Wer reist, stößt auch hin und wieder mal an Grenzen. Und damit sind nicht Landesgrenzen gemeint – obwohl die natürlich auch Grenzerfahrungen bieten können. Diese Erlebnisse können sowohl positiv als auch belastend sein. Wir haben zum Glück noch nie lebensbedrohliche Situationen erfahren, aber es gibt durchaus Begebenheiten, die uns in irgendeiner Form an unsere Grenzen brachten.

Mit diesem Beitrag beteiligen wir uns an der Blogparade von Reiner, zu der er auf seinem Foto- und Reiseblog aufruft.

Haarsträubende nächtliche Taxifahrt in Mexiko

Als Reise-Spätzünder führte uns unsere erste Lateinamerika-Fernreise nach Mexiko. Wir versuchten, die vielen entsetzten Reaktionen von Familie und Freundeskreis zu verdrängen. “Seid ihr verrückt?! Das ist doch sooo gefährlich da!”

Natürlich waren wir ziemlich aufgeregt, als wir spätabends um halb elf in Veracruz landeten. Es war der letzte Flug des Tages, das Gebäude lag wie ausgestorben da. Ein Taxifahrer führte uns zu seinem Auto, verstaute unser Gepäck und los ging es in die Dunkelheit.

Der Fahrer klappte einen Bildschirm runter und startete – vermutlich zu unserer Unterhaltung – einen Film. Während wir durch geisterhaft leere, dunkle Straßen rasten, lief auf dem Screen ein russischer Ballerfilm. Dass wir die Sprache nicht verstanden, spielte keine Rolle, denn die Dialoge waren eh spärlich. Die Geräuschkulisse bestand hauptsächlich aus Maschinengewehr-Salven, quietschenden Reifen und kreischenden Frauen.

Wir versuchten, unsere Aufmerksamkeit nach draußen zu lenken, wobei die trostlose Gewerbegebiet-Landschaft nichts Beruhigendes fürs Auge bot. Es gab noch kein Google Maps, mit dem wir die Route des Fahrers hätten verfolgen können. So blieb uns nur die Hoffnung, dass er uns sicher zu unserem Hotel brachte statt uns in einer einsamen Gasse auszurauben.

Platz in Veracruz.

Nach einer dreiviertel Stunde nervenaufreibender Fahrt kamen wir schließlich wohlbehalten am Hotel an und konnten aufatmen.

Auf dem Gipfel der Erschöpfung

In Baracoa im äußersten Ostzipfel von Kuba buchten wir eine Wanderung durch den Alexander-Humboldt-Nationalpark. Aus irgendwelchen Gründen fand die nicht statt, wir wurden auf eine Trekkingtour auf den Yunque umgebucht. Der Yunque ist der Tafelberg, der zu Baracoas Profil gehört.

Da ich nicht mit einer Bergtour gerechnet hatte, war ich mit meinen Trekkingsandalen suboptimal ausgerüstet. Die holländische Wandergruppe, der wir zugeordnet wurden, war durchwegs fit und durchtrainiert. Unser Guide gab ein flottes Tempo vor.

Bei tropischer Hitze ging es steil bergauf. Ich schwitzte und keuchte. Der Boden bestand aus dickem, schwarzem Lehm, in dem ich knöcheltief einsank. Dabei drang der Matsch zwischen Fußsohle und Innensohle meiner Sandale, so dass ich jeglichen Halt verlor. Immer wieder musste ich mir die Pampe aus den Schuhen kratzen und dann wieder versuchen, mit der Gruppe mitzuhalten. Der Guide wartete ab und zu auf mich und ein, zwei weitere Nachzügler, aber nur solange, bis wir aufgeholt hatten. So ging es ohne Pausen aufwärts.

Wanderung im Dschungel.

Auf halber Höhe wartete eine improvisierte Verpflegungsstation auf uns. Rohe Bänke, ein grob gezimmerter Unterstand und ein Tisch voller frischer tropischer Früchte. Die hatte der Bauer alle zu Fuß hier hochgeschleppt.

Mit hochrotem Kopf und völlig außer Atem ließ ich mich auf eine Bank fallen. Die Trekkingtour war hier für mich beendet. Die restliche Strecke aufs Gipfelplateau schaffte ich beim besten Willen nicht mehr. Auch von hier war die Aussicht wunderschön. Bei frischen Obst erholte ich mich von der Strapaze und freute mich schon auf das erfrischende Bad im Fluss, das beim Abstieg auf uns wartete.

Ein Gauner in Paris

Unsere Reise nach La Reunion führte über Paris. Vom Bahnhof aus mussten wir mit der Metro zum Flughafen Orly fahren.

Wir standen rätselnd vor dem Ticketautomaten und versuchten, uns in das System einzufuchsen. Da trat ein Mann zu uns, mit der Absicht uns zu helfen. Dachten wir zumindest in unserer Naivität. Er drückte auf den Tasten rum, schob meine Visa-Karte in den Schlitz und erklärte, dass die nicht funktioniere. Blitzschnell steckte er seine Bankcard in den Automaten, wirbelte die Hand in den Ausgabeschlitz und zog ein kleines Ticket hervor. Ehe wir uns versahen, wiederholte er das Ganze und wollte, dass wir ihm die 22 Euro bezahlen, die er angeblich vorgestreckt hatte.

