Aktualisiert am 01/04/2021 von Gina

Die Soca (sprich: Sotscha) ist ein wunderschöner Gebirgsfluss in Slowenien. Sie entspringt im Triglav-Massiv und mündet unter dem Namen Isonzo in der Nähe von Triest in die Adria. Charakteristisch für die obere Soca ist ihr smaragdgrünes, kristallklares Wasser. Durch die Lage des Tales, das zum Mittelmeer hin geöffnet ist, ist das Klima mild und warm. Die hellen Karstfelsen und die majestätischen Gipfel des Triglav-Massivs bilden einen beeindruckenden Rahmen.

Slowenien Soca

Bei der Anreise gibt es schon tolle Ausblicke

Auf der Soca haben wir unsere ersten Wildwasser-Erfahrungen gemacht, bietet sie doch Wildwasser in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, ideal also, um das Paddeln zu lernen und sich langsam zu steigern. Außer Paddeln kann man sich natürlich auch mit Aktivitäten wie Wandern, Canyoning oder Paragliding die Zeit vertreiben.

Soca Slowenien Wandern

Schöne Landschaften kannst du beim Wandern bewundern

Los geht’s mit dem Kajak-Kurs an der Soca

Auf dem Campingplatz bei Bovec schlagen wir unsere Zelte auf. Der Platz ist fest in der Hand von Paddlern, überall liegen Kajaks und Paddel herum und hängen Neoprenanzüge und Paddeljacken zum Trocknen über den Leinen.

Kajaks liegen auf der Wiese.

Viele bunte Kajaks

Am ersten Tag geht es bei strahlendem Sonnen­schein nach Kobarid, wo wir unterhalb der Napole­onbrücke einsetzen. Hier auf dem relativ leichten Stück wollen die beiden Kajaklehrer Dany und Katrin unsere Fähigkeiten einschätzen. Die Soca begrüßt uns mit kristall­klarem, türkisem Wasser. Neugierig beobachten die Sonnenbadenden auf der strahlend weißen Sand­bank, wie wir alle kentern und unter Wasser aussteigen müssen. Katrin ist unerbittlich, auch wir Erfahreneren müssen einmal ins eiskalte Wasser, damit sie sicher ist, dass jeder im Notfall aussteigen kann. Danach geht es erst mal mit kleinen Spielchen zur Auflockerung los: vorwärts paddeln, rückwärts paddeln, Bogenschlag, auf der Kante paddeln und ein wildes Ballspiel. Und, so Dany, das Wichtigste beim Paddeln: „Immer lächeln!“

Kajakfahrer paddeln in einer Reihe auf der Soca.

Wie die Enten hinter der Mutter…

Nun paddeln wir los über leicht fließendes Wasser und kleine Schwälle. Für uns fürs Warmwerden ganz nett, für die Unerfahrenen schon die erste Herausforderung. Erste Kehrwasserübungen führen zu ersten Schwimmern. Aber Hauptsache Spaß dabei!

Abends nach dem opulenten Essen die Feedback-Runde: Alle schreien nach mehr. Dany ist sehr zufrieden mit dem Kursniveau und kündigt bereits für morgen für die Hälfte der Gruppe die „Friedhofsstrecke“ an, die andere Hälfte paddelt das Stück von unterhalb der 3. Klamm bis nach Cezsoca. Am Mittwoch sollen die Gruppen bzw. Strecken getauscht werden.

Bergtal mit Nebel.

Morgennebel im Tal

Von der Klamm zum Camp

Marcus und ich sind in der Gruppe, die mit Katrin das Stück bis Cezsoca fahren soll. Der Abstieg vom Parkplatz an der Straße mit dem Boot auf der Schulter ist steil und mühsam, aber schließlich haben wir es geschafft. Zunächst besichtigen wir vom Ufer und von einer Hängebrücke aus die dritte Klamm: fast senkrechte weiße Kalksteinwände bilden einen schmalen Einschnitt, in dem tief unter uns smaragdgrün das Wasser schimmert.

Paddlerin fährt in enge Klamm auf der Soca.

Hinter der dritten Soca-Klamm

Dann geht es los, auf etwas lebhafterem Wasser als gestern. An mehreren Stellen wird traversieren und Kehrwasserfahren geübt, wobei wieder einige baden gehen. Aber bei strahlendem Sonnenschein und über 30 Grad ist die Abkühlung recht. Mittags machen wir bei unserem Campingplatz Pause, bevor wir das letzte Stück bis Cezsoca in Angriff nehmen. Nach einem lebhaftem, leicht verblocktem Schwall erreichen wir unsere Ausstiegstelle und sind relativ früh am Nachmittag wieder zurück. So bleibt uns noch Zeit für einen kleinen Bummel durch Bovec, wobei wir allerdings bei jedem Schritt die Folgen der ungewohnt intensiven Bewegung der letzten zwei Tage spüren! Ein Tag Pause wäre jetzt auch nicht schlecht…

Rotes Kajak auf grünem Wasser.

Paddeln auf kristallklarem Wasser

Abends erwarten wir mit Spannung die Rückkehr der „Friedhofsgruppe“. Die sehen dann auch ziemlich erschöpft aus und berichteten von diversen Kenterungen.

