeit in der Mittagssonne steht, ist es gut warm darin, den Einsatz von Aircondition kann man bei diesem Komfortniveau natürlich nicht erwarten.

Cienfuegos Camello innen

Auch von innen alles da, was man braucht…

Der Camello füllt sich allmählich, wir sind die einzigen Touristen. Man schenkt uns den ein oder anderen neugierigen Blick. Dann geht die lustige Fahrt los, laut rappelnd und scheppernd, ohne jegliche Federung bewegt sich das Gefährt durch die Straßen Cienfuegos und schließlich durch das Umland. Wir erreichen das Hotel Pasacaballo, ein Betonbau, der isoliert in der Landschaft liegt und die Menschen strömen aus dem Bus. Aber wo geht es denn nun zur Fähre? Eine Fährrampe ist nicht zu erkennen, aber die Masse bewegt sich über diverse Pfade ins Ufergebüsch, wir laufen hinterher – und siehe da, am Ende erwartet uns eine Betonpier, auf die schon die Fähre zusteuert.

Cienfuegos Fähre

Die Fähre wird gut frequentiert

Wir bezahlen unseren obligatorischen CUC als Fahrpreis und setzen über zur anderen Seite, wo das Castillo über einem kleinen Ort thront. Wir steigen empor zum Castillo, doch welche Enttäuschung: die Zugbrücke ist hochgezogen, es scheint geschlossen zu sein. Wahrscheinlich wieder in Restauration. Wir nähern uns trotzdem, um wenigstens von außen ein paar Fotos zu machen und siehe da: plötzlich wird die Zugbrücke herab gelassen – nur für uns! Wir zahlen unseren Eintritt und können ungestört im Castillo herum streifen.

Cienfuegos Castillo

Die Zugbrücke öffnet sich für uns

Cienfuegos Castillo Glocke

Ein bisschen Posing vor alter Kulisse

Die Fähre, die uns wieder zurück zur anderen Seite kommt, ist richtig voll und die Menschenmassen strömen nach dem Anlegen die Uferpfade hoch, wo schon der Camello bereit steht. Ich bezweifle, dass alle hinein passen – aber da täusche ich mich! Das Gefährt setzt sich erst in Bewegung, als alle Mitfahrwilligen hinein gequetscht wurden. Es ist heiß, eng und stickig, der Camello rumpelt über unebene Straßen. Dennoch ist die Stimmung gelassen und fröhlich, die Leute unterhalten sich angeregt, der ein oder andere stärkt sich mit einem Schlückchen Rum. Was für ein Unterschied zu einer hochsommerlichen Bahnfahrt zur Rush-Hour in Deutschland, wo die meisten genervt und gereizt sind! Obwohl die Bahn viel komfortabler ist als ein Camello… In Cienfuegos angekommen steigen wir verschwitzt, aber um eine typische Cuba-Erfahrung reicher aus.

weiter nach Trinidad

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