Ganz wohl war uns irgendwie nicht, aber wir waren viel zu überrumpelt und gaben ihm das Geld. Im nächsten Moment war er verschwunden. Wir drehten uns um, gingen einige Schritte. Da fiel uns ein Schild ins Auge, das vor Ticketbetrügern warnte …

Es stellte sich heraus, dass er uns bereits entwertete, einfache Metrotickets gegeben hatte. Wir verbuchten die 22 Euro unter Lehrgeld und beschlossen, unseren Urlaub nicht damit zu beginnen, uns darüber zu ärgern.

Berggipfel durchstoßen die Wolkendecke.

Nächstes Mal sind wir klüger. Vielleicht…

Bis ins Mark durchgefroren

Eine Tour durchs Altiplano und dem Salar de Uyuni in Bolivien war einer der gesetzten Punkte unserer Weltreise. Was wir im Vorhinein nicht bedacht hatten, war, dass es zu unserer Reisezeit Winter sein würde.

Nun sind die Temperaturen in über 4000 Meter Höhe auch im Sommer nicht hoch. Jedoch erreicht die Sonne zumindest tagsüber genug wärmende Kraft.

Bei unserer Reise hingegen herrschten eiskalte Temperaturen, verstärkt durch beißenden Wind. Vor jedem Aussteigen aus dem Jeep zogen wir alles an, was wir an wärmenden Schichten dabei hatten. Trotzdem hielten wir es meist nicht lange draußen aus und flüchteten nach ein paar Fotos wieder ins warme Auto.

Auch die Nächte in den ungeheizten Unterkünften waren eine Grenzerfahrung. So warm konnten wir uns gar nicht einmummeln, dass wir nach ein paar Stunden ruhig am Tisch sitzen nicht bis ins Mark durchgefroren gewesen wären. Zum Schlafen behielten wir fast alles an, deckten uns mit mehreren Decken zu. Trotzdem dauerte es lange, bis wir eine halbwegs komfortable Temperatur erreicht hatten.

Dazu kam die dünne Luft in über 4000 Metern Höhe, die besonders Marcus zu schaffen machte.

Trotz der unfassbaren landschaftlichen Schönheit der Gegend waren wir froh, als wir wieder in wärmere Gefilden zurückkehren konnten.

Eine unangehme Begegnung

Wir hielten uns für einen Tag in Sittwe, Myanmar auf. Von dort fuhr das Schiff nach Mrauk U, unserem nächsten Ziel.

Sittwe ist kein touristischer Ort. Wir besuchten den Fischmarkt, schlenderten durch die staubigen Straßen und ließen die Eindrücke auf uns wirken.

Da näherte sich uns ein Mann. Er war groß, wirkte ungepflegt und war augenscheinlich betrunken. Alles sehr untypisch für Myanmar. Er laberte uns voll und folgte uns hartnäckig. Wir wurden nicht schlau daraus, was er eigentlich von uns wollte. Unser energisches “Nein!”, was bei den meisten aufdringlichen Verkäufern oder Bettlern immer half, blieb wirkungslos. Der Typ kam uns unangenehm nah, fasste uns immer wieder an und wir fühlten uns sehr unwohl.

Ein kleiner Mann mit einer Fahrrad-Rikscha fuhr neben uns. Er bedeutete mir, aufzusteigen und schnauzte den aufdringlichen Typ an. Der schrak zurück und der Fahrrad-Mann setzte sich mit uns in Bewegung. Marcus lief nebenher, was problemlos möglich war. Der Betrunkene versuchte nochmal, uns zu folgen, wurde aber von unserem “Retter” wieder angeblafft und fiel schließlich zurück.

Rikschafahrer mi Passagierin.

Der Rikscha-Fahrer zeigte durch Gesten, dass der Mann wohl geistig behindert sei. Er fuhr uns bis zu unserem Hotel und wir hatten Mühe, ihm das Geld für die Fahrt aufzudrängen.

Gipsfuß auf Sizilien

Sizilien! Schon lange hatten wir davon geträumt, diese Insel zu besuchen. Nun war es soweit. Wir starteten in Catania und wollten mit dem Mietwagen die Barock-Städte im Südosten von Sizilien genießen.

Am zweiten Tag unternahmen wir einen Ausflug nach Taormina. Wir besuchten das grandiose Amphitheater aus griechischer Zeit, das mit dem Ätna eine beeindruckende Kulisse hat. Dem Trubel auf der Hauptstraße in der Altstadt entgingen wir, indem wir uns durch die Nebengässchen treiben ließen.

Nachmittags stiegen wir hinauf zur Kapelle Madonna della Rocca. Ein Fußweg führte über Serpentinen und Treppen hoch. Von oben hatten wir einen weiten Ausblick auf das blauschimmernde Meer.

Auf dem Rückweg geschah es: Ich stolperte an einer unspektakulären Stufe, knickte mit dem Fuß um und stürzte. Im ersten Moment dachte ich an nichts Schlimmes, denn leider passiert es mir immer wieder mal, dass ich mich auf die Klappe lege.