Der Höhepunkt: Die Friedhofstrecke

Am nächsten Tag werden die Gruppen getauscht. Wir sind schon ein wenig nervös nach den Schilderungen der anderen und sehr gespannt, was uns er­wartet und wie wir die Schwierigkeiten meistern werden. Aber Dany setzt unerschütterliches Ver­trauen in unsere Fähig­keiten, was uns wiederum beruhigt. Außerdem könne jeder das erste Stück der Friedhofstrecke besichtigen und dort auch aussteigen, wenn man es sich nicht zutraue.

Die Soca fließt zwischen den Hügeln.

Wie ein türkises Band liegt die Soca zwischen den Hügeln

Wir fahren nach Zaga, wo wir uns auf zunächst leichtem Wildwasser warm paddeln. Dany übt mit uns, wie man sich gegen einen Fels lehnt, gegen den man unvor­sichtigerweise quer ge­trieben wurde, wie man mit Anlauf Steine über­springt, denen man nicht mehr ausweichen kann und immer wie­der Kehrwasser anfahren. Und natürlich: „Immer lächeln!“ Die gelernten Manöver können wir auf der Strecke bis zur Ton­kuhle immer wieder üben, Steine, die so gerade aus dem Wasser gucken, gibt es auf Grund des niedri­gen Wasserstands ge­nug.

Gruppe von Paddlern auf der Soca.

Genug “Übungssteine” im Bach

An der Tonkuhle wird Pause gemacht, die mitgebrachten Brote ver­zehrt und dann die Ein­gangsstelle zum „Fried­hof“ besichtigt. Keiner von uns will kneifen und hier aussteigen, und so sitzen wir bald alle wieder in unseren Booten und pad­deln hinter Dany her. Leb­hafte Schwälle, Kata­rakte, große Wellen, Verblockungen – Wild­wasser III sind wir bis­her noch nie gepaddelt. Es gibt genügend große Kehrwässer, in denen wir uns immer wieder sam­meln und Dany uns den nächsten Abschnitt er­klärt. Und dann geht´s wieder weiter, es schäumt und spritzt um uns herum und es macht Riesen­spaß! Angst? Völlig ver­gessen. Immer lächeln!

Paddlerin auf grünem, schäumenden Wasser.

Los geht’s in die Friedhofsstrecke!

Die neu erworbenen Fä­higkeiten bezüglich der Kollision mit Steinen kann ich schon gut einsetzen, ich rumpele zwar den ein oder anderen Felsen an, kann mich aber immer wieder abfangen. Dany lobt uns unermüdlich und mit einer Begeisterung, als seien wir die Paddel-Koryphäen schlechthin. Das ist Balsam für unsere Seelen, unser Selbstver­trauen wächst mit jeder Schwierigkeit, die wir meistern. Als Dany uns an einer Stelle zwei Möglich­keiten der Weiterfahrt anbietet: rechts Chicken Way, links Action Line, ist die Entscheidung bei al­len gleich: „Chicken Way? Nichts für uns! Wir neh­men die Action Line.“ Und wir meistern sie.

Kajak fährt durch eine schäumende Welle.

Action ist immer gut

Nach dem letzten dicken Schwall (mit einem dicken Stein in der Mitte) taucht die Hängebrücke von Trnovo auf und damit die Ausstiegsstelle. Wir sind erstaunt: Schon vorbei? So schnell? Und ich bin als Einzige nicht geken­tert! Stolz und euphorisch kehren wir zum Cam­pingplatz zurück, und obwohl wir heute ganz schön reingehauen ha­ben, fühlen wir uns nicht halb so erschöpft wie an den Tagen zuvor.

Zwei Paddler auf schäumendem Wildwasser der Soca.

Furioses Finale der Friedhofsstrecke

Ausklang auf der Friedhofstrecke

Der letzte Kurstag bietet uns die Möglichkeiten, eine längere, gemütlich Tour mit oder ohne Fried­hofstrecke zu fahren oder noch einmal durch den Friedhof heizen. Marcus und ich entscheiden uns mit drei weiteren Teilnehmern für Letzteres. Am Rafteinstieg setzen wir ein. Auch an diesem Tag lerne ich noch etwas, als Dany meine Kollisionsnei­gung mit Felsen aller Art begutachtet und meint: „Du darfst den Stein nicht angucken. Guck auf die Lücke, durch die du fah­ren willst.“ Und siehe da, es funktioniert: konse­quentes Ignorieren des bedrohlichen Felsens führt mich sicher an ihm vorbei. Ich bin begeistert und ramme bei meiner zweiten Durchfahrt durch die Friedhofstrecke deut­lich weniger Steine als bei der ersten. Trotzdem lande ich diesmal im Wasser, aber es ist ja wieder warm und son­nig…

Kajak auf hellgrünem Soca-Fluss.

Immer der Welle nach

Zum Schluss der Tour fordert Dany mich auf, vorzufahren. Nur noch eine Stelle, das kannst du! Ich will ja nicht kneifen, also auf! Dieser letzte dicke Schwall, der mit dem dicken Stein in der Mitte. Den Stein sehe ich allerdings viel zu spät, also muss Plan B ran: mit Schmackes drauf zu und drüberspringen! Klappt auch, und zum Glück auch bei den anderen, die fröhlich hinter mir her ge­paddelt sind… Immer lächeln!

Mit diesem Artikel nehme ich an der Europablogparade von Trip to the Planet teil.

Slowenien bietet natürlich noch viel mehr als Paddeln im Soca-Tal. Die 10 schönsten Sehenswürdigkeiten des kleinen Landes findest auf dem Urlaubsreiseblog von Tina.