Doch beim Aufstehen merkte ich, dass diesmal nichts in Ordnung war. Der Fuß schmerzte, ich konnte kaum auftreten. Trotzdem musste ich, auf Marcus gestützt, noch den Fußweg bis zur Straße bewältigen. Dort ließen wir uns von einem Taxi ins Krankenhaus von Taormina bringen.

Es folgten Stunden des Wartens in der Notaufnahme, bevor ich – nicht etwa behandelt, sondern nach Hause geschickt wurde. Es sei kein Orthopäde da. Fassungslos machten wir uns auf den Weg in unser B&B in Catania. Wir waren sehr froh, dass wir einen Mietwagen hatten. Sonst wären wir ziemlich aufgeschmissen gewesen.

Am nächsten Tag bekam ich im Krankenhaus in Catania einen schicken Gipsstiefel verpasst. An zwei Krücken humpelte ich mühsam durch die Gegend. Das geplante Besichtigungsprogramm konnten wir daher vergessen.

Frau mit Gipsbein und Krücken sitzt auf einer Bank.

Wir versuchten dennoch, das Beste aus den Möglichkeiten zu machen. So gab es Stadtrundfahrten an Stelle von Rundgängen, Marcus holte Essen aus benachbarten Restaurants aufs Zimmer und kurze Strecken humpelte ich an meinen Krücken. Wir erfuhren viel Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme. Und waren letztendlich froh, dass wir eine Reisekrankenversicherung hatten, die für einen bequemen Rückflug nach Hause sorgte.

Welche Auswirkung haben Grenzerfahrungen auf Reisen?

Jede Erfahrung, die wir machen prägt uns. Sei es im positiven oder negativen Sinne.

Bisher haben wir zum Glück noch keine wirklich bedrohlichen Erfahrungen machen müssen. Gelernt haben wir trotzdem aus den vielen Erlebnissen fernab unseres Alltags.

Das sind unsere Erkenntnisse aus vielen Reisen:

Vieles ist nicht so gefährlich, wie es dargestellt wird

Glaubt man einigen Berichten in Medien, so wird man in Mexiko und weiten Teilen Lateinamerikas auf Schritt und Tritt überfallen. Wir waren inzwischen einige Monate in Lateinamerika unterwegs und haben keinerlei Kriminalität erfahren.

Natürlich beachten wir die nötigen Vorsichtsregeln, siehe auch unseren Artikel Sicherheit auf Reisen. Darüber hinaus machen wir uns nicht verrückt.

Persönliche Grenzen akzeptieren

Wir haben persönliche Grenzen, ob körperlich oder mental. Die haben wir gelernt zu akzeptieren, ohne uns als Loser zu fühlen, weil alle anderen den Aufstieg auf den Gipfel schaffen.

Wichtig ist uns dabei, zu erkennen, wo die Grenze erreicht ist. Dann lege ich eben eine Pause ein oder bleibe zurück, wie bei der Wanderung auf Kuba.

Grenzübergang in Kambodscha.

Shit happens

Bei aller Vorsicht kann es doch passieren, dass wir mal übers Ohr gehauen werden, wie bei dem Trickbetrüger in Paris. Dann heißt es Schaden begrenzen und nicht unnötig ärgern.

Was geschehen ist, ist geschehen. Wir ärgern uns nicht unnötig, sondern blicken wieder nach vorne.

Kälte ist nicht unser Ding

Die Tour übers bolivianische Altiplano war landschaftlich ein Augenschmaus. Dennoch hat die ständige Kälte uns sehr zugesetzt, so dass für uns das Vergnügen getrübt war.

Unser Learning: unsere Reisen werden wir in klimatisch wärmere Regionen planen. Grönland oder Antarktis sind definitiv nicht unsere Ziele.

Es gibt überall freundliche und hilfsbereite Menschen

Eine Erfahrung, die wir in der Fremde immer wieder machen. Die allermeisten Menschen sind freundlich und wohlwollend.

Trotz Sprachbarrieren gab es überall Menschen, die uns helfen wollten. Und unser Vertrauen in fremde Menschen ist stetig gewachsen durch unsere Erfahrungen auf Reisen.

Egal, was passiert: immer das Beste draus machen

Unser Urlaub in Sizilien verlief durch meinen Unfall ganz anders als geplant. Dennoch haben wir das Beste daraus gemacht. Ich hätte mich auch klagend aufs Zimmer setzen können und auf die Abholung für den Rückflug warten können.

Statt dessen haben wir im Rahmen meiner eingeschränkten Mobilität die Möglichkeiten genutzt und so doch noch schöne Dinge erlebt.

Zusammenfassend können wir sagen, dass wir durch unsere unterschiedlichen Erlebnisse auf Reisen eine große Gelassenheit erlangt haben. Letztlich gibt es für jedes Problem eine Lösung. Und kleinere Ärgernisse regen uns längst nicht mehr auf.

Wie geht es dir mit solchen Erfahrungen auf Reisen? Berichte uns in den Kommentaren, was du erlebt und gelern hast!